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Die Vipern von Montesecco

Die Vipern von Montesecco

Titel: Die Vipern von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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»Irgend etwas müssen wir tun. Wir können Sgreccia doch nicht einfach so abhauen lassen.«
    »Angelo? Ich glaube es einfach nicht«, sagte Milena Angiolini.
    »Wir werden die Wahrheit aus ihm herausprügeln! Wer geht mit?« fragte Paolo. Sein Blick suchte Antoniettas Augen. Sie saß auf der Steinbank und schwieg. Paolo beugte sich zu ihr hinab.
    »Gnade ihm Gott, wenn er es getan hat!« brummte er und tastete unbeholfen nach Antoniettas Hand.
    »Mach keinen Unsinn, Paolo!« sagte Antonietta.
    »Er soll gefälligst erklären ...«
    »Es ist schon genug Gewalt geschehen.«
    Paolo drückte Antoniettas Hand, ließ los und verschränkte seine beiden Pranken vor der Brust. Er sagte: »Wie du meinst. Alles soll genau so sein, wie du es für richtig hältst. Ich dachte ja nur ...«
    »Ich weiß«, sagte Antonietta.
    »Dann lasse ich ihn jetzt ungeschoren«, sagte Paolo, »aber du brauchst nur ein Wort zu sagen, und Sgreccia ist dran.«
    »Angelo weiß selbst, daß er einiges zu erklären hat«, sagte Curzio.
    »Er wird zurückkommen«, sagte Costanza Marcantoni. Sie setzte sich auf einen Stuhl an der Kirchenmauer und legte den Kopf schief, als lausche sie nach etwas, was sich hinter den für alle hörbaren Geräuschen verbarg.
    Angelo Sgreccia kam zwanzig Minuten später zurück. Mit ein paar Schritten Abstand folgte sein Vater, der ein Gewehr über der Schulter trug. Angelo blieb vor der Tür der Kapelle stehen. Wer sich weiter hinten befand, kam näher. Alle warteten darauf, daß Angelo zu sprechenbegänne, doch aus dem Halbschatten unter der Esche hustete Benito Sgreccia heiser hervor. Einmal, zweimal. Dann kam ein Anfall, bei dem man die flatternden Fetzen seiner zerstörten Lunge zu hören glaubte. Endlich sagte der alte Sgreccia: »Er hat mir gesagt, daß er es nicht getan hat, und ich glaube ihm. Wenn sich herausstellen sollte, daß er es doch war, bringe ich ihn um, so wahr ich sein Vater bin.«
    Benito Sgreccia räusperte sich, holte rasselnd Luft und fuhr fort: »Und wenn einer von euch ihn einer Sache beschuldigt, die er nicht hundertprozentig beweisen kann, dann bringe ich den auch um.«
    Ein dicker Nachtfalter prallte dumpf gegen das Glas des Strahlers auf dem Dach der Bar. Das Licht fiel von schräg links auf Angelo. Sein Schatten war länger als er selbst. Von irgendwoher tauchte Gigolo auf, umkreiste Angelo und hoppelte, mit dem Stummelschwanz wedelnd, auf die Frau des Americano zu. Die quietschte vor Entzücken und rief: »Come to me, my little darling!«
    Angelo sagte: »Ja, ich bin an jenem Morgen zu Giorgio Lucarelli gegangen. Er behauptete, gerade keine Zeit zu haben, und so bin ich später zu seinen Olivenbäumen hinausgefahren, um ihn dort zu sprechen. Die Bäume waren frisch geschnitten, aber Giorgio war nicht mehr dort, und so bin ich wieder gefahren. Ich habe ihn nicht mehr lebend gesehen. Das ist alles.«
    Es war zuwenig. Es war viel zuwenig. Die Fragen kamen erst zögernd und prasselten dann von allen Seiten auf Angelo ein.
    »Was gab es denn Wichtiges zu besprechen? Zwischen dir und Giorgio?«
    »Es war wegen Catia.«
    »Wegen Catia?«
    »Wegen Catias Schwangerschaft.«
    »Hatte Giorgio etwas damit zu tun?«
    »Das habe ich vermutet.«
    »Und? Hatte er?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich habe ja nicht mehr mit ihm gesprochen.«
    »Was wolltest du tun, wenn sich dein Verdacht bestätigt hätte?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte es mir nicht überlegt.«
    »Und im nachhinein gesehen? Was hättest du wohl getan?«
    »Ich weiß nicht, ich ... Wahrscheinlich hätte ich ihn am liebsten umgebracht.«
    »Und? Hast du es getan?«
    »Nein.«
    »Da hat dir also ein guter Freund die Arbeit abgenommen?«
    »Ich wüßte nicht, wer. Ich habe mit niemandem darüber geredet.«
    »Warum hast du Giorgio nicht gleich am Morgen zur Rede gestellt?«
    »Ich traf ihn auf der Piazza. Es waren Leute da, die nicht hören sollten, worum es ging. Franco, Paolo. Und Milena auch, glaube ich.«
    Milena Angiolini nickte.
    »Woher wußtest du, daß er bei seinen Oliven zu finden war?«
    »Er hat es mir auf der Piazza gesagt.«
    »Du wußtest auch, daß er allein dort hingehen wollte?«
    »Ja. Deswegen bin ich ihm ja nachgefahren. Ich wollte ungestört mit ihm reden.«
    »Wann war das?«
    »Was?«
    »Wann bist du auf Giorgios Feld gewesen?«
    »So gegen zwölf Uhr.«
    »Und wann hast du ihn auf der Piazza angesprochen?«
    »Um neun Uhr.«
    »Warum hast du drei Stunden gewartet, bis du ihm nachgefahren bist?«
    »Ich hatte noch etwas zu

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