Die vierte Todsuende
an, sondern fallen mit der Tür ins Haus. Die vier anderen müssen wir abends heimsuchen oder am Wochenende. Ist Ihnen inzwischen irgendwas eingefallen, was wir sonst noch tun müssten und bisher unterlassen haben, Sergeant?«
Boone schluckte den letzten Bissen runter und setzte eine Zigarette in Brand.
»Ich würde mich gern mal um den Treibhammer kümmern, sehen, ob wir die Mordwaffe nicht doch finden können. Den Kane haben wir nicht gefragt, ob er einen besitzt.«
»Macht nichts. Mit dem sind wir ohnehin noch nicht fertig. Die beiden Frauen auf unserer Liste haben sicher keinen, aber wissen tut man es nie. Bei den vier Männern müssen wir rumhorchen. Vielleicht ist darunter ein Heimwerker oder einer, der sein Auto selber ausbeult.«
»Wie wird man einen Hammer los?« überlegte Boone. »Verbrennen ist nicht, den Stil ja, aber den Kopf nicht. Und unser erstes Suchkommando hat sämtliche Mülltonnen, Gullys und so weiter abgesucht.«
»Wäre ich der Mörder, würde ich das Ding in den Hudson schmeißen, da kommt es doch nie ans Licht.«
»Trotzdem, der Täter könn…«
Da ging das Telefon. »Hoffentlich ist das Suarez.« Delaney ging an den Apparat. »Ja? Delaney hier… gut, das ist in Ordnung, Montag früh geht ausgezeichnet … Selbstverständlich. Vielleicht sehen wir uns ja nächste Woche mal… ja, mir passt es eigentlich immer… Danke Ihnen für die Unterstützung, Suarez.«
Er legte auf. »Na, besonders glücklich klang er nicht gerade, aber Montag früh treten hier sechs neue Leute an. Ich möchte, dass Sie dann hier sind, vielleicht kennen Sie den einen oder anderen. Noch Kaffee?«
»Gerne. Ich taue allmählich auf.«
»Na, trinken Sie. Und dann beglücken wir Sylvia Mae Otherton. Bei solchem Wetter geht bestimmt keine Frau aus, die an Platzangst leidet.«
Mrs. Otherton wohnte in einem riesigen alten Appartementhaus auf der 72. Straße zwischen der Park Avenue und der Lexington Avenue. Boone umrundete den Block auf der Suche nach einem Parkplatz zweimal vergeblich und gab dann auf. Er hielt vor dem Eingang, und als ein empörter Türsteher sich auf ihn stürzte, beschwichtigte er ihn, indem er seine Dienstmarke vorwies.
Die höhlenartige Lobby enthielt viel braunen Marmor, der dringend einer Säuberung bedurfte, und die Tür des reich ornamentierten Fahrstuhles hätte dringend poliert werden müssen. Der Läufer war zerschlissen, und es roch nach Schimmel.
»Das reinste Mausoleum«, murmelte Delaney.
Hinter dem Tresen mit der Marmorplatte saß ein uralter Portier, der ein Hörgerät trug, dessen Kabel in seiner Weste verschwand. Boone fragte nach Miss Sylvia Otherton.
»Und wen darf ich melden?« fragte der Greis mit Grabesstimme.
Der Sergeant wies wieder die Dienstmarke vor, der Greis zog die Brauen hoch, griff zum Haustelefon und wählte mit zitterndem Zeigefinger eine dreistellige Zahl. Dann kehrte er ihnen den Rücken, und sie verstanden nichts von dem, was er ins Telefon murmelte. Er kehrte sich ihnen wieder zu und sagte: »Miss Otherton möchte wissen, was Sie herführt?«
»Sagen Sie, wir haben einige Fragen an sie. Es dauert nicht lange.«
Wieder Gemurmel.
»Miss Otherton sagt, es geht ihr nicht gut, Sie möchten ein anderes Mal wiederkommen.«
»Wir werden nicht ein anderes Mal wiederkommen«, versetzte Boone, der langsam die Geduld verlor. »Fragen Sie, was ihr lieber ist: In Ihrer Wohnung mit uns zu sprechen oder im Präsidium.«
Die weißen Brauen wurden noch höher gerunzelt. Weiteres Murmeln. Dann legte der Greis auf. »Miss Otherton lässt jetzt bitten. Appartement 12 C.« Dann lehnte er sich mit glitzernden Augen vor: »Geht es um den Arzt, der erschlagen worden ist?« wisperte er verschwörerisch. Beide Männer wandten sich weg, ohne zu antworten.
»Sie war niedergeschmettert! Absolut niedergeschmettert!« rief er ihnen nach.
»Elende alte Klatschbase« empörte Boone sich im Fahrstuhl. »Spätestens heute Abend weiß das ganze Haus, dass die Otherton Besuch von der Polizei gehabt hat.«
»Na, na, Boone, beruhigen Sie sich. Alle Welt liebt einen Mordfall, schon gar einen unaufgeklärten. Sie halten dem Mörder allesamt den Daumen und hoffen, dass er entwischt.«
»Das glauben Sie wirklich, Sir?« fragte Boone neugierig.
»Klar, das macht die Phantasie an«, erwiderte Delaney munter, »man malt sich aus, wie man selber ungestraft die Ehefrau, den Mann, den Chef, den Liebhaber oder auch bloß den Mann mit dem Klavier von nebenan ins Jenseits befördert. Das ist
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