Die vier Ziele des Lebens
Windmühlenbau lehrte. Mit
der Elektrifizierung des Dorfs konnte nun zumindest Wasser gepumpt werden, eine große Kostbarkeit für das Dorf.
Williams Geschichte und die davor erzählten sind ein winziger Querschnitt aus Millionen von Geschichten über Beruf und Berufung, die so interessant und vielfältig sind wie die Menschen auf unserer Erde. Die größte Bedeutung hat natürlich Ihre eigene Geschichte. Ihre persönlichen Erinnerungen sind Ihr Vermögen, und aus jeder Geschichte, jeder Erinnerung lassen sich Lehren ziehen.
Letztlich ist es nicht so wichtig, ob Beruf und Berufung bei Ihnen zusammenfallen oder getrennt bleiben. In einer idealen Welt werden Beruf und Berufung wohl verschmelzen, wir werden wie von einem höheren Ruf zu der Arbeit hingezogen, die wir alle Tage tun. Aber in der jetzigen Realität wird nicht jede Berufung ein Beruf und ist nicht jeder Beruf auch Berufung. Die meisten gehen zur Arbeit, investieren dort ihre Zeit, tun vielleicht manches auch ganz gern, freuen sich dann aber darauf, in ihrer frei verfügbaren Zeit das zu tun, was sie einfach aus Liebe zur Sache tun.
Es spricht ja auch einiges dafür, sein Leben nicht gänzlich auf den Beruf auszurichten. Wenn es »einfach ein Job« ist, laufen Sie weniger Gefahr, zu sehr in Stress zu geraten oder Ihren Wert nur nach Ihrer Arbeit zu bemessen,
auch wenn Sie bemüht sind, Ihre Sache gut zu machen. Ihre Familie hat sicherlich ebenfalls etwas von der zusätzlichen Zeit, Zuwendung und Energie, die Sie jetzt einbringen können.
Die Balance zwischen Beruf, Berufung und Familie verschiebt sich mit der Zeit, und wenn wir diese Balance immer wieder neu einschätzen und nachjustieren, wird aus der Krise der Lebensmitte einfach eine Kurskorrektur, und es entsteht genügend Freiraum, in dem man sich erholen und den Kräftevorrat ergänzen kann. Das gelingt uns aber nur, wenn wir uns gut genug kennen, und dazu gehören Zeit und Erfahrung.
Selbsterkenntnis und Berufswahl
Viele Jahrhunderte ist es her, dass Solon, der große Gesetzgeber Athens, einen aus drei Wörtern bestehenden Rat aussprach, der seine Aktualität bis heute nicht eingebüßt hat: Erkenne dich selbst. Diese drei Wörter, Inschrift im Vorhof des Apollotempels von Delphi, werden auch anderen großen Denkern zugeschrieben, zum Beispiel Heraklit, Pythagoras und Sokrates (der außerdem sagte: »Ein unerforschtes Leben ist nicht lebenswert«). Weshalb mögen diese Weisen die Selbsterkenntnis über alle anderen menschlichen Tugenden gestellt haben? Vielleicht weil sich Selbsterkenntnis in allen weiteren Entschlüssen und Entscheidungen – zum Beispiel über Ausbildung, Berufswahl und Beziehungen – niederschlägt und so unser Leben formt.
In der Schule oder Hochschule erfahren wir zwangsläufig etwas über unsere Interessen und Fähigkeiten. Da zeigt sich, ob wir eher ein Arbeitstier sind oder lieber Neuland erschließen, ob wir naturwissenschaftlich oder eher geisteswissenschaftlich orientiert sind. Es kann allerdings
dauern, bis wir Klarheit darüber haben, was wir gern tun möchten – im Unterschied zu dem, was wir glauben tun zu müssen (um es den Eltern recht zu machen oder es zu Ansehen und Status zu bringen).
Käme Selbsterkenntnis leicht und von selbst, sicherlich würden wir dann von früher Jugend an klare und kluge Entscheidungen zu Schulbildung, Berufswahl, Partnerwahl und dergleichen treffen. Doch allzu oft haben wir bis weit über zwanzig keine deutlichen Kriterien für unsere Entscheidungen, die dann eher auf Hoffnungen und Vermutungen fußen. Jobs und Beziehungen sind unter diesen Umständen lauter Lernerfahrungen, und das Leben will nicht recht so laufen, wie wir es erhofft oder geplant hatten. (»Hätte ich doch damals schon gewusst, was ich heute weiß …«)
Die meisten Hochschulabgänger besitzen zwar irgendeinen akademischen Titel, aber nicht allzu viel Selbsterkenntnis, und sie stehen dann vor der großen Frage: Was jetzt? Dann probieren sie dieses und jenes aus, versuchen, sich selbst kennenzulernen und ihren Platz in der Welt zu finden.
Berufswahl
Entscheidungen zu treffen ist einer der grundlegenden Lerninhalte in der Schule des Lebens, und die Wahl eines Berufs (oder Lebenspartners) gehört zu den großen Entscheidungen im Leben. Entscheidungen setzen voraus, dass man sich selbst gut genug kennt, sonst trifft man seine Entscheidungen womöglich für den falschen – nämlich für den, der man zu sein glaubte oder hoffte, der man aber nicht ist.
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