Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
gefunden, was zum Täter gehören würde. Ihre Wohnung war völlig sauber. Keine Fingerabdrücke, keine Fasern, die wir identifizieren könnten – irgendwelche Baumwollfasern aus ihrer Wohnung, aber das war alles. Der Typ zog ihr richtiggehend die Haut vom Finger, als er ihr den Ring abzog. Das muss bei ihm Blutspuren hinterlassen haben – auf dem Handschuh, seiner Kleidung oder etwas Ähnlichem. Das hilft uns zwar jetzt nicht weiter, könnte später aber noch wichtig werden. Wissen Sie was, Chefin?«
»Was denn?«
»Ich habe über ein eigenes DNA-Labor nachgedacht.«
»So, haben Sie. Und wissen Sie auch schon, wo wir das Geld dafür hernehmen?«
»Nein. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die Pfadfinderinnen verdienen sich eine Menge Geld, indem sie diese Plätzchen verkaufen. Vielleicht sollten wir einmal Verbrechensplätzchen anbieten, die geformt sind wie eine Pistole, ein Messer oder ein Knochen. Und manche Plätzchen hätten dann eine rote Füllung. Was halten Sie davon?«
»Ich glaube langsam, dass Sie nicht genug zu tun haben.«
»Und wie wäre es mit T-Shirts? Wir könnten doch unsere eigenen T-Shirts verkaufen – Die Menschen sterben sogar, um uns sehen zu können.
»Es langt. Auf Wiedersehen, Jin.«
Er verließ grinsend den Raum. Diane schaute auf die kahlen Wände ihres Büros und beschloss, über dessen Dekorierung nachzudenken. Mittlerweile hielt sie sich hier viel öfter auf, als sie sich das ursprünglich vorgestellt hatte.
Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich die Berichte ihres Teams. Sie hatte sie schon mehrmals durchgearbeitet und vielleicht gehofft, dabei eine plötzliche Offenbarung zu erhalten. Aber da das nicht geschehen war, musste sie sich wieder auf die langsame, dafür aber gründliche Auswertung der Tatortspuren konzentrieren. Aber gerade hier hatten sie doch schon gute Fortschritte gemacht: Sie konnten den jetzt im Krankenhaus liegenden Angreifer durch zwei unterschiedliche Indizien mit den Erhängten von Cobber’s Wood in Verbindung bringen: die orangefarbenen Fasern und die DNA. Dies war ein erster Erfolg.
Ihre Gedanken wanderten zu Raymond Waller. Sie konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass er in ein Verbrechen verwickelt gewesen war. Aber wer weiß? Sie war ihm ja nur ein paar Mal begegnet. Aber Lynn Webber kannte ihn gut, schließlich hatte sie jeden Tag mit ihm zusammengearbeitet und ihm vertraut. Diane schob diese Gedanken beiseite und stand auf. Eigentlich fiel dies alles in Garnetts und Bradens Aufgabenbereich.
Auf dem Weg in ihr anderes Büro machte sie einen Umweg über das Geologielabor und schaute sich noch einmal Raymonds Diamanten an, die dort im Tresor aufbewahrt wurden. Selbst ungeschliffen hoben sie sich wunderschön von ihrem schwarzen Samthintergrund ab.
Diese Diamanten gingen ihr nicht aus dem Kopf. Das war es wohl, was Steven Mayberry gemeint hatte, als er davon sprach, er werde jetzt bald den großen Reibach machen – und weswegen Chris Edwards in den letzten Tagen seines Lebens so euphorisch war. Sie mussten irgendwie in den Besitz mehrerer wertvoller Diamanten gekommen sein. Sie hatten wahrscheinlich noch weitere, und Raymond musste irgendwie mit drinhängen. So unwahrscheinlich es auch erschien.
Aber wie passte ein Serienmörder in dieses Bild? Vielleicht war er aber auch gar kein Serienmörder. Das andere, was Chris, Steven und Raymond gemeinsam hatten, war ihre Verbindung zu den Gehängten von Cobber’s Wood. Chris und Steven hatten sie gefunden, und Raymond hatte geholfen, sie zu obduzieren. Diese Verbindung war allerdings reiner Zufall. Sie kam erst zustande, als diese armen Teufel im Wald von Cobber’s Wood schon tot waren. Oder war es vielleicht gar kein Zufall? Vielleicht führten Edwards und Mayberry den Sheriff zu Leuten, die sie selbst getötet hatten – andererseits, welche Rolle spielte dann der Mann im Krankenhaus? Ihn gab es ja auch noch.
Da hatte Diane plötzlich einen Einfall. Vielleicht war dieser Mann für die vierte Schlinge bestimmt gewesen, vielleicht war er das Opfer, das davongekommen war – aber wozu dann die E-Mails, Telefonanrufe, die Blumen und der Überfall auf sie in ihrem Apartment? Wenn er ein Opfer war, warum war er dann nicht zur nächsten Polizeiwache gegangen, anstatt sie anzurufen?
Welches Szenario sie auch immer wählte, es blieb immer etwas übrig, das keinen Sinn ergab. Sie gab auf und ging hinüber in ihr Museumsbüro.
Sie hatte bereits etwa eine Stunde über den Haushaltszahlen
Weitere Kostenlose Bücher