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Die vierte Zeugin

Die vierte Zeugin

Titel: Die vierte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja u.a. Kinkel , Oliver Pötzsch , Martina André , Peter Prange , Titus Müller , Heike Koschyk , Lena Falkenhagen , Alf Leue , Caren Benedikt , Ulf Schiewe , Marlene Klaus , Katrin Burseg
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Herzschläge lang nicht. Schließlich seufzte er und legte die polierte Metallscheibe zurück auf die Holzfläche. »Weil man nur selten im Leben die Gelegenheit bekommt, eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln.«
    »Ich kann deine Dienste nicht bezahlen.«
    »Es geht mir nicht um einen finanziellen Lohn. Allerdings bestehe ich auf zwei Dingen, sonst lehne ich euer Mandat von vornherein ab.«
    Jetzt zog Sophie skeptisch die Augenbrauen hoch.
    »Was sind das für Bedingungen?«
    »Erstens: Du läufst nie wieder vor mir davon. Und zweitens …« Er zögerte.
    »Zweitens?«, forderte Sophie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Zweitens verlange ich ein gemeinsames Abendessen mit dir. Nur ein Essen. Zu zweit.«
    Sophies Herz schlug schneller, und gleichzeitig schmunzelte sie darüber, dass dieser gestandene Studiosus vor ihr ins Stottern geriet.
    »Einverstanden. Mit beiden Bedingungen kann ich leben«, sagte sie und lächelte Augustin an. Dann wurde sie wieder ernst und fragte: »Meinst du, man findet tatsächlich heute noch Beweise, die meine Mutter entlasten könnten?«
    Augustin schüttelte den Kopf.
    »Vermutlich nicht. Der Fall ist abgeschlossen, sie wurde verurteilt.«
    »Aber … was willst du denn dann untersuchen?«
    »Man kann nachforschen, ob es, wie wir vorhin vermutet haben, im Umfeld des Prozesses Unregelmäßigkeiten gab. Wenn deine Mutter auf der Basis solcher Entscheidungen verurteilt worden ist – und es uns gelingt, das zu beweisen –, wird das Urteil vielleicht revidiert.«
    Sophie staunte. »Und dann bekommen wir alles zurück, was uns gehörte?«
    Augustin musterte sie mit einem warmen Blick. »Das wäre denkbar. Ich will aber nichts versprechen.« Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er noch etwas sagen, doch er schwieg. Dann legte er ihr die Hand auf den Arm, vermutlich um ihr stumm sein Mitgefühl auszudrücken. Seine dunklen Augen sahen sie mit einem schwer lesbaren Ausdruck an, fast als befürchtete er, dass sie ihre Entscheidung doch wieder zurückziehen würde.
    Sophie schluckte schwer und senkte das Haupt. In ihr rangen so viele Gefühle miteinander, dass ihr der Kopf brummte. Sie hatte zugesagt, aber war es der richtige Entschluss gewesen? Was sollte sie nun tun? Augustin fortschicken? Oder hatte er möglicherweise Recht? Vielleicht fanden sich in den Papieren von damals wirklich Fakten, die man heute benutzen konnte, um den Beteiligten ein faules Spiel nachzuweisen. Wie wundervoll wäre es, die Mutter auf die letzten Jahre aus dem Konvent herauszuholen und all die Entbehrungen, die sie erlitten hatte, endlich vergessen zu machen! Sie hatte nichts zu verlieren. Oder?
    »Was müssen wir dafür tun?«, fragte sie mit entschlossener Stimme.
    »Ich muss mich erst wieder in den Fall einarbeiten«, antwortete er und fuhr eifrig fort: »Gewiss ist, dass wir alle noch lebenden Zeugen aufsuchen werden. Ich glaube zwar nicht, dass sie uns Neues berichten können, aber ich möchte gründlich sein und nichts unversucht lassen. Auf diese Weise verschaffen wir uns ein Bild von den damaligen Ereignissen. Doch das Wichtigste ist die Einsicht in die Akten, die ich beantragen muss. Wenn es etwas Verborgenes gibt, dann dort. Aber dazu brauche ich die Zustimmung deiner Mutter. Sie ist die Geschädigte, und nur sie kann mich mit ihrer Rechtsvertretung beauftragen.«
    »Das wird sie niemals tun. Nicht Mutter. Sie hat sich mit den Umständen abgefunden und will auch nicht mehr hoffen. Es hat sie zu sehr enttäuscht.«
    »Ohne ihr Mandat geht es leider nicht.« Der Anwalt ging im Raum auf und ab, mit der einen Hand auf den Gehstock gestützt, die andere ins Kreuz gelegt. »Vielleicht können wir sie mit ein paar Argumenten überzeugen?«
    Sophie zögerte. »Wenn wir mit etwas Handfestem aufwarten können, das ihr wirklich so viel Hoffnung gibt, dass sie bereit ist, noch einmal an den Erfolg zu glauben, dann vielleicht …«
    Augustin wandte sich ihr zu, die Hände mit dem Gehstock nun hinter dem Rücken verschränkt, die Stirn sorgenvoll gerunzelt.
    »Ich möchte dir nichts vormachen, Sophie. Vielleicht finden wir nichts, was vor Gericht ausreichend Beweiskraft besitzt. Und es kann gefährlich werden. Es gibt machtvolle Männer in Köln, die alles daran setzen werden, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu verhindern. Darüber hinaus müssen wir damit rechnen, dass dort draußen vermutlich noch der Mörder deines Vaters frei herumläuft, und ich weiß nicht, ob ich dich vor dieser Gefahr

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