Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
Ich war mir in den letzten paar Tagen meiner Brüste bewusster geworden als in den letzten Jahren– und das behagte mir ganz und gar nicht. In der fünften Klasse inmitten all jener zu sein, die noch flach wie ein Brett waren… Es war einfach leichter, sich zu verhüllen, still zu sein und zu hoffen, dass alle vergessen würden, dass ich anders aussah.
    Megan drehte sich um und fixierte Mrs. Hawkins. » So hat sie sich vorher noch nie benommen, und auch wenn sie das jetzt tut, warum dann nur für ein paar Stunden? In derselben Nacht, in der Emily Cooke ihren Verstand verlor, im Nachthemd oder so im Finstern umherwanderte und sich ermorden ließ? Machen das sich entwickelnde Mädchen etwa so? «
    Mrs. Hawkins hüstelte geziert. » Nun ja, da ist etwas dran « , sagte sie im nächsten Moment. Sie lehnte sich zu Megan und mir herüber und meinte mit gesenkter Stimme: » Mal im Ernst, Mädchen, als Schulkrankenschwester kann ich da recht wenig tun. Ich bin lediglich hier, weil ich letztes Jahr Gesundheits- und Sexualerziehung unterrichtete, und ich wäre entlassen worden, wenn ich den Posten hier nicht übernommen hätte. «
    Wie beruhigend.
    Sie schlurfte in Richtung eines Aktenschranks neben der Tür und riss ihn auf. Dann sagte sie: » Emily, soweit ich das beurteilen kann, scheint es dir gut zu gehen. Solltest du jedoch beunruhigt sein, dann lässt du dich von deiner Mutter besser zu einem richtigen Arzt bringen. «
    » Ihre Mutter ist tot « , meinte Megan ganz lässig.
    Mrs. Hawkins kehrte dem Aktenschrank den Rücken und griff sich mit einer Hand an die Brust. In der anderen Hand hielt sie ein Bündel Broschüren. » Das tut mir leid, meine Liebe, das wusste ich nicht. «
    » Oh, schon in Ordnung, ich war zwei, als es passierte « , entgegnete ich.
    » Trotzdem, meine Liebe « , fuhr Mrs. Hawkins fort. » Die Beziehung einer Tochter zu ihrer Mutter ist sehr wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich keine Mutter gehabt hätte, die mich an den Fallstricken des Erwachsenwerdens vorbeigelotst hätte. «
    Wenn ich mich nicht schon vorher unwohl gefühlt hätte, dann mit Sicherheit jetzt. Das Letzte, was ich wollte, war ein Gespräch mit der Schulkrankenschwester über das Aufwachsen ohne Mutter. Also sagte ich nur: » Ich habe meinen Vater und meine Stiefmutter. Einer von den beiden wird das wohl in die Hand nehmen können. «
    Mit einem Lächeln, das ihre plumpen Wangen nach oben wandern ließ, händigte mir Mrs. Hawkins die Broschüren aus. » Schön, das zu hören. Blättere die mal durch, und schau, was davon deinem Problem am nächsten kommt. Ich war auch einmal ein Mädchen und weiß alles über die Stimmungen, denen wir ausgesetzt sind. Solltest du jedoch meinen, dass mehr dahintersteckt… «
    Ich hielt die Broschüren nebeneinander. Auf der ersten stand » Himmelhoch jauchzend– zu Tode betrübt: Die zerstörerische Macht einer manischen Depression « . Auf der nächsten hieß es: » Du wirst also eine unverheiratete Teenager-Mutter? «
    » Vielen Dank. « Ich packte meinen Rucksack, der neben mir lag, und hüpfte vom Tisch. Ich war entnervt– Megan war mir etwas zu offen mit den Ereignissen der letzten Nacht umgegangen. Zum Glück hatte sie den Teil weggelassen, wo ich aus dem Wagen gesprungen war. Außerdem hegte ich den Verdacht, dass Mrs. Hawkins mich für einen totalen Freak hielt. Bevor die Krankenschwester noch etwas entgegnen konnte, riss ich die Tür auf und ging hinaus.
    Das Krankenzimmer war mit dem Vorzimmer des Sekretariats verbunden, in dem ein paar ältliche Sekretärinnen herumliefen, die in Gespräche darüber verwickelt waren, wie sie Teenager vom Randalieren abhalten könnten, mit dreisten Eltern umgehen sollten, und so weiter.
    Ich trat von dem Büro auf den Flur hinaus. Das Mittagessen war längst vorüber, und die vierte Stunde hatte bereits begonnen. Ich hätte mir von Mrs. Hawkins eine Bescheinigung geben lassen sollen, doch ich beschloss, mich ehervon meinem Englischlehrer anmeckern zu lassen, als noch einmal von der Krankenschwester gepiesackt zu werden.
    » Hey Emily, warte doch! « Megan holte mich auf dem Flur ein und ergriff meinen Arm. » Was für eine Zeitverschwendung « , brummte sie. » Erinnere mich bitte daran, in dieser Schule niemals ernsthaft verletzt zu werden– mit der da als potenzieller Lebensretterin. «
    Ich betrachtete die Broschüren, öffnete den Reißverschluss meines Rucksacks und steckte sie hinein. Ob es wohl eine Broschüre

Weitere Kostenlose Bücher