Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Internet-Café.
Das Lokal war bekannt für seine großartigen Salate und seine Früchtebar. Außerdem hatte es eine vielfältige Speisekarte. Diane machte sich selbst einen Chefsalat, häufte sich dazu einen Haufen frisches Obst auf den Teller und trug beides zurück zu ihrem Tisch. Frank bestellte sich ein Steak.
»Wie geht es Star?«, fragte Diane, als sie sich Frank gegenüber niederließ.
»Star hält sich sehr gut, wenn man bedenkt, dass erst vor einem Jahr ihre gesamte Familie ermordet wurde.«
Die Kellnerin brachte Franks Steak. Während Diane ihren Salat aß, wünschte sie, sie hätte sich auch ein schönes Stück Fleisch bestellt. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis nach einer Menge Protein.
»Stell dir vor, Star wollte mit an die Westküste, sie meinte, es müsse niemand auf sie aufpassen, während ich bei Gericht sei. Kannst du dir vorstellen, dass ich sie mitten in San Francisco einfach so alleine ihre Zeit verbringen lasse? Möchtest du ein Stück von meinem Steak?«
»Nein, iss nur weiter«, sagte sie, aber Frank schnitt ein Stück von der zarten Seite ab und legte es auf ihren Salat. »Frank, das ist das beste Stück.«
»Wenn du darauf bestehst, weiterhin mit deinen Kräften Raubbau zu treiben, musst du wenigstens tüchtig essen. Also, erzähle mir etwas von deiner Mumie.«
»Bisher haben wir sie geröntgt. Jonas übersetzt gerade die Texte auf dem Sarkophag, auch wenn dieser und die Mumien wahrscheinlich nicht einmal zusammengehören.«
Diane berichtete über alles, was sie bisher herausgefunden hatten, ohne eine allzu große Abhandlung darüber zu halten, was Abszesse in einer Zeit bedeutet haben müssen, in der das Niveau der Zahnbehandlung mit dem in unserer Zeit in keiner Weise zu vergleichen war. Jedenfalls amüsierte sich Frank köstlich über die Geschichte mit dem Gurkenglas.
20
N ett hier«, sagte Frank, als er sich in Dianes Osteologielabor umschaute.
Die weißen Wände und die Deckenbeleuchtung ließen den Raum hell erscheinen, während ihm die glänzenden Tische, die Waschbecken und Mikroskope ein Gefühl der Modernität verliehen.
»Du bist doch schon einmal hier gewesen. Du bist einer der wenigen, die ich durch alle Labore geführt habe.«
»Vermutlich bin ich überrascht, dass der Raum noch nicht diese leicht schmuddelige Krankenhausatmosphäre ausstrahlt. Lässt du ihn alle paar Wochen neu streichen?«
»Bei meiner Arbeit bin ich peinlich sauber. Ich wische jeden Tag alle Blutspritzer von den Wänden. Erinnerst du dich noch daran, wo mein Büro liegt?«
Diane führte ihn zu einer Ecktür, schloss sie auf und machte das Licht an. Die fahlweiße Farbe ihres kleinen Büros nannte sich, wenn sie sich recht erinnerte, »Kerzenglanz«. Der Boden bestand aus grünen Schieferplatten, der Schreibtisch und die Aktenschränke aus dunklem Walnussholz. An einer Wand stand ein langes burgunderrotes Ledersofa. Die dazu passenden Stühle standen neben ihrem Schreibtisch. Der Platz war gerade ausreichend, aber auch nicht mehr.
Obwohl sie ein privates Büro in ihrem Osteologielabor brauchte, war dies doch ihr zweites Büro, und es sollte deshalb nicht mehr Raum beanspruchen als absolut nötig.
Sie hatte die Leder- und Nussholzmöbel als Kontrast zu den Metalltischen und unpersönlichen Apparaturen im danebenliegenden Labor gewählt. Trotzdem wirkte der kleine Raum immer noch irgendwie kalt. Vielleicht war es der fehlende Teppichboden. Sie hatte sich keinen legen lassen, weil sie weder die statische Elektrizität noch die Fasern gebrauchen konnte, die bei einem solchen zu erwarten waren. Auch die Wände waren weitgehend kahl – mit Ausnahme eines einsamen Aquarells, das einen jagenden Wolf zeigte.
»Du kannst dich hier ausruhen, wenn du magst«, sagte sie.
»Tatsächlich habe ich im Flugzeug ganz gut geschlafen. Kann ich dir nicht bei der Arbeit zuschauen?«
»In Ordnung. Aber es ist, als ob man der Farbe beim Trocknen zusähe.«
»Ich glaube, du stellst dein Licht jetzt etwas unter den Scheffel.« Er umarmte und küsste sie. Hier in ihrem Büro konnte sie sich dem nun endlich richtig hingeben. »Weißt du«, sagte Frank, als er sie schließlich wieder losließ, »dieses Sofa sieht wirklich sehr bequem aus.«
»Ist es auch. Lege dich nur hin, wenn du müde bist. Ich muss mich jetzt um Rot kümmern. Wenn wir herausbekommen, wo diese Leute hingehören, finden wir auch ihren Mörder.«
Rot wartete in einem Lagerkasten auf dem Untersuchungstisch. Während Diane die Knochen auslegte,
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