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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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leicht durch das
    Wachs und näherte sich immer weiter dem Rand des Be-
    hälters. Schließlich hörte Aristides auf, legte das Messer
    zur Seite und zog das Wachs wie die Schale eines Apfels
    von der Flasche ab. Doch in der Öffnung des Behälters be-
    fand sich weit mehr Wachs als am Rand, also schob er die
    Messerspitze darunter und hob es ab.
    Neugierig betrachtete Aristides den Verschluss, der jetzt
    sichtbar geworden war, und hob erstaunt die Brauen. Er
    war mit einem kleinen Schlüsselloch in der Mitte versehen.
    Der Grieche erkannte sofort, dass man dafür einen beson-
    deren Sicherheitsschlüssel benötigte. Der Trick mit dem
    Schraubenzieher würde hier nicht funktionieren.
    Er hockte nachdenklich an dem primitiven Eichentisch,
    wog die kleine Stahlflasche in der Hand und ließ sich seine
    Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Solche Vorsichts-
    maßnahmen, wie man sie bei diesen Behältern ergriffen
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    hatte, waren ihm noch nie unter die Augen gekommen.
    Und er war in seiner langen Karriere als Taucher schon auf
    viele Safes und Kassetten gestoßen, die er aus gesunkenen
    Schiffen geborgen hatte. Einige waren nur mit Riegeln ver-
    schlossen gewesen, die unter dem Druck eines Stemmei-
    sens oder einem Hammerschlag nachgegeben hatten. An-
    deren dagegen musste er mit Schweißbrennern zu Leibe
    rücken. Aber er konnte sich nicht daran erinnern, bei ei-
    nem so unscheinbaren Gegenstand jemals auf so starke Si-
    cherheitsmaßnahmen gestoßen zu sein.
    Aristides konnte sich nur zwei Gründe denken, warum
    jemand so komplizierte Vorkehrungen getroffen hatte.
    Der Inhalt der Behälter musste entweder extrem wertvoll
    oder extrem gefährlich sein. Die Frage war nur, welcher
    Grund zutraf.

    Central Intelligence Agency,
    Hauptquartier, Langley, Virginia

    Das Büro im obersten Stockwerk war geräumig, hell und
    luftig. Von dort aus hatte man ungehinderten Blick auf
    die Wälder von Virginia, die den Gebäudekomplex des
    Hauptquartiers umgaben. Der massige Mann in dem
    anthrazitgrauen Anzug auf seinem ledernen Bürosessel
    hatte keinen Blick für die Schönheiten der Natur. Seine
    Aufmerksamkeit war ausschließlich auf sechs acht mal
    zehn Zoll große Schwarzweißaufnahmen gerichtet, die
    auf dem Schreibtisch vor ihm lagen. Einem großen und
    beeindruckenden Tisch, einer Antiquität aus Eiche mit
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    Walnussholzfurnier. Der Tisch stammte aus dem per-
    sönlichen Besitz des Mannes und befand sich bereits seit
    mindestens achtzig Jahren im Besitz seiner Familie. Ab-
    gesehen von den Fotos und drei Dokumentenablagen
    aus Stahlgeflecht befanden sich nur noch zwei Telefone
    und eine schwere, silberne Schreibgarnitur auf der
    Tischplatte. Ein ordentlicher, organisierter Schreibtisch,
    daran glaubte er, verriet einen ordentlichen und organi-
    sierten Verstand.
    Neben dem Schreibtisch stand eine speziell angefertigte
    Computerkonsole, von der aus er direkten Zugang zu den
    umfassenden Datenbanken der CIA, zum Internet und zu
    einer Vielzahl anderer Datenquellen hatte, einschließlich
    der größten Pressedienste.
    Der Mann hatte fünf Fotos in einem Halbkreis ausge-
    legt, in chronologischer Reihenfolge. Die sechste Aufnah-
    me hatte er aussortiert. Sie war beim Überflug des KH-12
    gemacht worden und zeigte ein offenes, anscheinend un-
    bemanntes Boot.
    Und genau dieses Bild hatte den Direktor alarmiert und
    beunruhigt. Vor allem nachdem er die präzise geographi-
    sche Lage überprüft hatte, die der Satellit mitgeliefert und auf den oberen Rand jedes Fotos gedruckt hatte. Die
    nächsten Überflüge über dieses Gebiet hatten kein Resultat
    ergeben. Eine kurze Zeit hatte der Mann gehofft, ja fast ge-
    glaubt, dass das erste Foto ein vereinzeltes Vorkommnis
    ohne Bedeutung gewesen war.
    Doch bei einem weiteren Überflug über das Zielgebiet
    hatte der Keyhole-Satellit die restlichen fünf Bilder ge-
    schossen, im Abstand von jeweils dreißig Sekunden. Ober-
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    flächlich betrachtet waren sie sehr ähnlich. Fast in der Mit-te jedes Bildes befand sich der Umriss eines offenen Bootes
    mit einem kleinen Ruderhaus am Heck. N-PIC schätzte
    die Länge des Kahns auf knapp über achtzehn Fuß.
    Der CIA-Officer war nicht dazu ausgebildet, Fotos zu in-
    terpretieren, also war jedes Foto auf sein Ersuchen hin von
    N-PIC-Analytikern mit Anmerkungen versehen worden.
    Die meisten Bezeichnungen verstanden sich von selbst,
    Ruderhaus, Taue, Klampen, Radarreflektoren, Reifen, die
    als Fender dienten, und so weiter. Er musste jedoch

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