Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
nicht bekomme, hole ich mir.‹
Es wurde an mehreren gesellschaftlich relevanten Beispielen verdeutlicht, dass Verwöhnte durch ihr Verhalten nicht nur sich selbst, sondern auch anderen viele Probleme bereiten. So kommen auf die unterschiedlichsten Bezugspersonen, ob Familienangehörige, Freunde, Kollegen oder Nachbarn, je nach Nähe zum Akteur bzw. zur Akteurin, entsprechende Belastungen zu, sei es durch Einspringen- oder Ertragenmüssen. Sie erfahren damit eine meist nicht durch sie selbst verursachte Reduzierung ihrer Lebensqualität. Dazu kommt der finanzielle Kollektivierungseffekt von Verwöhnung. Entweder wird das Umfeld unmittelbar in die Übernahme der Folgekosten einbezogen oder mittelbar per Steuern bzw. Sozialabgaben. So wird kurz- oder langfristig immer die Solidargemeinschaft belastet und gerät in wirklichen Notfällen an ihre Grenzen.
Lernverweigerung und Schulversagen, Nichtantreten oder Abbruch von Lehrstellen, renitente Kinder, vagabundierende oder gewalttätige Jugendliche, alles hinschmeißende Mitarbeiter bei Problemen am Arbeitsplatz, konfliktunfähige Lebenspartner, der Abhängigkeit frönende Kollegen – immer geraten andere mit in den Strudel der Inszenierungen von solch sich verweigernden Zeitgenossen. »Anstrengung durfte ich nicht erlernen, welche Strafe!« So äußerte sich ein 23-Jähriger, der trotz vieler Versuche immer noch nicht dem Teufelskreis der verwöhnungsbedingten Mutlosigkeit entrinnen konnte. Das sind die Folgen einer falsch verstandenen Liberalität, welche Freiheit mit Grenzenlosigkeit verwechselt.
Der postmoderne Asoziale als Resultat der Verwöhnung
Innerhalb einer spontanen Befragung unter Studenten der Sozialarbeit an der Katholischen Hochschule in Köln sollte eine Annäherung an einen schwierigen Begriff versucht werden. Die Frage lautete: »Was verbinden Sie mit ›asozial‹?« Hier einige der Antworten: »Prolls, Straffällige, heruntergekommene Gestalten, aus der Bahn Geratene, Bewohner von Obdachlosenunterkünften, Randale-Macher, Penner, Gewalttäter, herumvagabundierende Jugendliche, halt negativ auffallende Menschen.«
Aber sind Menschen, welche bei ihrem negativen Tun nicht auffällig werden, sondern ganz still und unbeobachtet ein Gemeinwesen schädigen, etwa sozialer als die oben Beschriebenen? Ist es für das Zusammenleben förderlich, wenn Menschen sich durch eigenen Schlendrian oder durch die Verweigerung von Eigenengagement in die Situation bringen, dass Unterstützungsprogramme helfen müssen? Weshalb sollte jemand, der aus mehr oder weniger situierten Lebensbedingungen unauffällig, aber kräftig ins Füllhorn von Hilfsprogrammen greift, die für echt in Not Geratene bereitstehen, ob Bafög, Hartz IV, Arbeitslosengeld, Wohngeld oder sonstige Fördermittel, nicht mit Randale-Machern oder anderen aus der Bahn Geratenen auf eine Stufe gestellt werden? Etwa, weil diese häufiger duschen oder besser gekleidet sind?
Wenn z. B. Suchtkranke kuren, Autoraser einen Vollkaskoschaden verursachen, nichtige Streitigkeiten vor Gericht ausgetragen werden, kriminelle Jugendliche in sonderpädagogische Maßnahmen gehen: Ungefragt muss die Solidargemeinschaft für auch selbst zu Verantwortendes eintreten. So vollzieht sich still, aber stetig ein an den Nerv des sozialen Systems gehender Aderlass in der Bandbreite zwischen vermeidbarer Hilfeleistung bis zum Tatbestand des Betrugs.
Die letzte Aussage der Mini-Befragung zu ›asozial‹ lautete: »halt negativ auffallende Menschen«. Da jedoch nicht der Umfang des Auffallens, sondern nur die Intensität einer Schädigung das entscheidende Kriterium sein kann, müsste die umfassendere Formulierung lauten:
Asoziale sind Menschen, die nicht zur Stabilität, sondern zur Instabilität einer Gemeinschaft beitragen, bis hin zum Kollaps des Sozialsystems.
Asoziale vom Typ ›Ohne mich‹ bringen nichts ein, Trittbrettfahrer sind Nutznießer des durch andere Erreichten, Skrupellose schröpfen gezielt die Notrücklage einer Sozietät. Solche Menschen erklären sich für schwach, meiden das Rampenlicht und richten sich in aller Bequemlichkeit eine Nische des Sozialsystems ein. Damit kein Missverständnis entsteht: Jeder soll nach seiner Fasson leben und selig werden. Aber der kategorische Imperativ dabei lautet: Alles kann möglich sein, nur darf es nicht zulasten anderer gehen!
Konkret äußert sich eine verwöhnt-unsoziale Grundhaltung, wenn folgende Aussagen oder Verhaltensweisen deutlich werden: ›Ich lasse mir von
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