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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Gutenacht-Geschichte Alan-Moore-Comics vorlasen. Er brachte mich gewissenhaft zu meinen Kursen, als ich noch klein und davon überzeugt war, dass Tanzen meine Berufung im Leben war. Er verpasste nie eine Vorstellung, unabhängig davon, wie lächerlich meine Rolle war oder wie lange er in jener Woche noch an seinen jeweiligen Bauplänen hatte arbeiten müssen. Als ich damit aufhörte, ließ er mich einen Taekwondo-Kurs machen, bis mir klar wurde, dass ich auch nicht zur Action-Heldin taugte. Er schien erleichtert zu sein, als ich ihn zu meinem nächsten Geburtstag lediglich um ein neues Bücherregal und einen Packen alter Horror- DVD s bat. Doch ich wurde älter, und er ebenso. Er begegnete meiner Stiefmutter, die schließlich mit Dawn bei uns einzog. Ich bekam mehr Hausaufgaben auf und verbrachte meine Freizeit entweder mit Megan oder alleine oben in meinem Zimmer. Ich hatte einfach angefangen, mich zu verändern – und obwohl er mein Dad war, gab es vieles, worüber ich mit ihm im Gegensatz zu Megan nicht sprechen konnte. Nicht, dass es eine große Rolle gespielt hätte, nachdem meine Stiefmutter beim abendlichen Fernsehen meinen Platz eingenommen hatte und mein Dad sich die Zeit mit Spielen vertrieb, wenn er gerade keine Baupläne zeichnen musste. Es war also nett, so mit ihm hier zu sitzen, nur wir beide, und gemeinsam Spaß am Kampf der Pixel auf dem Bildschirm zu haben, die Glitzereffekte herumwirbeln ließen. Mir kam alles wieder in den Sinn, als ich ihm dabei zusah, wie er auf die Tastatur hämmerte und seine Augen hin und her zuckten, während er seinen Spieler bewegte. Genau in diesem Augenblick wünschte ich mir sehnlichst, es gäbe wieder nur uns beide vor der Zeit, in der ich mich entwickelt hatte, vor der Zeit in der Junior High und der Highschool, vor der Zeit von Megan, Dawn und meiner Stiefmutter… Vielleicht hätte ich ihn dann um Hilfe bitten können. Stattdessen räusperte ich mich. Als er nicht darauf reagierte, versetzte ich ihm einen Schlag auf die Schulter.
    » Hm? « Er warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf den Monitor konzentrierte.
    » Also, Megan wollte heute Abend noch herkommen. Geht das in Ordnung? «
    » Nein! « Während er mit seinem Zeigefinger unablässig auf eine der oberen Tasten seiner Tastatur eindrosch, fluchte er leise vor sich hin. Ich sah, wie sein Spieler tot umfiel und alles grau wurde, als er sich in einen kleinen animierten Geist verwandelte.
    » Ich hasse Gnome. « Er nahm sein Head-Set ab und wandte sich mir zu. » Was war das? Irgendetwas über Megan? «
    » Ja « , sagte ich. » Kann sie rüberkommen und vielleicht hier übernachten? « Früher hätte er gefragt, warum, oder sogar vorgeschlagen, dass wir uns einen netten Abend machen könnten, bei dem die Frage nach eventuellen Hausaufgaben bequemerweise unter den Tisch gekehrt worden wäre, damit wir lange aufbleiben und einen Fernsehmarathon mit Nightmare On Elm Street veranstalten könnten.
    » Aber sicher « , meinte er. » Ich wünsche euch viel Spaß. « Damit wandte er sich wieder seinem Spiel zu und steckte den Geist seines Spielers wieder in dessen Körper zurück. Damit war der Vater-Tochter-Abend zu Ende.
    Ich deponierte meinen Stuhl wieder an seinem Platz unter dem Esstisch, nahm meine Tasche und ging nach oben in mein Zimmer. Dann setzte ich mich an den Computer, ging online und gab bei Google » Emily Cooke « ein. Ich arbeitete mich durch die Suchergebnisse und ignorierte die Links, die ich bereits angeklickt hatte. » So, andere Emily, wer warst du? « , murmelte ich vor mich hin. Ich fand einiges, was ich tags zuvor nicht entdeckt hatte, nachdem mich Terrance Segdwicks Nachricht auf Emily Cookes Blog so abgelenkt hatte. Als ich einer Reihe von Links nachgegangen war, stellte sich heraus, dass Emily Cooke nicht nur einen Blog hatte– sie hatte eine eigene Internetseite. Nichts Aufregendes, wahrscheinlich eher eines jener Programme, die in einem Paket enthalten waren, aber stilvoller als die meisten Highschool-Websites, die ich bisher gesehen hatte. Die Site war voller Gedichte, Skizzen und skurriler Aquarellbilder. Es gab eine Galerie mit Schwarz-Weiß-Fotografien, von denen ich nicht sicher war, ob sie sie lediglich mochte oder aber selbst geschossen hatte. Ich fand sie bemerkenswert– Fotos von Menschen im Profil, die ich nicht erkannte, sowie von interessanten Haushaltsgegenständen. Sie alle hatten scharfe Kontraste, die ihre Mängel aufdeckten und sie derart unvollkommen

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