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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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Vergangenheit per ›Reine-Machen‹ für die Kinder in die Verwöhnungsfalle getappt war.
    Jetzt ist übrigens ein erster guter Zeitpunkt, die Aufzeichnungen Ihrer Beschäftigung mit dem Thema Verwöhnung mit den hier zusammengetragenen Gedanken in Bezug zu setzen.
    Zur Morphologie des Phänomens Verwöhnung
    Wer verwöhnt, verstößt gegen das Gesetz, denn ›alle Erziehungsmaßnahmen sind zum Wohle des Kindes durchzuführen‹. Dies verdeutlichen sowohl der Artikel 6 des Grundgesetzes, die §§ 1626 und 1627 des Bürgerlichen Gesetzbuches als auch Artikel 3 der UN-Kinderkonvention. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz von 1990 (SGB VIII) beschreibt im § 1: »Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.« Das Strafgesetzbuch ist das Instrument des Staates, Rechtsverstöße von Eltern oder anderen Erziehungsverantwortlichen zu ahnden, auch im Zusammenhang von Erziehungsaufgaben. 21
    Als weitverbreiteter Irrtum stellte sich manchmal innerhalb meiner Vortragstätigkeit und im Rahmen fachlicher Auseinandersetzungen heraus: Wer gegen die Verwöhnung antritt, fordert Strenge und Härte, ist gegen Genuss und Lust eingestellt, grenzt die Liebe aus! Wenn das ganze Thema auf einen Begriff gebracht werden soll, dann am ehesten auf den der Konsequenz. Denn wenn Menschen auch die Verantwortung für die Folgen ihres Verhaltens übernehmen, werden viele negative Auswirkungen erst gar nicht eintreten. Richtig ist: Wer der Verwöhnung den Kampf ansagt, fordert eine Neubesinnung im Kontakt mit Menschen, wobei dem Umgang mit sich kaum wehren könnenden Kindern ein ganz besonderes Augenmerk zukommt.
    Auf diesem Hintergrund entlarvt sich die Verwöhnung als Todfeind einer tragfähigen Investition in die Zukunft. Mit Ideenreichtum und Hinterlist gehen die Handelnden ans Werk und behindern den Prozess des Wachstums fundamental. Dies vereitelt eine optimale Förderung und Entwicklung zur Eigenständigkeit. Schwäche, Kraftlosigkeit und eine permanente Mutlosigkeit sind die Folgen. Demnach verhindert Verwöhnung ein Leben in Selbstverantwortung.
    Der einzelne Verwöhnvorgang für sich betrachtet wirkt oft vordergründig wie positive Zuwendung. Selbst wenn negative Aspekte schon in der Situation deutlich werden, setzen die Beteiligten in der Regel alles daran, ihr Handeln als liebevolles Umsorgen darzustellen.
    Um das verwöhnende Interaktionsgeschehen genauer erfassen zu können, hier eine grundlegende Definition:
    Verwöhnung ist das Resultat unangemessenen Agierens oder Reagierens auf Wünsche oder Verhalten.
    Positives erhält überproportionale Verstärkung und Negatives keine Begrenzung. Da im Leben außerhalb von Verwöhn-Systemen mit deutlich spürbaren Konsequenzen auf schädliches – insbesondere unsoziales – Verhalten zu rechnen ist, wachsen Verwöhnte immer intensiver in eine Scheinwelt hinein. So werden Kontakte zu anderen Wertungssystemen als bedrohlich erlebt, wird die Unwirklichkeit zum bevorzugten Aufenthaltsraum. Dieser Realitätsverlust zerstört auf Dauer jeglichen Lebensmut. Der Vorgang ist weder an bestimmte soziale Schichten noch an spezielle Altersgruppen gebunden. So durchzieht der Ungeist der Verwöhnung alle Lebensbereiche. Die Basis dazu wird überwiegend in den ersten Lebensjahren gelegt. Um diese subtilen kleinen Schritte ins Reich der Verwöhnung besser erkennen zu können, werden in einem ersten Ansatz einige Beispiele aus dem erzieherischen Alltag eingebracht. Intention und Vorgehensweise sind jedoch auf alle Lebensbereiche übertragbar.
    »Christoph!«, rief die Mutter, »Tini hat schon wieder ihr Pausenbrot vergessen. Nimm es gleich, wenn du zur Schule gehst, für deine kleine Schwester mit!« – »Deine Schuhe sind schon wieder weg? Frühestens morgen kann ich aber erst neue beschaffen, auch wenn ich nicht weiß, wie du jetzt schon zum dritten Mal Teile deiner Sportsachen beim Fußballtraining vergessen konntest.« – »Bei diesem Nieselregen brauchst du nicht mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, ich bringe dich schon mit dem Auto hin«, sagt die Mutter zu ihrem 15-jährigen Sohn. – »Meinst du nicht, ein Fernseher wäre als Weihnachtsgeschenk für eine Neunjährige viel zu teuer? Aber schreibe ihn mal auf den

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