Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)

und danach meinte, die Leichenstarre sei recht früh eingetreten. »Wenn Chris dieses Fieber hatte, dann verschiebt sich dadurch der Todeszeitpunkt um mehrere Stunden.«
    David nickte. »Der Tod trat dann mindestens drei Stunden früher ein.«
    »Verdammt. Das fehlte mir gerade noch: Lynn Webber sagen zu müssen, dass sie erneut bei einem Todeszeitpunkt falschlag.«
    In diesem Moment kam Jin aus dem Kriminallabor, tänzelte den Gang hinunter, blieb aber sofort stehen, als er Diane und David erblickte. »Haben Sie ihr von der Temperatur und dem geänderten Todeszeitpunkt erzählt?«
    David nickte. »Gerade eben.«
    »Die Kleine am Tatort hatte kein Fieber«, sagte Jin.
    »Sind Sie sich da sicher?«, fragte Diane.
    »Sicher bin ich mir da sicher. Und wie bringen Sie das Ganze jetzt Doc Webber bei?«
    »Vorsichtig«, sagte Diane, »auf jeden Fall sehr vorsichtig.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Okay, sie hat bei der Autopsie sicherlich herausgefunden, ob Edwards an irgendeiner Infektion litt.«
    »Man sollte es annehmen«, sagte David.
    »Die Arznei, die neben dem Thermometer auf dem Nachttisch stand, lässt auf eine Atemwegserkrankung schließen«, sagte Jin.
    Diane erinnerte sich, dass Chris Edwards damals im Wald von Cobber’s Wood ein- oder zweimal gehustet hatte.
    »Lynn Webber hat wahrscheinlich Chief Garnett noch nichts über einen eventuell geänderten Todeszeitpunkt mitgeteilt. Wir werden also folgendermaßen vorgehen: David, du rufst sie in ihrer Freizeit zu Hause an und erzählst ihr von dem Thermometer und dem Fieber und dass du dir überlegst, ob damals noch ein anderer in Edwards’ Wohnung gewesen sein könnte und du deshalb wissen möchtest, ob Edwards krank gewesen sei. Das sollte sie so weit aufrütteln, dass sie Garnett von sich aus anruft.«
    »Werden auch Sie es ihm erzählen?«, fragte Jin.
    »Natürlich«, sagte Diane. »Ich möchte nur jeden Unfrieden vermeiden.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich sollte ich mir keine allzu großen Gedanken machen und dem Ganzen einfach seinen Lauf lassen.«
    »Ach, was ich noch erwähnen wollte«, sagte Jin, »er wurde mit einem scharfen Messer sauber abgeschnitten.«
    Diane starrte ihn einen Moment lang an. »Wer wurde abgeschnitten?«
    »Das beste Stück unseres Pharaos.« Jin strich sich die Haare aus den Augen.
    »Oje«, sagte David.
    »Das war nach seinem Tod.« Jin grinste über das ganze Gesicht. »Das muss eine tolle Auswickel-Party gewesen sein«, fuhr er fort, während er bereits den Gang hinunterging. »Ich habe eine Blutprobe von ihm eingeschickt«, rief er den beiden noch zu, bevor er durch die Tür im eigentlichen Museum verschwand.
    »Garnett möchte mich in einer Stunde sehen?«, fragte Diane. David nickte. »Okay. Das reicht noch, um eine Idee auszuprobieren, die das letzte Seil betrifft.«
    »Sag bloß nicht, dass du herausgefunden hast, welchen Knoten man damit geknüpft hat.«
    »Vielleicht.«
    »Das muss ich sehen.« David folgte Diane in ihr Labor.
    Diane suchte im Inhaltsverzeichnis ihres Handbuchs nach dem Teil über Stiche , also Knoten, mit denen man ein Seil an einem Gegenstand befestigen konnte,und suchte dort so lange, bis sie den Knoten fand, den sie suchte. Sie schlug die entsprechende Seite auf und legte das Buch neben das Seil, das sie mit Gummiringen zusammengebunden hatte.
    »Sie sehen sich alle irgendwie ähnlich«, sagte David, als er die Abbildungen im Buch mit dem Seil auf dem Tisch verglich, wobei er den Kopf verdrehte, als ob er dadurch mögliche Ähnlichkeiten besser erkennen könnte.
    Diane entfernte die Gummibänder von dem Experimentierseil und suchte in ihrem Labor nach einem Platz, an den sie das Seil mit einem Stich festbinden konnte. Die Schränke. Sie studierte das Seil einen Moment lang und schaute dabei auf die grünen und roten Markierungen, die Knickstellen und Scheuerstellen darstellten. Sie befestigte das eine Ende des Seils am Griff des Laborschranks über der Arbeitsfläche. Dann legte sie an der ersten grünen Markierung ein Auge und etwas weiter unten an einer anderen grünen Markierung eine Bucht. Nach einigen weiteren komplizierten Windungen und Schlaufen legte sie einen Rundschlag um den Griff der untersten Schublade, zog das Seil fest und betrachtete ihr Werk.
    Die Knoten stimmten mit den grünen Markierungen überein. Auch die roten Markierungen entlang des Seils trafen aufeinander, was zeigte, dass sie gegeneinander gerieben hatten. Der Rundschlag um den Griff der unteren