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Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Titel: Die Verwöhnungsfalle - für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel-Verlag <München>
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einbezogen werden. Dabei können Vorgehensweise und zeitliche Abfolge ausgehandelt werden, nicht jedoch das Ziel als solches. Es muss deutlich werden, dass es nicht um Machtansprüche, sondern um die Übernahme von Mit- und Selbstverantwortung geht. Oft können auch Rituale und Grundsatzregeln dem Kind Orientierung und Stütze sein. Wenn es zwischendurch besonders mühevoll wird, kann die Erinnerung helfen, dass diese ›Maßnahme‹ bei größerer Umsicht der Erziehungspersonen vermeidbar gewesen wäre. Eigene Unzulänglichkeiten sollten aber nicht zu Wut gegenüber den Betroffenen führen.
    Weiterhin ist es äußerst wichtig, vor möglichen Eskalationen zu reagieren. Denn wenn erst einmal alle Kraftreserven verbraucht sind, die Laune im Keller und der Kragen geplatzt ist, fehlt in der Regel die notwendige Ausgewogenheit zur Einleitung anstehender Korrekturen. Zur Vergegenwärtigung ist es auch hilfreich, dass Kinder häufig Spiegel unserer Unruhe, Gewohnheiten, Ängste oder Inkonsequenzen sind. Aber so wie der Ärger beim morgendlichen Blick in den Spiegel nicht dem Glaser anzulasten ist, bringt auch ein Stöhnen oder Lamentieren über die unmöglichen Verhaltensweisen von Sohn oder Tochter ›Superdreist‹ nichts. In beiden Fällen hilft nur eine Veränderung der Voraussetzungen.
    Konflikte haben neben ihrem Sachanteil, ob dieser auf Speisebevorzugungen, Taschengeld oder Kleidungswünsche bezogen ist, immer auch einen beträchtlichen Beziehungs- und Machtanteil. Dies ist besonders bei Entwöhnvorhaben in den Blick zu nehmen, da so wichtige Anhaltspunkte zur Detaildurchführung ermöglicht werden. In den meisten Erziehungskonflikten ist die zur Diskussion stehende ›Sache‹ übrigens das kleinste Problem. Insoweit ist unbedingt zu klären, weshalb es häufig Auseinandersetzungen um den Bereich X oder Y gibt. Will das Kind so Aufmerksamkeit und Zuwendung erkämpfen, oder geht es um die Abgrenzung von den Eltern auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit? Fachleute nennen dieses Verhalten »sozial-aggressive Exploration«. Ob innerhalb der Erziehung zu schnell nachgegeben oder streng am Ziel festgehalten wird, jede Auseinandersetzung dient dem Ziel, Grenzen, Macht und Einfluss sowie die Folgen von Protest in Abgrenzung von Willfährigkeit auszutesten. Die ins Auge springenden Sachfragen dienen dann als Austragungsebene für die emotional-sozial anstehende Standort- und Beziehungsklärung.
    Diese kurzen Hinweise zur Entwöhnung wurden innerhalb der Beispiele auf den Eltern-Kind-Bereich bezogen. Leicht können sie jedoch auch auf Fragen des Miteinanders in Partnerschaft, Beruf und Freundeskreis übertragen werden. Auch hier gilt, dass die Beziehungsprobleme weitaus gewichtiger als die offiziell diskutierten Sachfragen sind. Weiterführend ist eine Recherche der eigentlichen Clinch-Ursachen. Wer Unwohlseinsgefühle mit dem nach Sucht riechenden Begriff ›Entwöhnung‹ haben sollte: Verwöhnung ist eine zur Abhängigkeit führende Fehlform des Miteinanders. Spätestens bei den Entzugserscheinungen, beim vehementen Kampf, die bisherigen bequemen Standards von Aufwandsminimierung und Lustmaximierung zulasten anderer nicht aufgeben zu wollen, werden die Parallelen offenkundig.
    Stehen Sie noch vor der Entscheidung, wählen Sie von vornherein angemessene Lösungen innerhalb der möglichen Bandbreite zwischen ›Ja‹ und ›Nein‹. Hier kann die Lebensweisheit helfen, dass alles, was nicht angefangen, auch nicht aufgehört werden muss. Sind Sie jedoch schon stark in gefahrenvolle Gewässer abgedriftet, hilft nur ein konsequenter Anti-Verwöhn-Kurswechsel. Je mehr Sie innerhalb der Konfliktsituationen in den Sog der Verwöhnung geraten sind, desto mühevoller wird der Weg zurück sein. Er wird nur Erfolg haben, wenn dieser einfühlsam, wohlwollend, klar und konsequent beschritten wird. Eine abschließende Ermutigung: Es ist nie zu spät für eine positive Veränderung, aber in vielen Fällen ist es höchste Zeit!
    Belege für ein stabiles Selbst
    Im Gleichnis des Sämanns wird zum Ausdruck gebracht, dass der Erfolg einer guten Ernte nicht vom Umfang des Verstreuens von Saatgut abhängt, sondern von der Keimfähigkeit des Samens, der Güte des jeweiligen Bodens sowie von den anschließenden Wachstumsbedingungen. Erst nach einiger Zeit wird deutlich, was zu welchem Ergebnis führt. Das ist auch in der Erziehung so. Nur aus einem ausgewogenen Zusammenwirken von guten Eingaben, optimal bereiteten

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