Die Virus-Waffe
langsam. Soweit ich weiß, hat dieses Virus bisher
noch nie Menschen infiziert, und selbst wenn, würde es
höchstens Krebs erzeugen, der sich über Jahre hinweg bil-
det. Ein solches Virus kann unmöglich zwei gesunde
Männer innerhalb von zwölf Stunden töten.«
»Sie haben nicht gesagt, dass es BLV ist«, präzisierte
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Hardin. »Sie haben nur gemeint, es sähe von allen Viren,
die sie in ihrer Datenbank hätten, BLV am ähnlichsten.
Wie ich schon sagte: Wir haben es hier meiner Meinung
nach mit einem brandneuen Virus zu tun, einem Erreger,
der wie ein Filovirus oder ein Arenavirus funktioniert, sa-
gen wir eine Kreuzung zwischen Ebola und Lassa-Fieber-
Virus, die nur erheblich schneller wirkt. Dr. Gravas’ Be-
schreibung von ›Galoppierendem Lassa‹ trifft es ziemlich
genau.«
Central Intelligence Agency,
Hauptquartier,Langley, Virginia
John Westwood hatte immer noch nichts gefunden, und
genau das bereitete ihm Kopfzerbrechen.
Seine Überprüfung der Anträge für Urlaubsjahre aus
den Jahren 1971 und 1972 hatte ihn nicht weitergebracht,
weil weder Hawkins noch Richards den Unterlagen zufol-
ge einen solchen Urlaubsantrag eingereicht oder ein Jahr
freigenommen hatten. Das widersprach ihren Personalun-
terlagen, und genau aus diesem Grund glaubte Westwood,
dass er auf der richtigen Fährte war.
Es war ihm mittlerweile klar, dass beide Männer an ei-
ner verdeckten Operation beteiligt gewesen sein mussten,
die etwa Mitte 1971 begonnen hatte. Dieser Einsatz war
offenbar so geheim gewesen, dass alle Einzelheiten darüber
aus ihren Personalunterlagen entfernt worden waren und
man für diese Zeitspanne einfach nur die harmlose Be-
zeichnung »Urlaubsjahr« eingetragen hatte.
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Westwood nahm den Hörer ab, um aus dem Registra-
turarchiv Kopien aller aktiven Operationen zwischen Juli
1971 und Juli 1972 anzufordern, zögerte und legte den Hö-
rer wieder auf.
Er wollte zwar vermeiden, das CIA-Computersystem zu
benutzen, aber er sah diesmal keinen anderen Weg an die
Informationen zu kommen, die er benötigte. Er setzte sich
an die Tastatur und startete eine Suche in der »Walnuss«,
bei der er dieselben Parameter eingab wie bei seiner An-
frage im Archiv. Der Computer spuckte hunderte von Ein-
trägen aus, weit mehr, als er je durchsuchen konnte, wenn
er seine eigentliche Arbeit auch noch erledigen wollte. Es
gab jedoch einen einfachen Weg, die Zahl der Akten auf
ein Maß zu reduzieren, das er bewältigen konnte. Also
spezifizierte er die Suche innerhalb der Resultate, indem er die Namen »Hawkins« und »Richards« eingab.
Diese Einschränkung brachte nur zwei Ergebnisse. Bei-
de Männer waren Mitte Juli 1972, unmittelbar nachdem
sie aus ihrem angeblichen Urlaubsjahr zurückgekehrt wa-
ren, zu Einsätzen abkommandiert worden. Westwood
überflog die Einzelheiten der Operationen. Sie waren we-
der klassifiziert noch irgendwie bedeutend. Das überzeugte
ihn noch mehr, dass er den Zeitraum von Mitte 1971 bis
Mitte 1972 gründlicher abklopfen musste.
Schließlich wurde Westwood klar, was er übersah und
falsch machte. Die Datenbank der CIA ist eine verlässliche
Informationsquelle, und die darin gespeicherten Daten
unterliegen gewissen grundlegenden Regeln. Eine davon
besagt, dass eine Datei nicht gelöscht werden kann, nicht
einmal, wenn sie gesperrt ist. Von dem Datum der Datei,
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ihrem Namen und den Namen der beteiligten CIA-
Agenten wird in der Datenbank eine Sicherheitskopie an-
gelegt, die nicht gelöscht werden kann, selbst wenn alle
anderen Informationen über den Einsatz vernichtet wur-
den. Bis jetzt hatte Westwood nach aktiven Einsätzen ge-
sucht und deswegen auch nach aktiven Dateien. Aufgeregt
gab er erneut die Namen »Hawkins« und »Richards« ein,
beschränkte die Suche diesmal jedoch auf gesperrte und
inaktive Dateien.
Er lehnte sich zurück und sah, wie ein einziger Datei-
name auf dem Bildschirm aufflammte. Er trug das Datum
vom Juli 1971, und führte die Namen von sechs ranghohen
CIA-Agenten auf. Zwei Namen kannte er. Und zwar die
von Charles Hawkins und James Richards.
ASW Merlin, Rufname » Spook Zwo « ,
Zwischen Gavdopoúla und Gávdos,
östliches Mittelmeer
Das Besatzungsmitglied des Merlin drehte O’Reilly ge-
schickt herum, packte den Kragen des Harnischs und zog
ihn daran in die hintere Kabine, während er etwas Kabel
nachgab. Sobald O’Reillys Füße den Boden berührten,
klickte er den Harnisch an
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