Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
alles unter Kontrolle haben, werde ich mich mal darum kümmern, dass wir Mayberry endlich finden.«
Diane war froh, dass er endlich ging. Er war vielleicht der leitende Ermittler in diesem Fall, aber er wirkte eher wie ein Gast, der uneingeladen bei einer Dinner-Party auftaucht und von dem dann keiner weiß, wo man ihn hinsetzen soll.
»Wieso haben Sie inzwischen einen solch engen Kontakt zur Polizei von Rosewood?«, fragte Whit, als Garnett verschwunden war. »Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass die Ihnen Weihnachtskarten schicken.«
Diane erklärte ihm die komplizierte Konstruktion.
»Also man hat Sie quasi erpresst, und jetzt hat Rosewood ganz billig ein Kriminallabor bekommen.«
»So etwa. Allerdings muss ich zugeben, dass mir das Ganze eigentlich ganz gut gefällt. Aber das kann ich gegenüber dem Bürgermeister und dem Chef der Kriminalpolizei natürlich nicht zugeben.«
Whit lachte. »Ich verstehe.«
»Danke, dass Sie mir bei Lynn Webber geholfen haben.«
»Diese Entscheidung ist doch nur logisch«, sagte Whit. »Rankin macht das nichts aus. Der ist nicht so an diesen politischen Spielchen interessiert wie die Leute in seiner Umgebung.«
Lynn Webber kam mit zwei Kriminaltechnikern, um Chris Edwards’ Leiche in die Leichenkammer ihres Krankenhauses zu bringen.
Diane bat die beiden, auf der Veranda zu warten, während Lynn den Körper untersuchte und Jin einen Weg zur Eingangstür festlegte, auf dem man den Leichnam hinausbringen konnte, ohne irgendwelche Spuren zu vernichten.
Einer der beiden, ein etwa fünfundzwanzigjähriger Braunhaariger mit Geheimratsecken und dunkelblauen Augen, fragte, ob er sich auf einen der Verandastühle setzen könne.
»Wir haben sie bereits mit Spezialpulver nach Fingerabdrücken abgesucht«, rief Jin ihm aus dem Wohnzimmer zu. »Sie könnten hinterher also voller Pulver sein.«
Der andere Techniker, ein etwa dreißigjähriger Schwarzer, riet ihm, am besten stehen zu bleiben. »An einem Tatort weiß man nie, worauf man gerade sitzt.«
Lynn bewegte Hals und Kinn der Leiche und drückte dann deren Arme so weit nach vorne, wie es der Strick gestattete. »Whit hat mir erzählt, ich hätte Ihnen das hier zu verdanken.«
»Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Die beiden Fälle könnten etwas miteinander zu tun haben.«
»Das hier sieht aber ganz anders aus als die Morde im Wald«, wandte Lynn ein.
»Aber das da ist einer der Männer, die die Opfer dort gefunden haben.«
Lynn schaute Diane scharf an. »Was geht hier eigentlich vor?«
»Ich weiß es nicht.«
Lynn schüttelte den Kopf, maß die Temperatur an Chris Edwards’ Leber und schaute auf die Uhr. »34,2 Grad. Die Starre …« Lynn schaute sich im ganzen Raum um. »Wer ist der leitende Ermittler in diesem Fall?«
»Chief Garnett«, antwortete Diane. »Der Partner unseres Opfers hier, Steven Mayberry, ist verschwunden – sie waren dort im Wald zusammen.«
Lynn runzelte die Stirn. »Das wird ja immer schlimmer. Haben Sie irgendeine Idee, worum es hier geht?«
»Vielleicht erfahren wir das, wenn Mr. Mayberry auftaucht.«
Dr. Webber stand auf. »Bei der üblichen Abkühlungsrate von etwas unter anderthalb Grad pro Stunde starb er möglicherweise vor zweieinhalb Stunden. Die Leichenstarre ist bereits eingetreten. Das ist zwar etwas früh, aber anscheinend war er in einen Kampf verwickelt, und das würde das Ganze etwas beschleunigen.«
»Seine Freundin hat uns vor etwa zweieinhalb Stunden angerufen«, sagte Whit. Er beobachtete, wie Dr. Webber den Leichnam untersuchte.
»Ich nehme an, Chief Garnett muss sich dann einmal gründlich mit ihr unterhalten«, sagte Dr. Webber. »Ich bin hier fertig.«
Sie wandte sich an Diane. »Raymond hat bereits ein Skelett für Sie. Die ›blaue‹ Miss X. Er bringt es Ihnen noch heute vorbei. Mit Rot und Grün ist er auch bald fertig.«
»Gut. Vielleicht finden wir heraus, wer sie waren.« Diane holte eine Spule mit orangefarbener Schnur aus ihrer Tasche, um damit das Seil vor dem Durchschneiden abzubinden.«
»Wenn das so weitergeht«, sagte Lynn, »dann gehen Ihnen noch die Farben aus.«
10
S ieht aus wie autoerotische Asphyxie«, sagte der schwarze Kriminaltechniker, als er den Körper sah. »Ich hatte so einen Fall vor etwa sechs Monaten. War fast noch ein Kind.«
Jin hörte mit der Untersuchung der herausgerissenen Schubladen auf und kam herüber. »Die meisten Opfer dieser masochistischen Praktik sind Heranwachsende«, sagte er. »Aber das hier sieht
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