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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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Gartenmöbel, vernahm die wütenden Schreie des Mörders und das todbringende Knurren des Wolfs.
    Ich stand einfach nur da, mit bebender Brust, und sah vor Wut rot. Meine Finger- und Fußnägel schmerzten, Magen und Brust drehten und wanden sich unter dem Rollkragenpullover. So wie die Tagsüber-Emily auf ihre Verwandlung in mich gewartet hatte, begrüßte ich die Umwandlung in die Werwolf-Emily mit offenen Armen. Ich war zwar stark, doch als Wölfin war ich stärker. Und in diesem Moment drehte sich bei mir alles darum, den Mann zu erwischen, der Emily Cooke getötet, Dalton McKinney ins Krankenhaus gebracht und dann versucht hatte, mich nicht nur einmal, sondern zweimal zu töten. Darum scherte ich mich auch nicht um die Schmerzen. Mein Gesicht wurde in eine neue Form umgemodelt, als bestünde ich aus Lehm. Ein Schwanz bildete sich auf Höhe des Steißbeins und drang durch das Loch, das ich vorsorglich in meine Hose geschnitten hatte. Die Turnschuhe, die ich trug, zerrissen, als meine Füße wuchsen, doch der Rollkragenpullover und die Schlafanzughose dehnten sich mit meinem mutierenden Körper mit. Ich war ganz gewiss der modebewussteste Werwolf der Stadt. Dann war es vorbei. Ich sah alles nur noch Grau in Grau, und mein Gehirn wurde mit Gerüchen regelrecht bombardiert: mit nassem Gras, dem metallischen Geruch frischen Bluts, dem Moschusduft meines Gefährten.
    Ein verängstigtes, schmerzerfülltes Jaulen durchdrang die Nacht, und meine aufgerichteten Ohren spitzte sich gespannt. Mein Gefährte– er war verletzt. Der Mörder hatte ihn erwischt.
    Knurrend stellte ich mich auf alle viere und schoss in Patricks Garten. Dort sah ich sie, wie sie sich im Patio gegenüberstanden. Um sie herum lagen Korbstühle, und die angebrannte Kohle aus einem umgestürzten Grill hatte sich über die Betonplatten verteilt. Der andere Werwolf stand da und hielt sich den Bauch. Zwischen seinen Klauen quoll dunkles Blut hindurch. Er wimmerte, dann schnappte er mit seinen Fängen nach dem Attentäter, als dieser nach einem neuen Ziel für sein Messer suchte.
    Ich schlich mich hinter den Mann, wobei meine scharfen Krallen leicht über den Boden des Patios klapperten. Er fuhr herum und sah mich. Überraschung, wollte ich sagen. Doch alles, was dabei herauskam, war ein geknurrtes Jaulen.
    Die Augen des anderen Werwolfs verengten sich entschlossen. Als hätten wir schon ein Leben lang gemeinsam gejagt, umkreisten wir den Mörder in geduckter Körperhaltung. Wir umkreisten ihn mit langen, tänzelnden Schritten und knurrten dabei aus voller Kehle.
    Der Mörder versuchte zu entkommen. Er schoss zwischen mir und dem anderen Werwolf hindurch und rannte, so schnell er konnte, über das ausgebleichte Gras.
    Nicht schnell genug.
    Laut aufheulend stellte ich die Beine dicht nebeneinander und sprang. Ich schoss durch die Luft, bevor ich genau bei den Fersen des Mörders landete. Dann riss ich mein Maul weit auf und packte seinen rechten Arm mit den Zähnen. Er schrie auf, als ich die Klauen meiner Pfoten im Gras versenkte und ihn nach hinten zog.
    Seine Hand öffnete sich, und das blutverschmierte Jagdmesser fiel mir vor die Füße. Er befreite sich aus seinem langen Mantel und begann wieder loszurennen, doch der andere Werwolf baute sich vor ihm auf und versperrte ihm den Weg.
    Der Schein des Mondes ermöglichte es meinen Wolfsaugen, sein Gesicht so deutlich zu sehen, als würde er im hellen Tageslicht stehen. Der Mann hatte versucht, mich zu töten. Hatte versucht, Dalton und den anderen Werwolf zu ermorden, und es geschafft, Emily Cooke umzubringen.
    Emily Cooke.
    Eine von uns, wie mir bewusst wurde. Der Gedanke entstammte meinem Wolfsgehirn, und obwohl ich mir nicht ganz sicher war, was das bedeutete, fühlte es sich richtig an. Dieser Mann hatte mir eine meiner Artgenossinnen genommen… Wut kochte in meinen Adern und hämmerte in meinem Kopf. Mein menschliches Gehirn schaltete sich aus, sowohl das der Tagsüber- als auch das der Nächtlichen Emily. Ich geriet derart in Rage, dass ich nicht mehr wusste, wie ich damit umgehen sollte. Mein Wolfsgehirn hingegen wusste es genau.
    Der andere Werwolf und ich knurrten mit vereinten Kräften. Geifer tropfte aus unseren Mäulern. Wir kamen ihm auf allen vieren näher– Schritt für Schritt. Der manische Ausdruck in den Augen des Mannes war dem der Furcht gewichen. Knurrend sprangen wir los. Wir fielen wie ein Bündel gemeinsam zu Boden und begruben den Mann unter uns. Beide gingen wir ihm an die

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