Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
anderes tun, als zum Tatort zurückzukehren. Mit drei Leuten würde die Untersuchung vielleicht nicht die ganze Nacht dauern.
»Es tut mir leid, dass ich euch aus dem Bett holen musste«, sagte Diane.
»Kein Problem. Wer braucht schon Schlaf?« sagte David. Er fotografierte gerade die Leiche, während Jin nach Fingerabdrücken suchte. Er begann damit an der Eingangstür, um sich dann bis zum Schlafzimmer vorzuarbeiten.
Whit stand vor der offenen Schlafzimmertür und beobachtete David. Garnett stellte sich neben die Leiche. Whit trug Handschuhe und Schuhüberzüge – ganz im Gegensatz zu Garnett.
Auf der Eingangsveranda hatte sich Diane eine Schutzhaube und frische Schuhüberzüge angezogen. Jetzt schlüpfte sie in ein Paar Handschuhe und untersuchte die Knoten in dem Strick, mit dem Chris Edwards gefesselt und erdrosselt worden war. Besonders interessierte sie sich für den Knoten, der in der Mitte des Stricks zwischen der Kleiderstange und Chris Edwards geknüpft worden war.
»Davon brauche ich gute Fotos.«
»Aber natürlich«, sagte David.
»Was hat es mit diesen Knoten auf sich?« Garnett trat hinter sie und schaute ihr über den Rücken.
Diane fragte sich, ob er sich entschieden hatte, die Leitung der Untersuchung zu übernehmen. Die Stelle von Janice Warrick war bisher noch nicht wiederbesetzt worden, und Garnett hatte bei seinem Amtsantritt der Presse mitgeteilt, dass er einen praxisorientierten Führungsstil verfolgen werde.
Sie reichte ihm ein Paar Latexhandschuhe und Schuhüberzüge. Er schaute diese erst einmal verwundert an, um sie sich aber dann doch überzuziehen.
»Das Seil und die Knoten unterscheiden sich von denen, die wir bei den anderen Opfern gefunden haben«, sagte Diane.
»Ist das wichtig?«
»Ganz gewiss.«
»Diane ist eine Expertin für Knoten«, warf David ein und machte ein weiteres Foto. »Vor allem, da ihr Leben oft von deren Festigkeit abhängig ist, wenn sie an ihnen hängt.«
David schaffte es immer wieder, durch sein Plaudern Leuten wie Garnett das Gefühl zu geben, dass sie zum Team gehörten und nicht dessen Widersacher seien – wofür ihn Diane hielt.
»Also, das müssen Sie mir jetzt erklären«, sagte Garnett und schaute Diane von der Seite an.
»Ich bin Höhlenforscherin«, sagte sie. »Ich hänge deshalb oft am Seil.« Diane roch an den Haaren des Opfers. »Shampoo. Er hatte sich gerade erst geduscht. Ich nehme an, Miss Beck fand das Opfer. Warum so spät?«
»Sie kam gerade erst von der Arbeit zurück«, sagte Garnett.
Diane betrachtete den toten Körper genauer. Chris Edwards hatte nur einen Slip an. Auf dem Gesicht, dem Unterleib und den Armen hatte er Prellungen und Blutergüsse. Trotz der von der Strangulierung verursachten Verfärbung seines Gesichts waren an der rechten Schläfe und der rechten Kieferseite sowie auf den Armen deutliche Verletzungsspuren zu erkennen. An der Nase, um den Mund herum und in den Haaren befand sich getrocknetes Blut. Es hatte eindeutig einen Kampf gegeben.
»Es sieht aus, als ob man auf ihn eingetreten hätte.« Garnett deutete auf eine Prellung an seiner Seite.
»Es sieht tatsächlich so aus«, stimmte Diane zu. »Wer wird die Leiche untersuchen?«
»Rankin. Er ist unser ärztlicher Leichenbeschauer. Sie denken, man sollte wegen der Verbindung zu den anderen Opfern Webber rufen?«
Ja, sie wollte tatsächlich, dass Lynn Webber diesen Job übernahm. Wenn die Fälle zusammenhingen, wäre es besser, wenn ein einziger Pathologe sie bearbeitete.
»Ich glaube, das wäre eine gute Idee.« Als sie geendet hatte, fragte sie sich, ob sie nicht zu kurz angebunden klang.
Garnett dachte einen Moment nach. »Es wäre wohl sinnvoll, Webber zu nehmen, vor allem, wenn es sich herausstellen sollte, dass dies hier etwas mit den anderen Morden zu tun hat. Aber wir sollten Rankin nicht kränken.«
Diane merkte, dass Garnett wieder einmal eine politische Entscheidung treffen würde, und wollte gerade etwas sagen, als ihr Whit plötzlich zu Hilfe kam.
»Wir werden sie zu Dr. Webber schicken.«
Garnett schaute Whit Abercrombie scharf an, als ob er für einen Augenblick vergessen hätte, dass Whit durchaus berechtigt war, eine solche Entscheidung zu treffen. Whits schwarze Augen glänzten, als er Garnetts Blick erwiderte, und seine Zähne hoben sich dabei deutlich von seinem kurzen schwarzen Bärtchen ab.
»Ich werde mit Rankin sprechen«, sagte er. »Ich bin sicher, es macht ihm nichts aus.«
Garnett nickte. »Okay. Wenn Sie hier
Weitere Kostenlose Bücher