Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
leicht spöttischen Grinsen.
»Das hat Frank auch vermutet. Warum glaubt jeder, dass es Mike war?«
»Oh, ich weiß auch nicht. Aber man sieht schon, dass er an Ihnen einen Narren gefressen hat.«
»Das ist lächerlich. Da ist überhaupt nichts. Er ist ja fast noch ein Junge.«
»Also gut. Ich glaube Ihnen«, sagte Andie. »Er ist tatsächlich viel zu jung für Sie.«
»Moment mal, was soll das denn heißen?«
»Ich ziehe Sie doch nur auf«, lachte Andie.
Sie reichte Diane eine Tasse Kaffee mit etwas Schokolade darin, so wie sie es mochte. Diane nahm einen Schluck und setzte sich an den Schreibtisch.
»Ich habe gesehen, dass Sie dem Kauf der Velociraptor-Abgüsse zugestimmt haben. Das finde ich prima. Ich mag diese Viecher«, sagte Andie.
»Es ist ein guter Preis. Außerdem haben mir die Leute vom Museumsladen erzählt, dass der Velociraptor das meist verkaufte Modell nach dem T. Rex sei. Vielleicht kommen dann noch mehr Besucher, wenn wir ein paar lebensgroße Exemplare vorweisen können.« Diane schaltete ihren Computer ein. »Rufen Sie bitte Kendel und Jonas an. Ich möchte mit ihnen zusammen die Röntgenbilder unserer Mumie anschauen.«
»Diese Mumie hat eine Menge Staub aufgewirbelt. Sie haben unheimlich viel Post deswegen erhalten. Ich habe sie sortiert und auf Ihren Schreibtisch gelegt.«
»Wie ist das möglich? Wir haben sie doch gerade erst bekommen.«
»Ich glaube, da draußen gibt es so etwas wie eine Mumien-Mund-zu-Mund-Propaganda.«
Während Andie Jonas und Kendel anrief, begann Diane, ihre E-Mails zu lesen. In der ersten bat jemand um ein Stück der Mumie, um damit eine DNA-Analyse durchführen zu können. Insgesamt waren es zweiundfünfzig Mails, viele von ihnen von Forschern, die sich für die Mumie interessierten. »Ich hatte ja keine Ahnung«, murmelte Diane erstaunt.
Plötzlich klingelte ihr Telefon.
»Dr. Fallon, Dr. Fallon?« Es war eine eigentümlich hohe Stimme, die äußerst nervös klang. »Ich habe bereits versucht, Sie zu erreichen. Haben Sie meinen Brief bekommen?«
»Wer sind Sie denn?«
»Dr. Earl Holloway, Indiana University.«
»Indiana?« Immerhin nicht Colorado oder Nebraska.
»Ja. Ja. Es ist äußerst wichtig, dass ich Zugang zu Ihrer Mumie bekomme. Heutzutage ist es wirklich schwierig, eine Mumie zu finden. Dabei gibt es doch Millionen von ägyptischen Mumien. Aber die werden alle eifersüchtig gehütet. Die Leute haben immer solch beschränkte Ansichten, wenn es um tote Körper geht. Es ist fast so wie in den Tagen, als die Medizinschulen sich an Leichendiebe wenden mussten, wenn sie Nachschub für ihre Anatomien brauchten.«
»Was genau wollen Sie denn tun?«
»Habe ich das nicht gesagt? Haben Sie meinen Brief nicht gelesen?«
Diane schaute noch einmal alle Briefe durch, bis sie einen fand, auf dem »Dr. Holloway« als Absender angegeben war.
»Ihr Brief ist gerade erst auf meinem Schreibtisch gelandet. Ich hatte bisher nicht einmal Gelegenheit, ihn zu öffnen.«
»Ach so. Nun, wenn Sie meinen Brief gelesen hätten, Dr. Fallon, würden Sie wissen, dass ich Paläoparasitologe bin. Ich führe gerade eine bahnbrechende Pilotstudie durch, in deren Rahmen ich Mumiengewebe auf Drogen und Krankheiten untersuche. Das Ganze ist als Vorarbeit für die Erstellung einer Mumiengewebebank gedacht.«
»Mumiengewebebank?«
»Ja. Die meisten Forscher untersuchen ganz allgemein den Krankheitsverlauf bei antiken Mumien. Aber ich beschäftige mich speziell mit ägyptischen Mumien, da diese aus einer Kultur mit einer höher entwickelten medizinischen Praxis stammen. Ich möchte herausfinden, wie die alten Ägypter Krankheiten wie etwa die Schistosomiasis behandelt haben, von denen wir heute wissen, dass sie von Parasiten ausgelöst werden, und wie wirksam ihre Behandlungsmethoden waren.«
»Haben Sie schon einmal daran gedacht, die Heilmethoden der südamerikanischen Ureinwohner zu untersuchen? Sie sind zwar technologisch nicht besonders fortschrittlich, aber sie verfügen über uralte traditionelle Kenntnisse, wie man die bei ihnen vorkommenden Pflanzen und Kräuter für medizinische Zwecke nutzen kann.«
Diane war sich nicht sicher, warum sie dies überhaupt sagte. Im Allgemeinen pflegte sie anderen Forschern keine Ratschläge zu erteilen, schon gar nicht, wenn es sich dabei nicht um ihr Fachgebiet handelte. Wahrscheinlich war es einfach eine spontane Reaktion gewesen, die Fähigkeiten der südamerikanischen Indianer, die sie so gut kannte, anzupreisen.
»Nun, ich
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