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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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»Mr. Curtis« untergebracht hatte.
    Als er an dem Zimmer vorbeiging und, misstrauisch
    beobachtet von dem älteren Pfleger, der an der Tür Wache
    hielt, kurz durch die Scheibe blickte, wurde Murphy klar,
    dass sein Vorhaben vermutlich ebenso überflüssig wie
    sinnlos war. Überflüssig, weil Krywald, wie selbst ein Laie
    erkannte, ganz offensichtlich im Sterben lag, und sinnlos,
    weil er sich dem Patienten nicht unbemerkt nähern konn-
    te. Jedenfalls nicht vom Flur.
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    Murphy ignorierte den Pfleger und ging zügig weiter.
    Das dritte Zimmer nach dem, in dem Krywald lag, war
    frei. Murphy überzeugte sich mit einem kurzen Rundblick,
    dass niemand ihn beobachtete, stieß die Tür auf und trat
    ein. Das Zimmer verfügte über ein kleines Bad. An einer
    Stange hing ein hellblaues Handtuch. Murphy schnappte
    es sich, kehrte in das Zimmer zurück und trat ans Fenster.
    Er öffnete es, hängte das Handtuch nach draußen und
    klemmte es ein, indem er das Fenster wieder schloss. Jetzt
    hatte er einen nützlichen Markierungspunkt.
    Murphy spähte ein paar Sekunden aus dem Fenster, ließ
    den Blick über den vertrockneten Rasen des kleinen und
    offensichtlich nicht genutzten Innenhofs zur Wand des
    gegenüberliegenden Gebäudes gleiten. Dann verließ er den
    Seitenflügel und marschierte zum Eingang zurück.
    Zwei Minuten später befand er sich draußen vor dem
    Krankenhaus und eilte zu seinem geparkten Wagen. Er
    öffnete den Kofferraum und zog seine Reisetasche heran.
    Nachdem er sich kurz vergewissert hatte, dass niemand
    ihn beobachtete, zog er den Reißverschluss der Tasche auf,
    nahm die Daewoo DP51 heraus und steckte sie in den Ho-
    senbund. Er hatte die Waffe sicherheitshalber im Wagen
    gelassen, falls er auf dem Weg ins Krankenhaus einen Me-
    talldetektor passieren musste. Dann steckte er sich den
    kleinen, zylindrischen Schalldämpfer in die Jackentasche.
    Murphy klappte den Kofferraumdeckel zu, schloss ihn
    ab und ging zum Krankenhaus zurück, aber nicht zum
    Haupteingang. Stattdessen marschierte er zur anderen Sei-
    te des Gebäudes. Er schritt zügig aus, als wüsste er genau,
    wohin er wollte, und betrat das Haus durch den Lieferan-
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    teneingang, der sich an der linken Seite des Krankenhaus-
    komplexes befand.
    Murphy besaß einen ausgezeichneten Orientierungs-
    sinn. Er bog in einen Flur ein, der nach rechts führte. Auf
    beiden Seiten des Korridors befanden sich Türen, an de-
    nen Schilder in griechischer Sprache hingen. Der Flur ver-
    lief mehr oder weniger parallel zu dem Korridor, durch
    den er im Hauptgebäude gegangen war. Er öffnete ein hal-
    bes Dutzend Türen, bis er schließlich Glück hatte. Die
    siebte Tür stand einen Spalt offen, und durch die Lücke
    sah er Berge von schmutziger Wäsche. Laken, Handtücher,
    Kittel und andere Kleidungsstücke.
    Bisher war ihm niemand begegnet. Es kostete ihn nur
    wenige Augenblicke, den Raum zu betreten, sich einen et-
    was verfärbten weißen Arztkittel zu schnappen und ihn
    über sein Jackett zu ziehen. Es fehlte zwar das Namens-
    schild, und ihm baumelte auch kein Stethoskop um den
    Hals, aber das kümmerte Murphy nicht weiter. Er wollte
    nur den Eindruck erwecken, als gehöre er offiziell hierher,
    und dafür eignete sich in einem Krankenhaus nichts besser
    als ein mehr oder weniger weißer Arztkittel.
    Nach einigen Metern gabelte sich der Flur. Murphy bog
    nach rechts ab und fand eine unverschlossene Tür, von der
    aus er in einen kleinen, rechteckigen Hinterhof gelangte,
    der zwischen den Krankenstationen und dem Wirtschafts-
    flügel lag.
    An der gegenüberliegenden Außenwand entdeckte
    Murphy das hellblaue Handtuch, das sich leicht im Wind
    bewegte. Er zählte die Fenster bis zu dem des Raumes ab,
    in dem Krywald behandelt wurde. Dann zog er die Dae-
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    woo aus dem Hosenbund, checkte noch einmal das Maga-
    zin und schlug es mit der flachen Hand zurück in den
    Griff. Er schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf, lud die
    Waffe durch, sicherte sie und steckte sie dann wieder ein.
    Gründlich vorbereitet trat er in den Hof und marschier-
    te zielstrebig an dem Rand des Rechtecks entlang.

    Réthymnon, Kreta

    »Sehe ich das richtig, dass wir in ein Haus einbrechen?«,
    fragte Ross.
    »Es ist zwar ein Hotel und kein Haus, aber ansonsten
    liegen Sie richtig«, gab Richter zurück. »Ich hoffe, Sie können Schlösser knacken«, fuhr er fort. »Ich habe in dieser
    Hinsicht zwei linke Hände.«
    »Gehört alles zur Grundausbildung.« Ross

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