Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
ich aber auch froh, das nicht miterleben zu müssen. In dreißig Minuten habe ich einen Termin im Krankenhaus. Dort wird unsere Mumie einem CT-Scan unterzogen. Wollen Sie nicht daran teilnehmen?«
Lynn schaute sie eine ganze Zeit lang an. »Eine Mumie? Ach ja, Sie haben mir von ihr erzählt.«
»Wir haben sie geerbt. Wir kennen ihren Herkunftsort nicht, aber wir sind trotzdem alle von ihr begeistert – und hoffen, dass sie sich nicht als Fälschung herausstellt.«
»Das könnte interessant werden.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »So etwas hätte Raymond geliebt. Er hätte sich und mir bereits Sitze in der ersten Reihe gesichert, bevor Sie überhaupt von dem Termin erfahren hätten. Ich glaube, ich werde ihn sehr vermissen.«
Während Diane mit Lynn sprach, sah sie, wie Garnett und Kingsley in Garnetts Wagen einstiegen. Sie fragte sich, ob Kingsley aus dieser Trauerfeier irgendeine wichtigere Information mitnahm.
Garnett holte sein Handy aus der Brusttasche und hielt es ans Ohr. Gleichzeitig meldete sich Dianes eigenes Handy in ihrer Handtasche. Sie nahm es heraus und schaute auf das Display. David hatte sie zu erreichen versucht.
31
D iane verabschiedete sich von Lynn Webber, ging zu ihrem eigenen Wagen hinüber, der einige Meter entfernt parkte, und gab noch beim Gehen mit dem Daumen Davids Nummer in ihr Handy ein.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Wir haben einen weiteren Mord.«
»Jemand, den wir kennen?« Diane dachte dabei an Steven Mayberry.
»Es ist Kacie Beck.«
Diane war wie vom Donner gerührt. »Kacie? Ich habe erst neulich mit ihr gesprochen.«
»Ich bin auf dem Weg zum Tatort. Neva ist bei mir. Wir zwei schaffen das schon. Hast du nicht jetzt den Termin im Krankenhaus? Diesen CT-Scan unserer Mumie?«
»Ja, aber …«
»Du gehst dorthin. Wir fangen unsererseits schon einmal mit der Spurensicherung an. Vielleicht haben wir bereits etwas herausgefunden, wenn du kommst.«
»Okay. Ich komme, wenn ich im Krankenhaus fertig bin. David, als ich sie das letzte Mal sah, trug sie einen diamantenen Verlobungsring. Schau mal danach.«
»Mache ich.«
Diane stieg in ihr geliehenes Auto und saß einen Moment lang ganz still da, bevor sie den Motor anließ. Verdammt, dachte sie. Verdammt. Noch ein Mordopfer mit einer Verbindung zu den Cobber’s-Wood-Morden. Was ist hier nur los? Ganz bestimmt hatte der Täter irgendeine konkrete, physische Spur hinterlassen, die ihn zumindest mit einigen anderen Tatorten in Verbindung brachte. Allerdings hatten sie bisher keine finden können.
Der Anrufer wollte sie glauben machen, dass er ein Serienmörder sei. Gewöhnliche Mörder verwickelten normalerweise den Leiter des zuständigen Kriminallabors nicht in ein Gespräch. Aber Diane hatte das Gefühl, dass da mehr dahintersteckte als nur ein Verrückter.
Als sie in der Radiologie-Abteilung eintraf, warteten Korey, Jonas und die Mumie bereits auf dem Gang. Korey lehnte an der Wand, und Jonas saß auf einem Stuhl, den er sich anscheinend aus dem danebenliegenden Wartezimmer geholt hatte. Neben ihm lag auf einer fahrbaren Krankentrage die Mumie, die von Kopf bis Fuß in mehrere Lagen Plastikfolie eingewickelt und dann auf ein Brett geschnallt worden war.
»Ich nehme an, Sie haben für recht viel Aufregung gesorgt, als Sie sie hier hereinbrachten«, sagte Diane.
»Das kann man wohl sagen«, sagte Jonas. »Jeder hier ist begeistert.«
»Also das ist Ihre Mumie«, sagte Lynn Webber, die gerade eingetroffen war. Sie trug jetzt statt der Trauerkleidung einen weißen Laborkittel und Hosen. »Ich habe noch nie eine aus der Nähe gesehen.« Sie lehnte sich über die Trage und musterte sie. »Hübsch angezogen. Ich ziehe diese Plastikfolie den schmuddeligen Leinenbinden vor, in denen man sie normalerweise sieht.«
Diane stellte Lynn Webber ihre Mitarbeiter vor. Jonas stand auf und bot ihr seinen Stuhl an.
»Nein, bleiben Sie doch sitzen.«
Aber Jonas stellte sich neben Lynn Webber an die Trage und erzählte ihr haarklein, was sie bisher über diese Mumie herausgefunden hatten und wie sie in ihren Besitz gelangt waren.
Korey reichte Diane einen Ordner. »Jonas und ich haben ihn mit einem Endoskop untersucht. Wir haben dabei diese Bilder gemacht. Wir haben auch ein paar Gewebeproben genommen und sie an ein Speziallabor zur Analyse geschickt.«
Diane öffnete den Ordner und blätterte die Fotografien durch. »Die sind wirklich gut.«
»Ich denke auch, dass wir ein paar wirklich deutliche Bilder bekommen haben«,
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