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Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)

Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)

Titel: Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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dieselben Bedingungen wie dort draußen«, sagte der Sheriff, während er Davids Maden betrachtete.
    »In meiner Zuchtkammer herrscht jetzt fast das gleiche Klima wie am Tatort«, sagte David.
    Während David einen kleinen Vortrag über Insektensukzession und Lebenszyklen hielt, bemerkte Diane, dass der Sheriff immer noch steifschultrig dastand, als ob er unter großer Spannung stehe.
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte er dann. »Eines ist klar: Je schneller wir diesen Dingen auf den Grund gehen, desto besser. Ich weiß, dass unser gemeinsamer Freund Garnett« – er zeigte auf die Tür, durch die Garnett vor kurzem verschwunden war – »richtiggehend begeistert ist, dass es endlich einen Fall gibt, in dem Sie und Ihr Team Ihre Nützlichkeit beweisen können. Mir dagegen liegt das Ganze schwer im Magen.« Er schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise hat Lynn Webber öffentlich bekannt gegeben, dass die Opfer Weiße seien. Das Letzte, was ich gerade brauchen kann, sind Gerüchte, dass es in unserer Gegend Lynchmorde gibt. Ich kenne genug Leute, die damit ihr eigenes Süppchen kochen würden.«
    »Ich nehme an, dass es die Beschreibung der Leichen war, die Reverend Jefferson beunruhigt hat«, sagte Diane. »Er ist alt genug, um sich an die Erzählungen seiner Eltern und Großeltern über solche öffentlichen Lynchspektakel zu erinnern. An diese Bilder muss er gedacht haben, als er vom Aussehen der Gehängten hörte.«
    »Öffentliche Lynchspektakel?«, fragte Jin, der gerade mit erhobenem Daumen aus seinem Büro zurückkam, womit er wohl andeuten wollte, dass sein Anruf in Kalifornien erfolgreich verlaufen war. »Das klingt wie ein Widerspruch in sich. Wurden diese illegalen Aufhängungen nicht in aller Heimlichkeit durchgeführt?«
    »Bei dieser Art von Lynchjustiz wurden die Opfer nicht nur aufgehängt«, sagte Diane. »Jede Tötung durch einen Mob nennt man Lynchen. Diese Lynchspektakel waren dagegen genau das, worauf ihre Bezeichnung hinweist: öffentliche Ereignisse. Sie wurden im Radio oder in den Zeitungen angekündigt und dauerten den ganzen Tag. Oft folterte der Mob das Opfer, kastrierte es, schnitt ihm Finger und Zehen ab, fügte ihm mit glühenden Schüreisen Verbrennungen zu, zog es hinter einem Auto oder Wagen her, um es dann schließlich aufzuhängen.«
    Die Beschreibung solcher Lynchspektakel war für David nichts Neues. Er kannte sich mit allen Sorten von Menschenrechtsverletzungen aus. Jin und dem Sheriff aber klappte der Kiefer herunter.
    »Manchmal geriet der Mob in eine solche Raserei«, sagte David, »dass sie jeden Schwarzen jagten, den sie auf der Straße sahen. Manchmal drangen sie auch in die Häuser von Schwarzen ein, um sie herauszuzerren.«
    »Hat denn niemand versucht, sie aufzuhalten?«, fragte Jin.
    David nickte. »Da gab es viele. In einigen Fällen versuchten weiße Arbeitgeber, ihre schwarzen Angestellten zu schützen. Aber das brachte sie dann selbst in Gefahr.«
    David machte eine Pause, lehnte sich an den Tisch, verschränkte die Arme und lächelte ganz leicht. »Eine Episode wurde später dann sogar als Filmstoff verwendet. Ein Mann namens Dick Hinson erfuhr, dass sich ein großer Mob vor seinem Mietstall versammelt habe, in dem sein Vater einige Schwarze versteckt hatte. Als der Anführer des Mobs Hinson zurief, sie kämen jetzt herein und würden ihn, wenn nötig, aus dem Weg räumen, zog Hinson seine Pistole. Der Anführer lachte und wies darauf hin, dass er wohl kaum sie alle erschießen könne. Hinson bestätigte das. Tatsächlich könne er nicht alle erschießen – nur den Ersten, der durch seine Tür trete.«
    »Und?«, fragte Jin.
    »Niemand wollte erschossen werden. Niemand trat durch diese Tür.«
    »Wie lange ist das alles her?«
    »In den zwanziger und dreißiger Jahren hatte diese Bewegung ihren Höhepunkt. Mitte der vierziger Jahre hörten dann diese öffentlichen Spektakel allmählich auf.«
    Der Sheriff schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich glaube, ich sollte bei Ellwood vorbeigehen und ihn beruhigen.« Er seufzte und betrachtete die Maden. »Ich möchte Sie auf keinen Fall hetzen, Dr. Fallon, aber wann können Sie mir etwas über die Skelette erzählen?«
    »Heute fange ich mit ihrer Untersuchung an. Das hat jetzt absolute Priorität. Ich arbeite, so schnell ich kann.«
    »Das mit den Seilen und Knoten war äußerst interessant. Es wäre sogar noch interessanter, wenn es uns tatsächlich zum Mörder führen würde. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie etwas

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