Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
der Körper bildet, um Bakterien aus einer entzündeten Stelle – in unserem Fall sind dies mindestens drei Zahnwurzeln – auszuschwemmen.
»Igitt, voll krass.«
»Glauben Sie, dass dies seinen Tod verursacht haben könnte?«, fragte Jonas.
»Ja, daran könnte er durchaus gestorben sein.«
»Also, da haben wir doch schon mal etwas Wichtiges über ihn herausgefunden«, meinte Andie. »Können Sie auch sagen, wie alt er war?«
Diane fuhr mit dem Fingernagel an der Zahnlinie entlang. »Er hatte bereits seine Weisheitszähne – also war er wenigstens einundzwanzig. Seine anderen Zähne sind ziemlich abgenutzt, was zeigt, dass er noch älter war. Die Schädelnähte« – Diane deutete auf das Röntgenbild, das die Seitenansicht zeigte, und fuhr dort mit dem Finger eine ganz dünne Linie entlang – »diese unregelmäßigen Linien hier, sind schon fast vollständig verknöchert. Das treibt das Alter noch einmal beträchtlich nach oben. Er war wohl schon über vierzig. Ich muss alle Röntgenaufnahmen noch einmal genau überprüfen, aber unsere Mumie war auf jeden Fall schon in ihren mittleren Jahren.«
»Jetzt möchte ich endlich wissen, was Sie in diesem Paket haben, das Sie mitgebracht haben, Kendel«, sagte Jonas. »Seit Sie hier drin sind, haben Sie dieses Lächeln auf dem Gesicht.«
Kendel atmete tief ein. »Ein Mitglied der Familie, die uns die Mumie stiftete, hat das geschickt.« Sie öffnete die Schachtel und versuchte etwas aus der Luftpolsterfolie herauszufischen. »Sie sagen, es gehöre zur Mumie.«
Da war es endlich: ein geschliffenes Glasgefäß, dessen Deckel mit Wachs versiegelt zu sein schien. In dem Gefäß befand sich etwas. Diane und die anderen versuchten zu erkennen, was es war.
»Ist das sein Finger?«, fragte Andie.
»Nein«, sagte Jonas. »Das ist bestimmt nicht sein Finger.«
»Oh mein Gott, das ist doch nicht sein …«
»Anscheinend schon«, sagte Korey. »Er muss wohl beim Auswickeln der Mumie abgebrochen sein.«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Andie. »Der arme Kerl glaubte, dass sein Körper für alle Ewigkeit sicher sei, und dann endet er als Hauptattraktion auf einer Party, bei der er dann auch noch sein bestes Stück verliert. Wenigstens haben sie es in ein schönes Gefäß gelegt.«
»Wie sicher können wir sein, dass er auch zu ihm gehört?«, fragte Diane.
»Seiner fehlt«, sagte Korey.
»Die Tatsache, dass dies hier ein viktorianisches Gurkenglas …«, begann Kendel.
»Ein Gurkenglas?«, rief Andie aus, als ob dies das Ganze noch schlimmer mache.
»Ja. Es ist authentisch, also passt es in unseren Zeitrahmen.«
Diane erinnerte sich, dass Kendel große Kenntnisse über Gefäße und ihre Geschichte besaß.
Korey nahm das Gefäß in die Hand und betrachtete es genau. »Das sieht wie ein altes Siegel aus. Wir brauchen eine DNA-Probe von beiden Geweben, um tatsächlich sicher sein zu können.«
»Warum legen wir es nicht wieder zu ihm, wenn wir ihn wieder einwickeln?«, schlug Andie vor.
Jonas räusperte sich. »Dieses Organ ist der beste Platz, um darin gute Blutreste zu finden. Und wenn wir nach Parasiten oder Ähnlichem suchen.«
»Parasiten? In seinem…« Andie konnte den Satz nicht beenden.
»Er hat vollkommen recht«, sagte Kendel. Sie reichte Diane das Gefäß. »Ihr forensisches Labor sollte fähig sein, uns gute Proben davon zu verschaffen, nicht wahr?«
Diane wog das schwere Bleiglasgefäß in ihrer Hand. »Ja. Das können wir machen.« Sie konnte sich schon mal überlegen, wie sie das Garnett erklären sollte.
»Wir werden eine paar gute Gewebeproben bekommen, wenn wir ihn endoskopieren«, sagte Korey.
»Ich finde, wir sollten eine DNA-Probe von einer Zahnwurzel nehmen«, sagte Diane. »Wir werden ihm während der Endoskopie einen Zahn entnehmen.«
Andie schaute entsetzt.
»Keine Sorge, wir werden nur die am wenigsten invasiven Tests mit ihm durchführen«, sagte Diane. »Er wird noch fast völlig intakt sein, wenn ihn Korey wieder einwickelt.«
»Wir werden ihn mit Respekt behandeln«, versicherte Jonas, »und wir werden von ihm viel über uralte Krankheiten erfahren.« Jonas ließ seinen Blick von Andie zurück zu den Röntgenbildern des Schädels wandern. »Die Toten können uns eine Menge erzählen, und ich glaube, es ist wichtig, dass wir ihnen zuhören.«
»Andie, ich möchte, dass Sie und Kendel sich die Schreiben all der Leute vornehmen, die Zugang zur Mumie haben möchten, und ihnen mitteilen, dass wir gerne mit ihnen alle Informationen
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