Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit
jeweiligen Erziehungsverantwortung nachkommen, könnte sich dies in gemeinsam formulierten Jahres-Lernzielen ausdrücken. Diese würden beispielsweise, wie vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) angeregt, in ›Erziehungsverträgen‹ geregelt, einschließlich einer regelmäßigen Überprüfung und entsprechender Sanktionen bei Regelverstößen.
❯ Eine Phase intensiver Körper- und Sinnes-Erfahrungen fordert dazu auf, sich nicht nur als ›Kopfwesen‹, sondern ganzheitlich erleben zu dürfen.
❯ Lehrer sind, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein, besser – auch im Sinne der zitierten Schülerrede – vorzubereiten. Dazu wären pädagogisch-psychologische Fähigkeiten besonders zu fördern. Ob dazu auch eine leistungsbezogene Bezahlung zählt, wird häufig diskutiert.
Es ist in Schule und Universitäten eine »Kultur der Anstrengung« nötig, so eine häufig geäußerte Forderung. Schüler, Eltern und Lehrer müssen sich dieser gemeinsam stellen, denn ›Sollen‹ impliziert als Voraussetzung ›Können‹. Neben den fachbezogenen Anforderungen würde so auch der von vielen Lehrern festgestellte Hunger nach Zuwendung bei den Schülern reduziert, denn »da gibt es ein ungeheures Bedürfnis nach Gesprächen, Sinn und Geborgenheit«. Der Leitsatz des Erziehungswissenschaftlers Rainer Winkel »Schüler können nicht schulgeeignet, Schulen aber schülergeeignet gemacht werden« ist hier richtungsweisend.
Wer diese Situation verändern möchte, muss eine Wirksamkeitsüberprüfung von schulischer und elterlicher Erziehungsfunktion ermöglichen. Dazu müssen die Schulgesetzgebung mit all ihren Richtlinien sowie die materielle, technische und personelle Ausstattung von Schulen ebenso auf den Prüfstand wie die Kooperationsfähigkeit und Entscheidungsfreudigkeit von Schulkollegien. Der Umfang von Können, Engagement und Durchstehvermögen der einzelnen Lehrkraft sowie die Bereitschaft und Fähigkeit der Eltern zum Einbringen ihrer Erziehungsleistung wären ebenso zu überprüfen. Dies würde neben einer kräftigen Nachbesserung der Voraussetzungen zu einer leistungsfähigeren Schule auch ein sinnvolleres Zusammenwirken zwischen schulischer Ausbildung und beruflichen Erfordernissen nach sich ziehen. Und wenn 80 Prozent aller Lehrkräfte, so die Einschätzung eines Schulpsychologen aus Bayern, vom sogenannten Burnout-Syndrom betroffen sind, wären auch hier entscheidende Veränderungen notwendig, angefangen von besseren pädagogischen Grundqualifikationen über kleinere Klassen, Unterstützung durch die Jugendhilfe bis hin zu Supervisionsmöglichkeiten. Setzen solche grundlegenden Reformen nicht ein, werden Schulen weiterhin Schmelztiegel unterschiedlichster Konfliktpotenziale sein.
Konsequenzen für Freundschaft, Partnerschaft, Liebe und Ehe
Jede Freundschaft, erst recht eine auf Dauer angelegte Partnerschaft oder Ehe, lebt davon, dass die Beteiligten mindestens so viel einbringen, wie sie an Nutzen daraus ziehen wollen. Stabilität erhält sie, wenn für Belastungs- und Krisenzeiten auf ein gemeinsam zustande gekommenes Guthaben an Grundvertrauen, Engagement und gegenseitiger Akzeptanz zurückgegriffen werden kann. Das gilt für Freundeskreise wie für Paarkontakte. Aber Verwöhnte verhalten sich wie die Gäste innerhalb einer Parabel aus China, wo ein wenig begütertes Hochzeitspaar die Eingeladenen gebeten hatte, Wein mitzubringen und in ein Behältnis am Saaleingang zu gießen. Beim Anstoßen auf das Wohl der Vermählten wurde jedoch offenkundig, dass alle Wasser mitgebracht und gehofft hatten, dass es nicht auffalle. – So hoffen auch Verwöhnte, Nutznießer der Eingaben anderer sein zu können, und genauso verwässert oder substanzlos sind ihre Beziehungen.
Wer nicht gestaltet, kann keine tragfähige Beziehung leben. Wer nichts einbringt, erfährt weder Freude noch Zufriedenheit, erst recht keine personale Erotik. Partner sind keine Selbstbedienungsautomaten, die nach dem System ›Schlitz anpeilen, Münze reinstecken, drücken, kurbeln oder ziehen, nehmen und genießen‹ funktionieren. Aber genau diese Vorstellung ist Basis der Erwartung verwöhnter Menschen. ›Die Partnerin, der Partner wird’s schon richten!‹ Hat diese oder dieser nach einiger Zeit die Nase voll, resümiert der dauernd Nehmen-Wollende: »Es bringt nichts mehr.« Da Verwöhnte weder bindungs- noch konfliktbereit sind, steht dann meist die Trennung an. Besonders Muttersöhnchen neigen zu verzärtelnder Erotik, inszeniert durch eine aktive
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