Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Mantel, die Konvektionsströme und die Art, wie ganz oben die Erdkruste schwimmt, zu illustrieren. Außerdem möchten wir uns immer wieder auf die bereits vorhandenen Exponate in der Geologieabteilung beziehen.«
»Cool«, sagte Andie.
»Ich denke also an so etwas wie den Tunnel in einem Aquarium«, sagte Mike. »Der Besucher steigt quasi in die Ausstellung hinunter und hat das Gefühl, mitten im Innern der Erde zu stecken.«
»Es sollte auch mit Rollstühlen zugänglich sein«, sagte Diane.
»Das wissen wir. Wir denken über eine Wendelrampe oder eine Art Aufzug nach. Aber das müssen wir noch genauer ausarbeiten.«
Diane musterte noch einmal die Darstellungen der Bodenschichten, der Fossilien, des geschmolzenen Mantels und des dichten Kerns. Mike plante, an den entsprechenden Stellen Tafeln aufzustellen, auf denen beschrieben würde, was einem geschähe, wenn man tatsächlich auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde wäre: Es würde heißer und heißer werden, und schließlich würde man unter dem enormen Druck, der im Erdkern herrschte, auf die Größe einer Murmel zusammengedrückt werden. »Das sieht sehr gut aus. Haben Sie schon eine Vorstellung, was es kosten wird?«
Mike zuckte zusammen. »Nein. Noch nicht.«
»Okay. Sagen Sie dem Designer, dass mir die Pläne gefallen. Denken Sie nur ab und zu bei Ihrer Planung an unser Budget.«
»Geht klar.«
Das Telefon klingelte, und Andie eilte in ihr Büro, um den Anruf entgegenzunehmen.
»Ich freue mich schon darauf, das fertige Modell zu sehen. Übrigens, haben Sie etwas in mein Auto gelegt?«, fragte Diane.
»In Ihr Auto? Was soll das gewesen sein?« Mike war einen Kopf größer als Diane und stand gerade exakt am Rande ihrer persönlichen Distanzzone. Er roch nach Rasierwasser.
Diane trat einen Schritt zurück. »Irgendetwas.«
»Nein. Hätte ich sollen?« Er hob die Augenbrauen und lächelte. Er hatte tatsächlich Grübchen. Sie erinnerte sich nicht, dies bisher bemerkt zu haben.
»Nein. Das war nur so eine Frage.«
»Hat jemand etwas in Ihr Auto gelegt?«
»Haben Sie mit Ihrem Bekannten über die Höhle gesprochen?«, lenkte sie ab.
»Ich gehe morgen Mittag mit ihm essen. Ich glaube, es wird klappen. Wollen Sie zum Essen mitkommen?«
»Ich werde dann wahrscheinlich immer noch mit meinen Skeletten zu tun haben.«
»Wie schaffen Sie das eigentlich mit Ihren beiden Vollzeitjobs?«
»Sie halten mich auf Trab.«
»Keine Zeit mehr für ein Sozialleben?«
»Ich habe ein Sozialleben.«
»Das kann dann aber nicht sehr groß sein.« Er warf ihr einen Blick zu, den Frank vielleicht als herausfordernd beschrieben hätte.
»Kendel und Jonas warten auf uns im Konservierungslabor«, rief Andie aus ihrem Büro und ersparte es Diane, auf diese Herausforderung reagieren zu müssen.
16
S ie trafen sich alle im Konservierungslabor im zweiten Stock. Jonas Briggs betrat den Raum mit einem Ordner in der Hand. Seine blauen Augen funkelten. Gleich danach traf Kendel ein. Wie gewöhnlich war sie tadellos gekleidet. Heute trug sie ein perlgraues Kostüm, eine Perlenkette und Perlenclips. Während Andie mehrere Körperpiercings hatte, hatte sich Kendel bisher nicht einmal die Ohren durchstechen lassen. Mit vergnügtem Gesicht legte sie ein Paket auf den Tisch.
In diesem Moment kam Korey aus seinem Büro. »Das wird Ihnen gefallen, Dr. F.« Er führte die vier anderen in seinen neu eingerichteten Röntgenraum. An der Wand entlang hingen an beleuchteten Schaukästen vier Röntgenaufnahmen eines Schädels, die so scharf waren, dass sie wie Reliefs aussahen.
»Ich habe hier ein paar wirklich gute Bilder.« Er dämpfte das Licht.
Diane betrachtete aufmerksam die erste Röntgenaufnahme, die Vorderansicht des Gesichts eines Mannes, der möglicherweise viertausend Jahre alt war. Er hatte ausgeprägte Backenknochen, ein kantiges Kinn und eine runde Stirn. Sie musterte nacheinander jede Aufnahme, ohne etwas zu sagen.
»Ist es das, was ich denke?«, sagte Jonas und deutete auf eine dunkle Fläche, die die Zahnwurzeln im Oberkiefer umgab.
»Wenn Sie meinen, dies seien Anzeichen eines akuten periapikalen Abszesses, dann haben Sie recht«, antwortete Diane.
»Das klingt aber gar nicht gut«, sagte Andie.
»Das war es auch nicht«, sagte Diane. »Er hatte sicherlich fürchterliche Schmerzen. Schauen Sie nur einmal hier, diese Fisteln über dem ersten und zweiten vorderen Backenzahn und dem ersten Mahlzahn.«
»Fisteln?«, fragte Andie.
»Das sind röhrenförmige Gänge, die
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