Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Andie zu.
»Hallo! Ist noch irgendjemand da?«
Diane wirbelte herum. »Frank! Wann bist du denn angekommen?« Sie umarmte ihn und drückte ihn fester an sich, als sie es eigentlich in Andies Gegenwart tun wollte.
»Mein Flugzeug ist vor ein paar Stunden gelandet. Ich bin noch kurz bei Kevin und Star vorbeigefahren.«
Sein dreizehnjähriger Sohn Kevin lebte bei seiner Mutter, Franks Exfrau. Star, seine Pflegetochter, wohnte während Franks Abwesenheit bei ihnen.
»Cindy wollte, dass Star übers Wochenende bleibt, dann können sie und ihr Mann einmal ausgehen. Ich dachte, vielleicht könnten wir beide jetzt etwas essen gehen. Du hast doch noch nicht gegessen, oder?«
»Nein, und ich sterbe fast vor Hunger. Wie wär’s mit dem Museumsrestaurant?«
»Bis morgen«, sagte Andie, als sie das Büro verließ. »Nett, Sie wieder einmal zu sehen, Frank. In unserer Karaoke-Bar werden Sie schon schmerzlich vermisst.«
»Auf Wiedersehen, Andie. Und danke«, rief ihr Diane nach.
»Du möchtest hier im Museum essen? Das sieht nach einer Nachtschicht aus.«
Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss. Frank fühlte sich gut an. In seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher und irgendwie daheim. Sie hätte dieses Gefühl gerne noch länger genossen, aber sie machte sich dann doch von ihm los.
»Ich muss noch das letzte Skelett untersuchen.«
Während sie ihre E-Mails und die Schreiben durchging, die ihr Andie auf den Tisch gelegt hatte, erzählte sie Frank die ganze Geschichte – über die Gehängten von Cobber’s Wood, die Holzvermesser, die die Leichen gefunden hatten, und über Raymond, den ermordeten Laborgehilfen. Am Schluss berichtete sie ihm von der eigentümlichen E-Mail.
»Verdammt. Man kann dich einfach nicht allein lassen.«
»Kannst du herausfinden, wo diese E-Mail herkommt?«
»Wahrscheinlich.«
»Dafür wäre ich dir sehr dankbar …« Das Klingeln ihres Bürotelefons unterbrach sie. Diane hob sofort den Hörer ab.
»Endlich. Endlich können wir miteinander sprechen. Sie sind ganz schön schwer zu erreichen.«
Die Stimme klang rauh. Diane meinte, sie noch nie gehört zu haben. Der Mann sprach langsam und mit einem Georgia-Akzent.
»Wer ist da?«
»Haben Ihnen die Blumen gefallen?«
19
S ie haben mir die Blumen ins Auto gelegt?« Diane schaute auf die Rufnummernanzeige ihres Bürotelefons.
KEINE ANGABEN.
Sie hatte den Hörer zu früh abgehoben. »Warum haben Sie die Karte nicht signiert?«
Frank stand auf, holte sein Handy aus der Tasche und ging vor die Tür. Sie nahm an, dass er den Anruf zurückverfolgen lassen wollte.
»Das war nicht nötig.«
»Und was soll ›Für Gerechtigkeit‹ bedeuten?«
»Genau das, was es aussagt. Ich habe im Fernsehen gesehen, dass Sie es aufrichtig meinen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich das gut verstehe. Aber Sie verfügen nicht über das ganze Bild.«
»Rufen Sie mich deshalb an – um sicherzugehen, dass ich die Dinge richtig verstehe?«
»Das, was Sie da im Fernsehen gesagt haben – dass alle Mörder böse seien …«
»Ganz so habe ich das nicht gesagt.«
»Aber gemeint haben Sie es. So etwas sollten Sie nicht sagen, ohne alle Umstände zu kennen. Manchmal ist das so genannte Mordopfer der Üble und der so genannte Mörder sorgt nur dafür, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
Diane versuchte, etwas Zeit zu schinden. »Zuerst einmal sollten Sie wissen, dass dieses Fernsehinterview aus alten Aufnahmen zusammengeschnitten wurde, die während der Eröffnung unseres Kriminallabors entstanden sind. Ich sprach damals über Mord im Allgemeinen.«
»Ich weiß. Genau darum geht es. Sie können nicht über Mord im Allgemeinen sprechen, ohne jeweils alle Umstände zu kennen, und das tun Sie nicht.«
»Ich weiß, dass jeder ein Recht auf Leben hat.«
»Dann sind Sie also gegen die Todesstrafe für Mörder?«
»Ich bin für Recht und Gesetz.«
»Das sind doch Wortspielereien.«
»Das klingt so, als ob Sie aus persönlicher Erfahrung sprächen …« Sie hörte ein Klicken. Verdammt. Das hatte sie jetzt verbockt.
»Es tut mir leid«, sagte sie zu Frank, als dieser ins Büro zurückkehrte. »Ich konnte ihn nicht mehr länger in der Leitung halten.«
Frank nahm einen Bleistift und kritzelte eine Nummer auf Dianes Tischkalender. »Der Anruf erfolgte von dieser Telefonzelle aus, die neben dem Rest Aplenty Motel draußen an der Highway 441 steht.«
»Du konntest ihn in dieser kurzen Zeit aufspüren?«
»Die ganze Geschichte, dass man mit den Leuten
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