Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
es irgendwelche Anzeichen für eine Verbindung zu Edwards oder den Gehängten von Cobber’s Wood?«
»Nicht direkt. Aber …« Diane hörte über ihr Telefon Davids Fußschritte. Er ging wohl irgendwohin, wo ihm Garnett nicht zuhören konnte. »Hier herrscht ein ähnliches Durcheinander wie bei Edwards. Der wurde in seinem Badezimmer überrascht, durch einen Schlag auf den Kopf betäubt und dann gefesselt, konnte sich allerdings anscheinend doch noch ein bisschen wehren. Ich halte es für möglich, dass der Mörder hier dasselbe mit Raymond versuchte, dann aber zu hart zuschlug, ihn wiederzubeleben suchte, dann allerdings feststellen musste, dass er ihn bereits getötet hatte.«
»Der Täter könnte immer noch nach der Baseball-Sammlung gesucht haben.«
»Ja, das stimmt. Wir schauen, ob wir doch noch Spuren finden, die denen bei Edwards ähneln.«
»Macht weiter so. Ihr leistet großartige Arbeit. Ich hoffe, wir bekommen im Laufe der Woche doch noch etwas Schlaf.«
»Schlafen? Du willst doch nicht sagen, dass du diese Angewohnheit noch nicht aufgegeben hast?«
»Ruf mich an, wenn ihr mich braucht.«
»Ist Frank mittlerweile zurück?«
»Er ist tatsächlich vor kurzem eingetroffen.«
»Weiß er schon von den Blumen?«
»Ja. Der Mann, der sie mir ins Auto gelegt hat, hat mich übrigens inzwischen angerufen.«
»Oh, wer war es denn?« David hatte anscheinend nur im Scherz nach den Blumen gefragt, doch jetzt klang er etwas besorgt.
Diane erzählte ihm kurz von dem Anrufer. David pfiff durch die Zähne.
»Okay, das klingt gar nicht gut.«
»Es könnte sich immer noch als völlig belanglos herausstellen …«
»Normale Menschen benehmen sich nicht so – nur Verrückte oder Leute, die etwas auf dem Kerbholz haben.«
»Kannst du mir Garnett ans Telefon holen?«
»Klar.«
Nach einer kleine Weile meldete sich Garnett, und Diane erzählte die Geschichte zum dritten Mal.
»Das mag ich ganz und gar nicht. Sie sagten, dass Sie lange genug mit ihm sprachen, dass die Telefongesellschaft den Anruf zurückverfolgen konnte?«
Diane zögerte den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie antwortete. »Ja. Ein Polizist fuhr wohl dorthin, aber ich nehme an, dass der Anrufer zu der Zeit schon über alle Berge war.«
»Ich rufe noch einmal dort an und sage ihnen, sie sollen mit allen reden, die jemanden in oder bei dieser Telefonzelle gesehen haben könnten.«
»Ich habe auch eine Antwort auf meine E-Mail bekommen. Kennen Sie einen Polizisten namens Linderman oder so ähnlich?«
»Da gibt es einen Marty Lenderman. Sie meinen, er ist es? Er ist ein ganz nüchterner, bodenständiger Kollege. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gewesen sein soll.«
»In der Antwort steht ja auch, dass er diese Botschaft gar nicht geschickt habe, dass ich ihn nicht weiter belästigen solle und dass sein Vater Polizist sei. Die Adresse war JMLndrmn. Ich habe nur ein paar Vokale eingefügt. Hat er ein Kind mit den Initialen J. M.?«
»Das stimmt. Jennifer Marie. Sie ist erst sechzehn oder so. Meinen Sie, sie wollte Ihnen einen Streich spielen?«
»Ich weiß nicht. Können Spammer nicht fremde E-Mail-Adressen kidnappen?«
»Ich spreche mit Marty. Inzwischen lasse ich überprüfen, wo die E-Mail-Botschaft tatsächlich herkam.«
»Ich kann das wahrscheinlich von hier aus erledigen.«
»Okay. Vielleicht war das Ganze tatsächlich nur ein misslungener Scherz, aber passen Sie trotzdem ein bisschen auf. Ich glaube, Raymond wurde wegen seiner Sammlung umgebracht. Sie muss ja laut Ihrem David ziemlich wertvoll sein.«
»Ich habe ihn übers Telefon regelrecht sabbern hören vor Neid und Gier.«
Garnett lachte. »Ich habe mit Ausnahme von ›Satchel‹ Paige von den meisten dieser Leute noch nie etwas gehört, aber dieser Ball allein muss schon ganz schön viel wert sein.«
Im Museumsrestaurant fühlte man sich unter den hohen Bogengängen aus alten Backsteinen in eine frühe Klosterbibliothek versetzt. Doch trotz der hohen Gewölbe und der mittelalterlichen Atmosphäre wirkte das Ganze außerordentlich gemütlich. Fünf Tische aus dunklem, roh behauenem Holz standen in jedem der fünf aneinandergrenzenden Säle. Entlang der Wände befanden sich in gewölbten Backsteinalkoven kleine Séparées. Diane und Frank ließen sich in einem von ihnen nieder.
In einem anderen Nebenraum in der Nähe des Eingangs standen vier Computer – trotz seines an die »Alte Welt« erinnernden, etwas musealen Gesamteindrucks war das Restaurant auch ein
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