Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
End. Was hältst du von dem Ganzen?«
»Irgendwie blicke ich noch nicht ganz durch.« Diane erzählte ihm von den Skeletten.
»Das mit den Nasen finde ich interessant. Wie erklärst du dir das?«
Diane zuckte die Schultern. »Vielleicht ein Zufall? Oder die beiden sind miteinander verwandt? Vielleicht haben sie sich auch im Wartezimmer von Blaus Arzt kennengelernt?«
»Man sollte die DNA der beiden vergleichen. Die Leichenbeschauerin hat Proben genommen, nicht wahr?«
»Sicher. Aber du weißt ja, wie das mit der DNA ist. Vielleicht war sie bereits degeneriert. Ich gehe jetzt heim, um ein bisschen Schlaf zu kriegen. Das solltest du auch tun.«
Diane verließ den Dinosauriersaal, ging über den Gang am Museumsladen vorbei und durch die Primatenabteilung in die Eingangshalle des Museums. Dort saß Chanell Napier, die Sicherheitschefin des Museums, höchstselbst am Empfang.
»Was machen denn Sie so spät noch hier?«, fragte Diane.
Chanell war schlank, aber athletisch. Sie hatte dunkle Haut, ein rundes Gesicht und schwarzes, kurz geschnittenes Haar.
»Ich wechsle mich gerne einmal mit einem der Nachtwächter ab. Ich bleibe dann auf dem Laufenden über das, was hier nachts so passiert. Außerdem lerne ich auf diese Weise alle kennen, die hier zu dieser Zeit noch arbeiten.«
»Ich hoffe, dass nachts hier nicht allzu viel los ist«, lachte Diane.
»Es ist ziemlich ruhig. Man hört nur, wie überall diese glänzenden Böden und Wände poliert werden. Ich mag es, wenn es ruhig bleibt.«
»Das geht mir genauso. Eine schöne Nacht noch.« Diane passierte die Doppeltür, die zum nichtöffentlichen Bereich des Museums führte, in dem sie und ihre Mitarbeiter ihre Büros hatten. Die Bürokorridore waren leer, und die Teppichböden sahen aus wie frisch gesaugt, die Reinigungskolonne schien hier schon durchgekommen zu sein.
Sie schloss den Privateingang zu ihrem Büro auf. Andie hatte ihr einen ganzen Stapel Post auf den Schreibtisch gelegt. Als Erstes ging sie alle Briefe durch und legte sie je nach Dringlichkeit auf unterschiedliche Haufen. Einige warf sie sofort in den Papierkorb.
Kendel hatte ihr einen Packen Anforderungsformulare der Museumskuratoren dagelassen. Jedem Gesuch hatte sie eine kurze Notiz beigefügt, in der sie ihre Meinung über das Projekt kundtat.
»Ich halte dies für eine gute Idee. Guter Preis«, konnte diese zum Beispiel lauten.
Aufmerksam geworden, schaute sich Diane das dazugehörige Formular an. Der Kurator der Paläontologie-Abteilung hatte ein kleines Museum gefunden, das seine Sammlungen verkaufte. Sie boten unter anderem zwei Abgüsse von Velociraptor-Skeletten für einen augenscheinlich recht günstigen Preis an. Die Abgüsse waren zwar leicht beschädigt, aber der Paläontologe versicherte Diane, dass dies kein Problem sei.
Velociraptoren waren die kleinen, bösartigen Biester aus Jurassic Park. Jeder, der das Museum besuchte, wollte so einen sehen. Sie waren bei weitem nicht so groß wie der Albertosaurus, aber der Film hatte sie vor allem bei Kindern berühmt gemacht. Diane schrieb auf Kendels Notizzettel, dass der Paläontologe die Skelette kaufen könne. Dies wäre eine weitere gute Werbung für das Museum.
Auf einem anderen Memo teilte Kendel mit, dass Mitglieder der Familie, die ihnen die Mumie gestiftet hatten, Amulette besäßen, die aus den Binden stammten, mit denen die Mumie umwickelt war. Sie meinte, sie könne deren Preis noch ziemlich herunterhandeln. Auch hierzu gab Diane ihre Zustimmung. Wenn sie schon eine Mumie und einen Mumienbehälter ausstellten, wäre es sicher gut, alles beifügen zu können, was mit diesem Fund zu tun hatte. Eine ganze Ägyptensammlung konnten sie sich natürlich nicht leisten.
Die letzte Nachricht stammte von Korey. Er hatte die Mumie geröntgt und teilte ihr mit, sie könne jederzeit ins Konservierungslabor kommen und die Röntgenbilder betrachten. Außerdem habe er für nächste Woche eine MRI-Untersuchung vereinbart.
Im Museum schien also alles glattzulaufen. Bisher war die berufliche Doppelbelastung für Diane noch nicht zum Problem geworden. Tatsächlich brauchte sie nicht allzu viel Schlaf. Sie packte die Museumsunterlagen zusammen, verließ ihr Büro und ging direkt zum Pleistozänsaal hinüber.
Sie liebte das Museum bei Nacht.
Die Räume waren dunkel, mit Ausnahme einiger lichtschwacher Wandleuchten kurz über dem Boden, die dafür sorgten, dass man nachts durch das Museum gehen konnte, ohne über ein Ausstellungsstück zu
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