Die Verwandlung
wäre Ihnen nicht gut, Mr. Savage.
FS: Ja, das war recht… anschaulich. Blut bekommt mir nicht gut, fürchte ich.
PA: Mir auch nicht. Na ja, zumindest früher.
FS: Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um über die, ähm, » Schattenmänner « zu sprechen.
PA: Wenn Sie wollen.
FS: Da du die Erste in der Untergruppe der Andersartigen bist, die in der Lage war, die Schattenmänner zu sehen, erzähl mir bitte, was du dabei empfandest.
PA: Ich sah sie ausschließlich, wenn ich eine Wölfin war. Und ich denke, ich habe sehr deutlich gesagt, wie ich mich fühlte, als ich sie sah.
FS: Du hattest Angst, ja, aber hast du, abgesehen davon, noch etwas empfunden? Haben dich deine Sinne als, ähm, Wölfin spüren lassen, aus welchem Grund du die Schattenmänner wahrnehmen konntest?
PA: Nein.
FS: Nein?
PA: Nein. Ich hatte ganz schön Angst und wollte, dass sie verschwinden.
FS: Waren da nicht noch andere… Empfindungen? Keine Hoffnung? Oder Begeisterung? Nichts in der Art? (Schweigen. PA antwortet nicht.)
FS: Nun ja, nachdem du den Schattenmännern in der ersten Woche nicht noch einmal begegnet bist, denke ich, wir können darauf zurückkommen, wenn wir über die zukünftigen Berichte sprechen, die du noch schreiben wirst.
PA: Ich schätze schon.
FS: Jetzt lass uns unsere jeweiligen Entdeckungen bezüglich des Mörders vergleichen, erstens… (Ein Pfeifton ertönt.)
PA: Sie haben eine Nachricht bekommen.
FS: Ich habe es gehört, vielen Dank. (Einen Moment lang herrscht Stille.)
PA: Worum geht es?
FS: Hm? Oh, nichts, absolut nichts.
PA: Geht es um die Geräusche, die wir vorhin gehört haben?
FS: Das hat nichts mit dir zu tun. Lass uns unsere Unterhaltung unterbrechen. Ich denke, da wir ständig gestört werden, sollten wir uns darauf konzentrieren, mit deinem Bericht zum Ende zu kommen. Ich werde dann deine Befragung zu einem passenderen Zeitpunkt wiederaufnehmen.
PA: Na schön.
17
Aber zuerst etwas anzuziehen
Am nächsten Morgen erwachte ich so früh, dass die Sonne kaum über den Bäumen stand. Ich wurde von Empfindungen geradezu überwältigt. Den Arm hatte ich um weiche Haut gelegt. Meine Kleidung war feucht vom Tau. In meinem Mund war ein ranziger Geschmack, und auf meinen Zähnen und in meinem Hals lag ein fauliger Belag. Ich öffnete die Augen, blinzelte und entdeckte, dass ich mein Gesicht in einem Gestrüpp aus braunem Haar vergraben hatte. Im Hinterkopf von irgendjemandem. Nein, das war nicht irgendjemand. Es war der andere Werwolf. Der Junge, den ich verfolgt und für Patrick gehalten hatte, der es jedoch höchstwahrscheinlich gar nicht gewesen sein konnte. Um sicherzugehen, schnüffelte ich an dem nackten Hals des Jungen. Ich empfand den Duft als weniger intensiv, als ich das als Nächtliche Emily oder als Werwolf-Emily getan hatte, aber er war da. Ein beruhigender, tröstender, moschusartiger Duft, der bis in meine Eingeweide drang. Einen Moment lang lag ich auf dem ausgebleichten Gras mit meinem Arm quer über seiner Brust, die sich im Schlaf hob und senkte. Langsame, gleichmäßige Herztöne unter meiner Hand.
Dann wurde mir klar: Obwohl ich noch immer meine Pyjamahose und den eng anliegenden Rollkragenpullover anhatte, lag ich in der Löffelstellung mit einem nackten Jungen in einem fremden Garten, während…
Der Mörder.
Erschrocken setzte ich mich auf, ließ den Jungen los und blickte mich um. Ohne meine Brille sah ich alles verschwommen, doch konnte ich gut genug sehen, um zu wissen, dass sich der Leichnam noch dort befand, wo wir ihn liegen gelassen hatten. Er lag ganz still da, während eine Krähe auf seiner Brust saß und ihren Kopf nach unten schwang, um den klaffenden Hals des Toten zu inspizieren. Mir drehte sich der Magen um. Ich hob einen kleinen Stein auf und warf ihn nach dem Vogel. Er krächzte, schlug mit den Flügeln und flog in den grauen Himmel hinauf. Ich schloss die Augen und wandte mich ab. Ich wollte die Leiche nicht sehen, konnte nicht an das denken, was letzte Nacht geschehen war, obwohl ein Teil von mir froh darüber war. Plötzlich wurde mir klar, warum ich einen so grauenvollen Geschmack im Mund hatte, und ich hätte mich am liebsten übergeben.
Der schlafende Junge, der ebenfalls ein Werwolf war, begann sich unter Stöhnen aufzurichten.
Ich öffnete die Augen und schaute mir seinen blassen nackten Bauch mit der Schnittwunde an. Sie war verheilt, und außer einer schwachen Narbe war nichts von ihr übrig geblieben. Dann entdeckte ich, dass meine
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