Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
mit Lynn zum Grab und stellte sich dort gegenüber seiner Familie auf. Diese war allerdings nicht allzu groß. Ein älterer Mann und eine ältere Frau sahen aus, als ob sie ein Ehepaar wären. Dazu kamen noch zwei jüngere Paare, die anscheinend verheiratet waren, und ein Junge von etwa dreizehn.
Nachdem die Familie Abschied genommen hatte und der Sarg ins Grab gesenkt worden war, gingen Diane und Lynn hinüber, um der Familie ihr Beileid auszusprechen.
»Sind Sie ihnen schon einmal begegnet?«, fragte Diane.
»Nein. Raymond hat selten von ihnen gesprochen. Ich hatte den Eindruck, dass es da gewisse Spannungen gab.«
Das erste Familienmitglied, dem Diane die Hand schüttelte, war eine ausgesprochen hübsche Frau, die ein schwarzes Baumwollkostüm trug. Ihr Haar war zu Spiralen gedreht, sie hatte graugrüne Augen und eine etwas hellere Hautfarbe als Raymond. Sie schien etwa Anfang oder Mitte dreißig zu sein. Diane stellte sich vor und wollte gerade ihr Beileid ausdrücken, als eine andere Frau, offensichtlich ein identischer Zwilling, an sie herantrat.
»Jemand hat uns gesagt, wir sollten Verbindung zu Ihnen aufnehmen. Sie haben Raymonds Sachen. Dass das klar ist: Wir erwarten, dass wir die zurückbekommen. Glauben Sie bloß nicht, dass Sie sich die unter den Nagel reißen können – nein, meine Liebe, die kriegen wir schon wieder.«
»Hallo«, unterbrach sie die erste Frau. »Ich bin Katherine Markum, und das ist meine Schwester Elisabeth – auch bekannt als meine böse Zwillingsschwester. Wir sind Rays Cousinen. Mama hier war die Schwester von Rays Mutter. Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie die Wertsachen nicht in Raymonds Wohnung ließen, wo sie gestohlen werden konnten.«
»Sprich gefälligst nur für dich selber«, zischte Elisabeth sie an.
»Sie sind im Museum. Mein Hauptkonservator hat sie alle katalogisiert«, sagte Diane. »Wir besitzen auch Mr. Wallers privates Fotoprotokoll, in dem alle seine Besitztümer dargestellt und beschrieben sind.«
»Wir hatten keine Ahnung, dass Raymond etwas so Wertvolles besitzt«, sagte Katherine.
»Einer meiner Mitarbeiter hat mir erklärt, dass es eine sehr gute Sammlung sei.«
»Glauben Sie bloß nicht, dass Sie die in die Finger kriegen.«
»Elisa, bitte«, sagte ihr Onkel. »Das ist Rays Begräbnis!«
Sie ignorierte ihn. »Bei mir haben schon Leute angerufen, die sie kaufen wollen. Wir holen sie jetzt gleich ab.«
»Wer wir?«, sagte ihre Schwester. »Ray hat ein Testament gemacht, und ich bin mir sicher, dass er dir nichts hinterlassen hat. Ihr ward ja nicht gerade Freunde.« Katherine wandte sich wieder Diane zu. »Es tut mir leid, dass wir hier unsere schmutzige Wäsche vor Ihnen waschen, aber wenigstens müssen Sie nicht mit ihr zusammenleben.«
Diane begann zu bereuen, dass sie sich von Garnett hatte breitschlagen lassen, diese Baseballsammlung in Obhut zu nehmen.
»Etwas verstehe ich nicht«, sagte Katherine. »Warum hat ausgerechnet das Museum Raymonds Wohnung untersucht?«
Diane wollte das gerade erklären, als ein großer Schwarzer mittleren Alters an sie herantrat und die Familie ansprach.
»Entschuldigen Sie. Ich bin Russell Keating, Raymonds Anwalt. Ich besitze sein Testament. Sie sollten eigentlich einen Brief von mir erhalten haben. Wir werden uns alle morgen in meinem Büro treffen.« Er wandte sich an Diane. »Ich glaube, dass im Moment Ihr Museum ein guter Aufbewahrungsort für diese Sammlung ist. Ich habe gehört, dass Sie dort in einem klimakontrollierten Raum lagert.«
»Das stimmt.«
»Pfff«, schnaubte Elisabeth. »Wir haben auch eine Klimaanlage.«
Katherine senkte den Kopf. »Bitte, Mama, sag mir, dass ich nicht dieselbe DNA habe wie diese Frau.«
»Kathy, ich habe jetzt wirklich langsam genug von deinen spitzen Bemerkungen«, sagte Elisabeth.
»Wir können das alles morgen klären«, sagte Keating. »Wir treffen uns in meinem Büro um zehn Uhr vormittags.«
Diane sprach der übrigen Familie ihr Beileid aus und ging dann mit Lynn Webber zurück zum Auto.
»Mein Gott, was für ein Paar«, sagte Lynn. »Ich habe noch nie Zwillinge gesehen, die sich so ähnlich sehen und so verschieden sind. Raymond hat mir ein bisschen über sie erzählt. Er mochte Kathy und konnte Elisa nicht ausstehen.« Lynn öffnete die Tür ihres Wagens. »Ich bin froh, dass ich bei der Testamentseröffnung nicht dabei sein muss. Er hat mir erzählt, dass er die ganze Sammlung dem Negro-Leagues-Baseball-Museum in Kansas City vermachen wolle.«
»Da bin
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