Die vierte Zeugin
Titel:
Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg
Schließlich rieb er sich nachdenklich den Bart. »Trotzdem, irgendetwas an Eurer Erzählung hat mich stutzig gemacht«, brummte er. »Wenn ich, zum Teufel nochmal, sagen könnte, was genau es gewesen ist.«
»Was ist eigentlich aus dem Auftragsmörder geworden?«, fragte Sophie leise und zog die Decke an ihren Körper. »Mich friert es immer noch, wenn ich an ihn denke.«
Mills zuckte mit den Schultern. »Liegt mausetot oben auf dem Deck. Meine Männer haben ihm mit ihren Enterhaken den Rest gegeben. Wenn Ihr mich fragt, ist der Hund viel zu schnell gestorben.« Zornig schlug er auf den Tisch, so dass die tranige Lampe über ihnen bedrohlich wackelte. »
Goddamn
! Wir hätten ihn nicht gleich töten sollen! Der Kölner Scharfrichter hätte ihm sicher noch das eine oder andere Geständnis entlockt.«
»Ich würde ihn trotzdem gerne noch einmal sehen, wenn Ihr erlaubt«, sagte Augustin und stand vorsichtig in der niedrigen Kajüte auf. »Vielleicht finden wir ja irgendetwas an seinen Kleidern, das uns weiterhilft.«
»Bitte, wenn Ihr meint.«
Gemeinsam begaben sie sich an Deck, wo es mittlerweile stockdunkle Nacht geworden war. Die eisverkrusteten Taue ächzten im Wind wie die Seelen Verstorbener, auf den Masten und der Reling hatte sich eine weiße Schicht gebildet. Auch der Tote, der mittschiffs auf den Planken lag, war bereits von einer dünnen Firnis überzogen. Seine Augen blickten starr in den sternenklaren Himmel. Augustin beugte sich zu ihm hinunter.
»Hat bereits jemand seine Taschen durchsucht?«, fragte er in die Runde der Seemänner, die fröstelnd um den Leichnam standen.
Einer der Männer nickte. »Ein paar Münzen waren drin«, brummte er. »Außerdem ein silberner Ring, der ziemlich wertvoll aussieht. Haben wir aber alles brav beim Bootsmann abgeliefert.«
»Düfte ich den Ring einmal sehen?«
Der Bootsmann, ein sehniger Riese mit Händen wie Schaufeln, reichte Augustin stumm einen ledrigen Beutel, in dem sich die Münzen sowie der glänzende, schwere Silberring befanden. Er war einer Schlange nachgebildet, die sich selbst in den Schwanz biss. Nachdenklich rieb der Anwalt das Schmuckstück zwischen den Fingern. Es war mit einigen seltsamen Gravuren versehen.
»Offenbar der Lohn für seine Freveltaten«, sagte Augustin und hielt es sich vor die Augen. »Wenngleich …« Er stutzte.
»Was hast du?«, fragte Sophie neugierig. »Kennst du den Ring?«
Augustin schüttelte den Kopf. »Das nicht. Aber eine Sache finde ich merkwürdig. Wahrscheinlich täusche ich mich. Es ist nur …« Er wog den Kopf, als überlegte er, mehr zu sagen. Schließlich wandte sich Augustin an Henry Mills. »Ich würde den Ring gerne behalten. Darf ich?«
Der englische Anwalt zuckte mit den Achseln. »Er scheint kostbar zu sein. Aber was soll’s! Das ist wohl der gerechte Lohn für das, was Ihr vorher erlitten habt. Nehmt ihn also. Ich habe bereits die Wachen benachrichtigt. Sie werden diesen Hund mitnehmen und irgendwo draußen vor der Stadt verscharren. Für mich ist der Fall damit erledigt.«
»Für uns leider noch nicht.« Sophie seufzte und rieb sich die kalten Hände. »Mit dem Toten hier ist auch unser einziger möglicher Zeuge verstummt.«
Sie stampfte mit den Füßen auf den Boden, damit ihr wärmer wurde. »Verdammt, warum sind es eigentlich immer Männer, die uns Frauen ins Unglück ziehen?«, schimpfte sie. »Meuchelmörder und Betrüger allesamt, die meine Familie wie ein Fluch verfolgen! Angefangen bei meinem Vater, dann dieser aufgeblasene Richard Charman, bestechliche Richter, schließlich so ein dahergelaufener Halunke …«
»Ich hoffe, du reihst mich nicht in diese illustre Gesellschaft ein«, unterbrach sie Augustin schmunzelnd. »Ich könnte sonst …« Er brach ab, als er merkte, wie Henry Mills neben ihm plötzlich laut einatmete und sich schimpfend gegen die Stirn schlug.
»
My goodness
!«, entfuhr es dem Hünen. »Jetzt endlich weiß ich, was mich vorher so stutzig gemacht hat. Es war der Name Richard Charman! Wusste ich doch, dass ich schon einmal von diesem Mann gehört habe!«
»Er ist ein nicht unvermögender englischer Tuchhändler«, warf Augustin ein. »Gut möglich, dass Ihr ihm in London schon mal begegnet seid.«
»Das bezweifle ich.« Mills grinste.
Augustin sah ihn ratlos an. »Was meint Ihr damit?«
»Nun …« Henry Mills pulte zwischen seinen Zähnen ein Nussstückchen hervor und schnippte es über die Reling. Es machte ihm sichtlich Spaß, seinen ehemaligen Kollegen
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