Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
ein Lachen. Sicher war mein nächtliches Ich mehr als nur ein bisschen unmenschlich, aber etwas hatten die Filme und Bücher, was Werwölfe betrifft, falsch interpretiert: Ich war kein böses, unkontrollierbares Monster. Natürlich war ich ein gewisses Etwas, doch als ich mit Dawns Kleid zwischen den Fängen durch das nächtliche Seattle gerannt war, hatte ich mit ziemlicher Sicherheit gewusst, dass ich kein durchgedrehtes Biest war. Ein Teil von mir war stets präsent geblieben. Hätte ich nicht so riesige Angst gehabt, hätte ich der Situation auch besser Herr werden können, da war ich mir sicher. Ich ließ das Fensterbrett los, duckte mich und lehnte mich mit dem Rücken an die Mauerverkleidung unterhalb von Patricks Zimmer. Ganz schwach konnte ich den Rhythmus der Musik hören, die er sich etwas zu laut über seine Kopfhörer anhörte, dazu das Knarzen seines Bettes, wenn er seine langen Beine ruhelos hin und her bewegte. Vielleicht putschte er sich so auf, mit Death Metal und einem Buch über Serienmörder. Wie auch immer… sobald er das Haus verließ, würde ich für ihn bereit sein.
    Zu meiner Rechten wurde eine Tür zugeknallt. Ich hörte, wie jemand würgte und in den Garten des Nebenhauses torkelte.
    Ich konzentrierte mich noch immer auf die Geräusche, die aus Patricks Fenster drangen, ließ mich schließlich auf alle viere fallen und kroch vorwärts. Im blassen Schein des abnehmenden Mondes konnte ich nicht viel erkennen, doch stolperte jemand über den Patio und hielt sich den Magen, während er gegen die Gartenstühle rempelte.
    Dann roch ich es. Roch ihn. Den anderen Werwolf.
    Was für ein Zufall, oder? Ein Werwolf, der genau neben einem Werwolf-Jäger wohnte. Doch wenn dies der Fall war, warum hatte Patrick dann den Jungen von nebenan nicht als Erstes eliminiert? Um die Aufmerksamkeit nicht auf sich und seine Nachbarschaft zu lenken? Ich beschloss sicherzugehen, dass Patrick noch immer dort war, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, und dann endlich loszuziehen, um mir den anderen Werwolf zu schnappen und herauszufinden, wer er wirklich war.
    Urplötzlich stand er da, direkt hinter mir. Der Schütze.
    Ich erstarrte. Er war gekleidet wie das letzte Mal– langer Mantel, Hut mit Krempe. In dem Lichtschein, der aus Patricks Zimmer fiel, konnte ich jedoch sein Gesicht sehen.
    Er war schon etwas älter– mindestens Mitte vierzig. Sein Gesicht war schmal und lang, seine stoppeligen Wangen hingen leicht herab. Dunkle Augen blickten manisch unter der runden Brille hervor, die weiß aufblitzte, als sie das Licht reflektierte.
    Ich hatte keine Ahnung, wer er war.
    » Emily Webb? « , fragt er. Seine tiefe, raue Raucherstimme hallte in meinem Kopf wider und brachte die schrecklichen Erinnerungen an unser erstes Zusammentreffen zurück. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren hob er die Pistole hoch, den Finger am Abzug.
    Meine Gedanken rasten, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Da wurde ich von einer rasenden Wut erfasst. Bevor er den Abzug betätigen konnte, schoss ich vorwärts und stürzte mich auf ihn. Gemeinsam gingen wir im Gras zu Boden, und sein ekelerregender Gestank drang durch meine Nasenlöcher. Ich rang mit seinem Arm, mit dem er versuchte, mich abzuwehren, die Waffe nach unten auszurichten und mich zu erschießen. Mit den Schenkeln drückte ich seinen Oberkörper nach unten und griff nach seiner Waffe. Er boxte mich kontinuierlich in die Seite, also ballte ich meine rechte Hand zur Faust und schlug zu. Es war ein gewaltiger Schlag, härter, als ich erwartet hatte. Er hielt mitten im Kampf wie erstarrt inne. Ich schlug seine linke Hand derart kräftig gegen den Boden, dass er die Waffe fallen ließ. Sie schlitterte über das Gras und verschwand im Dunkel von Patricks Garten. » Du hast also geglaubt, du könntest dich mit mir anlegen, nicht wahr?! « , brüllte ich ihm ins Gesicht, während Speicheltropfen aus meinem Mund auf seine Brille spritzten. » Da hast du dir das falsche Mädchen ausgesucht. « Ich lehnte mich zurück, hob meinen rechten Arm und schlug ihm in sein blasses Gesicht. Sein Kopf flog zur Seite, und er schrie verblüfft auf. » Warum? « , schrie ich. » Warum hast du sie umgebracht? Warum bist du hinter mir her? «
    Er funkelte mich mit schwarzen, wutentbrannten Augen an. » Du… « , knurrte er.
    Ich packte ihn mit meiner linken Hand am Nacken, meine Fingernägel gruben sich in sein weiches Fleisch, und ich holte mit der linken Faust aus. » Sprich schon, ich kann dich nicht

Weitere Kostenlose Bücher