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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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für eine Ablehnung erfahren zu können, führt dies meist zu Ärger und Unverständnis, da sie sich selbst häufig stark überschätzen. Wie ein solch unangemessenes Selbstbild gestützt werden kann, wird durch den erregten Elternanruf bei einem Betrieb nach einer solchen Rückmeldung deutlich: »Wie kommen Sie dazu, sich nach einer so kurzen Zeit ein solch negatives Urteil zu bilden?« Auch wenn der Satz als Frage formuliert ist, wird er eindeutig als Vorwurf geäußert, und eine Antwort ist nicht erwünscht. Aber ein Bewerbungsgespräch hat nun mal eine begrenzte Dauer und was in dieser Zeit nicht als akzeptable Voraussetzungen für eine Berufstätigkeit eingebracht wird, kann eben auch nicht zählen. Oft ist aber nicht das Fehlende, sondern das Eingebrachte der Grund für eine Ablehnung. Ein Jugendlicher, der verspätet zum Vorstellungstermin kommt oder sich bei diesem ›recht selbstbewusst‹ eine Zigarette anzündet, sollte damit rechnen, dass diese kurze Kostprobe seiner Erziehung zum Nein reichen kann.
    Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Immer würde deutlich, dass durch fehlende Herausforderungen und Förderungen keinesfalls verantwortungsbewusste, kritikfähige und selbstständige Bürger einer Demokratie heranwachsen, die sich auch dann engagieren, wenn viele sich anders verhalten. »Es ist bequem, unmündig zu sein«, hat schon Kant festgestellt und daher mit aufklärerischem Pathos gefordert: »Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen«. 71
    Zur Kollektivierung der Folgen von Verwöhnung
    Werden Menschen durch verwöhnende Vorgänge gezielt in der Entwicklung von Ich-Stärke, sozialer Kompetenz, Kreativität, Leistungsbereitschaft und -fähigkeit behindert, hat dies entsprechende Auswirkungen auf andere. Die Bedingungen des Heranreifens sollten daher in einer besonderen Aufmerksamkeit der Gesellschaft stehen. Fatal ist, dass einerseits familiäre Erziehungs- und Umgangsformen eine starke Privatisierung und Tabuisierung erfahren, 72 andererseits aber die meisten Folgen aus ungutem oder schädigendem Handeln wiederum der Gesellschaft aufgebürdet werden. Vielfältige Konflikte sind vorprogrammiert. So wachsen kleine Ich-Monster durch eine konsequent eingebrachte Inkonsequenz in die Grenzenlosigkeit, tyrannisieren ihr Umfeld und bereiten sich gelassen auf ihre Rolle als Dauerstörfall im Erwachsenenalter vor. Später werden verwöhnte und daher in Konflikt und Kompromiss ungeübte Menschen zu Paaren. Tritt dann beispielsweise eine Trennung ein, gibt es – wenn Kinder da sind – einen Neuzugang im Bereich von Alleinerziehenden. Darauf hat die Allgemeinheit über Beratungsstellen, Jugendamt, Familiengericht, Kinderkrippe, Wohnungsamt und andere soziale Dienste sofort zu reagieren. Aber auch wenn es nicht um die Kinder geht, wird häufig auf das soziale Netz gesetzt, indem nach Grundsicherung gerufen oder der Crash über einen Psychotherapeuten per Krankenschein zu verarbeiten gesucht wird. Würden Freunde, Nachbarn oder Hilfsstellen des Sozialsystems vor der Kollision z. B. Hinweise zu notwendigen Verhaltensänderungen geben oder das Aufsuchen von Beratungsstellen empfehlen, wäre schroffe Abwehr meist noch die harmloseste Reaktion.
    Dieser Zusammenhang trifft auf den Alkoholiker oder Raucher ›Supertoll‹, die dauernd krankfeiernde Frau ›Immerschlapp‹, den riskant Auto fahrenden Herrn ›Überschnell‹, den Skipistenrambo ›Gernegroß‹ und den gewichtigen Daueresser ›Fettwanst‹ gleichermaßen zu. Verwöhnung, ob selbst oder fremd initiiert, wird in den Folgen, ob es sich um die Kosten oder sonstige Belastungen handelt, anderen aufgehalst. So wird beim normalen Zahler von Steuern, Kranken-, Unfall-, Auto-, Renten- und Arbeitslosenversicherungen jeweils dafür abkassiert, was andere unter Missachtung notwendiger Veränderungsschritte oder in freier Laune an Kosten verursachten.
    Zu viel Taschengeld oder sonstige materielle ›Zuwendungen‹ in Kindheit und Jugend provozieren geradezu die Grundhaltung, dass Geld und Lebensgüter nicht durch eigene Arbeit, sondern aufgrund bloßen Daseins zu erhalten sind. Kombiniert mit unterlassener Herausforderung entwickelt sich so die Anspruchshaltung des ›Habenwollens, ohne zu geben‹. Denn wer von Kindesbeinen an stetig den bequemsten Weg der Bedürfnisbefriedigung ohne eigenen Beitrag ging, wird diesen auch später nicht verlassen wollen. Weshalb arbeiten, wenn auch anders Geld und Sachmittel zu bekommen sind?
    Zu viele Kinder und

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