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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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dreckigen Schnüfflerin. Ich muß zusehen, daß Papa sie rauswirft. Gestern, als sie das Essen auftrug, roch sie nach Alkohol. Sie deprimiert mich mit ihren roten Augen. Ich mag fröhliche Menschen. Ich muß jetzt gehen.
    Bis bald, kleines, geheimes Tagebuch, kleines Ich aus Papier.
    Jeanies Tagebuch
    Dreckskerl. Bemüh dich ruhig, mich rauswerfen zu lassen! Das Baby, das Baby … das muß der kleine Beary sein.
    Einen schönen Geburtstag haben sie gehabt, die Idioten. Überschüttet mit Geschenken. Wenn sie erwartet haben, daß ich ihnen etwas schenke … Saukerle … Der Vater ist zu spät gekommen. Ich würde gerne mal die Visage von seiner Schlampe sehen. Das Schwein rennt den Nutten nach, während seine Ungeheuer das ganze Viertel hier umbringen. Der blödsinnige Stift schmiert, das kann ich nicht ausstehen.
    Ich muß wieder zu mir kommen. Ich sehe, wie meine Hand diese Worte schreibt, und bemühe mich, ordentlich zu schreiben und in meinem Kopf klar zu formulieren.
    Es geht besser. Jeanie, meine Gute, du wirst einen Aktionsplan vorbereiten. Erster Punkt: die kleine Karen. (Es stimmt übrigens, daß sie schlecht aussieht.) Frage: Wie kann ich sie retten? Antwort: abwarten. Bravo, was für ein hervorragender Plan, Jeanie, du verblüffst mich.
    Heute kam jemand die Treppe herauf, während ich las. Ich habe einen Satz ins Badezimmer gemacht und auf, auf, kräftig geputzt; es war blitzblank, wenigstens diesmal … Aber niemand ist hereingekommen, und das ist genau, was mir angst macht, große Angst.
    Ich habe beschlossen, daß dieses Tagebuch als Beweis dienen wird. Ich werde alles, was passiert, aufschreiben. Bis ich diesen Hurensohn in die Enge treiben kann. Nein, keine Flüche mehr, benimm dich: Jeanie, mein Mädchen, du bist zum Sherlock Holmes befördert, und als Auftakt hörst du auf, zu rauchen wie ein Schlot.
    Also Karen überwachen. Er wird es nicht wagen, wenn ich immerzu in der Nähe bin. Vielleicht wird er gerade noch wagen, mich anzuzünden, weil ich zu häßlich für den Schraubenzieher bin. Wie auch immer, ich werde den sehen, der um sie herumschleicht.
    Ich frage mich … wenn alles nur ein Scherz wäre? Nein, die Zeitung berichtete von dem Mord in Demburry genau am Morgen nach ihrer Rückkehr, und ich hatte seine Aufzeichnungen über diese Sache bereits gelesen. Ich habe gute Lust, mir eine Knarre zu kaufen. Ich höre Geräusche im Garten. Ich werde nachsehen.
    Unten glitt ein Schatten vorbei. Aber das war vielleicht ein Hund. Es ist Mitternacht, ich muß schlafen. Ich höre keinerlei Geräusche. Es war sicherlich ein Hund.
    Karen ist tot.
    Heute morgen war die Polizei hier. Sie haben sie im Garten gefunden. Im Mülleimer. Offenbar sieht ihre Leiche furchtbar aus. Es lag eine Decke darüber. Ihre Mutter brüllte; ich habe noch nie solch ein Brüllen gehört. Der Vater wurde ohnmächtig, als sie es ihm sagten. Bob, der Müllmann, hat sie gefunden. Er hat Galle gekotzt, und dann hat er um Hilfe gerufen. Sie haben ihm auch gleich eine Spritze gegeben.
    Es regnet. Es ist dumm aufzuschreiben, daß es regnet, wenn gerade ein Kind gestorben ist. Aber es regnet. Ich friere. Am liebsten würde ich von hier verschwinden. Andererseits habe ich das Gefühl, daß ich bleiben muß.
    Warum hatte er das nicht aufgeschrieben? Warum, warum, warum?!! Ein schöner Geburtstag. Wie grauenhaft! Er hat seinen schönen Geburtstag jedenfalls gehabt.
    Schon seit zwei Stunden sitze ich hier, rauche und schaue in den Regen hinaus. Man hört kein Geräusch im Haus. Sie sind alle in ihren Zimmern. Gestern abend war ich betrunken. Und heute morgen ist Karen tot.
    Die Alte hat sich nicht gerührt. Sie wackelt mit dem Kopf, während sie vor sich hin brummelt. Sie strickt eine Decke für das Sofa im Salon. Sie ist übrigens nicht alt. Fünfzehn Jahre älter als ich, das ist alles. Hoffentlich bin ich in fünfzehn Jahren nicht so!
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich müßte mit jemandem sprechen können. Mit einem Pfarrer? Ich habe kein Vertrauen in Pfarrer. Den Geistlichen im Gefängnis hätte man jedenfalls treffender als Schweinehund bezeichnet.
    Ich hatte Schiß, als die Polizisten kamen. Sie haben mich genau angesehen. »Sie müssen aussagen, wenn Sie etwas gesehen haben«, meinte der Große. »Ich habe nichts gesehen.«
    »Na gut, um so schlimmer …« Es sieht schlecht aus für mich. Wenn sie Nachforschungen anstellen, bin ich geliefert.

2 Aufstellung
    Tagebuch des Mörders
    Ich glaube, jemand liest meine Aufzeichnungen.

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