Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
ließ sich in sein Zimmer durchstellen. Als sie seine verschlafene Stimme hörte, fiel ihr ein, dass der Zeitunterschied zu Kalifornien immerhin drei Stunden betrug. Scheiße.
»Tut mir leid. Ich vergaß die drei Zeitzonen.«
»Diane. Dich zu hören tut gut – egal zu welcher Tageszeit.«
»Ich habe deine Nachricht bekommen. Hast du mir vielleicht Blumen geschickt?«
»Blumen? Hätte ich das tun sollen? Habe ich einen Jahrestag oder Geburtstag verpasst – nein, der Geburtstag kann es nicht sein. Okay, was war es?«
Diane spürte, wie allmählich ein Lachen in ihr aufstieg. Wie das klingen musste – jemanden um drei Uhr morgens von der anderen Seite des Landes anzurufen, um ihn zu fragen, ob er einem Blumen geschickt habe. Sie schlüpfte in ihr Bett zurück und legte die Beine übereinander.
»Nein. Du hast nichts verpasst. Jemand hat mir gestern Blumen ins Auto gelegt. Ich habe sie auf dem Rücksitz gefunden. Ich nahm an, sie seien von dir.«
»War ein Kärtchen dabei?«
»Darauf stand nur ›Für Gerechtigkeit‹.«
»Für Gerechtigkeit? Ich bin kein großer Romantiker, aber etwas Besseres als das wäre mir allemal eingefallen.«
Diane musste erneut lachen.
Die ganze Sache war so albern, und gerade das Alberne tat ihr jetzt richtig gut.
»Das stammt bestimmt von einem heimlichen Bewunderer. Hast du einen?«, fragte er.
Ein heimlicher Bewunderer. »Nein …« Sie musste an Mike denken. Natürlich, bestimmt hatte ihr Mike Seger diese Blumen hingelegt.
»Du hast einen, nicht wahr? Ich wette, es ist dieser Typ, dieser Typ mit den Haaren. Wie heißt er noch gleich?«
»Der Typ mit den Haaren?«
»Du weißt doch. Der mit diesem modernen Ich-bin-gerade-erst-aufgestanden-Haarschnitt. Ich glaube, er ist Geologe.«
»Mike? Warum glaubst du, dass er es ist?«
»Es war dieser Ich-fordere-das-Alphamännchen-heraus-Blick, den er mir zugeworfen hat. Zugegeben, eine ganze Weile lang hatte mich niemand mehr so angeschaut, aber ich erinnere mich noch gut an diesen provozierenden, leicht amüsierten Blick, dem ich in jüngeren Jahren öfter begegnet bin. Er und du, ihr erforscht zusammen eine Höhle, stimmt’s?«
»Zumindest planen wir es.«
»Also, er war es, obwohl ich glaube, dass auch ihm etwas Besseres eingefallen wäre als ›Für Gerechtigkeit‹. War dein Auto eigentlich nicht abgeschlossen?«
»Es war abgeschlossen. Jemand muss den Schlüssel aus meinem Büro geholt haben. Oder er hat die Autotür mit so einem Ding geöffnet … Wie heißt das noch gleich?«
»Dieser Fahrzeugöffner? Slim Jim?«
»Genau, das war’s. Oder vielleicht hatte ich auch vergessen, das Auto abzuschließen. Ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren.«
»Das alles klingt ja ganz schön spannend.«
»Und wie steht es bei euch in San Francisco?«
»Alles in Ordnung. Das Wetter ist gut. Es sieht so aus, als ob unser Verbrecher verurteilt würde. Außer die Geschworenen sind von allen guten Geistern verlassen. Ich freue mich darauf, wieder heimzukommen. Bei euch ist ja ganz schön was los!«
»Du meinst die Morde?«
»Ja. Ich habe läuten hören, es handele sich um einen Serienmörder.«
»Das kann man jetzt noch nicht sagen, aber ich glaube es eigentlich nicht. Aber ich habe dich nicht mitten in der Nacht aufgeweckt, um über Mord und Totschlag zu reden.«
»Nein? Warum denn? Geht es um Telefonsex?«
»Wirklich lustig. Also du kommst morgen heim?«
»Ich hoffe es. Ich mag zwar den Ozean hier, aber daheim ist es doch am besten.«
Das Gespräch dauerte dann nicht mehr lange. Diane hatte ein schlechtes Gewissen, ihn so früh aufgeweckt zu haben, aber er brachte sie zum Lachen, und sie begann ihren Tag gerne mit einem herzlichen Gelächter.
Als sie im Museum ankam, war Andie bereits in ihrem Büro. Sie trug ein Jeanskostüm und hatte ihre Lockenpracht hochgebunden, mit dem Ergebnis, dass sie bei jedem ihrer vielen kleinen Bewegungen lustig hin und her wackelte.
»Andie, wissen Sie etwas über irgendwelche Blumen, die man gestern für mich abgegeben hat?«
»Nein. Jemand hat Ihnen Blumen geschickt?«
»Ja. Aber die beigelegte Karte war nicht unterschrieben. Ich dachte, Sie seien vielleicht hier gewesen, als sie abgegeben wurden.«
»Ich war hier, aber ich habe sie nicht gesehen.«
»Ist nicht so wichtig. Jemand wird früher oder später nach ihnen fragen.«
»Frank war es nicht, oder?«
»Nein, ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen.«
»War es etwa Mike?«, fragte Andie mit einem Augenzwinkern und einem
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