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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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Kinder.
    ❯ Ausbleibende Herausforderung : Eltern oder andere Erziehungskräfte verhindern eine mutmachende Entwicklung.
    Dies hat die Folgen: Nichtkönnen – Abhängigkeit – Anspruchshaltung.
    Gehen wir die Punkte einzeln durch: Falsches Helfen setzt immer dann ein, wenn wir für jemanden handeln, obwohl eine Mitwirkung oder Eigentätigkeit möglich bzw. notwendig wäre. So nachvollziehbar es ist, dass ein Säugling sich nicht selbst ankleiden oder versorgen kann, so selbstverständlich sollte Kindern von früh auf eine Mitwirkung ermöglicht werden. Demnach kann ein Baby beim Anziehen des Stramplers seine Füßchen durchdrücken, beim Essen bald den Löffel oder Becher selbst zum Mund führen und später auch den Anorak (fast) alleine anziehen. Da Kinder ›lernhungrige Welt-Erkunder‹ sind, wehren sie sich häufig auch gegen falsche oder störende Fremdeinwirkung mit dem programmatischen Satz: »Kann allein!« Ob es ums Brote-Schmieren, Zimmer-Aufräumen oder Hausaufgaben-Erledigen geht, immer sind die nötigen Umfeldbedingungen zu schaffen, um in die Eigenständigkeit zu gelangen.
    Bei der fehlenden Begrenzung geht es darum, nicht auf eine Scheinwelt, sondern auf das reale Leben vorzubereiten, in welchem Rücksicht, Akzeptanz und das Achten anderer Werte selbstverständlich sind. Mit dem Buch Kinder brauchen Grenzen hat Jan-Uwe Rogge schon vor Jahren auf diese Notwendigkeit hingewiesen. Indirekt verdeutlicht der Titel aber das tiefer liegende Problem. Denn nicht nur Kinder, alle Menschen und auch Völker brauchen Grenzen, um in diesen möglichst sicher zu leben. Würden diese aktiv berücksichtigt und vorgelebt, wären Rogges Ausführungen entbehrlich. Übrigens liegt die elterliche und gesellschaftliche Aufgabe nicht in erster Linie darin, Kindern ständig Grenzen zu setzen, sondern – wie schon ausgeführt wurde – die bestehenden Grenzen und Regeln eines angemessenen Zusammenlebens zu verdeutlichen.
    Das Ausbleiben von Herausforderungen zeigt sich immer dann, wenn man Kindern und Jugendlichen zu wenig zutraut. Wird hier dem Kleinkind der per Robben zu erreichen gesuchte Ball vor die Hände gelegt, erhält ein Dreijähriger nicht die Chance, per eigenständiger Bewegung ein Spielgerät zu erkunden. »Pass auf, dass du nicht fällst, dir nicht wehtust« usw. sind dann die Rufe. Weshalb ermutigen wir unsere Kinder nicht, unter Berücksichtigung diverser Schutzaspekte, ihr Können sich und anderen unter Beweis zu stellen? Und ein Kind ständig – oder ›nur bei Regen‹ – zur Schule zu fahren, verhindert dessen notwendige Bewegung, Bodenhaftung, räumliche Orientierung und Eigenständigkeit. 23
    Immer wenn also auf wichtige Lebensbereiche nicht entsprechend vorbereitet wird, können wir uns in diesen nicht zurechtfinden. Immer wenn wir etwas nicht können, das Ergebnis aber doch wollen, sind wir auf könnende und bereite Menschen angewiesen, von ihnen abhängig. Solange diese aus naiver bzw. falscher Nettigkeit für die Verwirklichung Sorge tragen, leidet der Verwöhnte keinen Mangel. Im Gegenteil, er/sie kommt anstrengungslos zum Ziel. Signalisiert aber irgendwann das Umfeld, dass der Nachwuchs nun doch selbst die Zuständigkeit zu übernehmen hätte, wird dieser sofort versuchen, das zu erreichen Gesuchte per Anspruch durchzusetzen. »Mama (bzw. Papa), ich kann es doch nicht, und du weißt das ganz genau. Du wirst mich doch nicht hängen lassen?« Welch groteske Züge das wohlige Einnisten im ›Hotel Eltern‹ annehmen kann, zeigte eine Zeitungsmeldung aus Italien. Hier hatten Politiker in die Diskussion eingebracht, Eltern per ›Entsorgungs-Prämie‹ einen finanziellen Anreiz zu verschaffen, um die nicht erwachsen werden wollenden 30-Jährigen aus dem Haus zu weisen.
    Von gefährlichen Fallen und typischen Versuchungen
    Neben den bisher beschriebenen Aspekten zur Verwöhnung gibt es Gegebenheiten, die in besonderem Maße zur Verwöhnung führen können bzw. diese geradezu provozieren. Mal sind es zeitbedingte oder grundlegende Besonderheiten aufseiten des Kindes, mal verstärken bestimmte Situationen eine Reduzierung der erzieherischen Verantwortung. Allen Beispielen ist gemeinsam, dass den Erziehenden entweder die Klarheit im Blick oder die Kraft für die Umsetzung dessen fehlt, was für das weitere Leben der Kinder wirklich wichtig ist. Paaren sich fehlender Durchblick und ausgeprägte Schwäche, wird die Verwöhnung umso stärker das Handeln bestimmen.
    Prädisponierende Fakten
    »Du bist mein

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