Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
Vom Netzwerk:
antwortete Stein. »Er war schon
    ziemlich fertig, als ich ihn in die Notaufnahme geschafft
    habe, aber ich hatte keine Lust, noch einmal nach ihm zu
    sehen.«
    Richter ließ Stein nicht aus den Augen. Soweit er es
    beurteilen konnte, sagte der Mann die Wahrheit. Damit
    588
    bestätigte sich der nagende Verdacht, der ihn umgetrie-
    ben hatte, seit Hardin ihm erklärte, wie Krywald gestor-
    ben war.
    »Er ist nicht an dem Virus gestorben«, fuhr Richter fort.
    »Jemand hat ihm zwei Neun-Millimeter-Projektile in die
    Brust gejagt. Ich dachte, das wären Sie gewesen.«
    Stein wurde blass und schüttelte den Kopf. »Das war ich
    nicht. Hören Sie, wenn ich ihn hätte erledigen wollen, hät-
    te ich ihn irgendwo an der Straße umgelegt. Ich habe ihn
    nicht zum Krankenhaus gefahren, um ihn dort zu töten.«
    »Wer war es dann?«
    »Keine Ahnung«, gab Stein zu, »aber ich vermute, dass
    McCready einen Saubermann nach Kreta geschickt hat. Er
    dürfte den Befehl haben, uns alle umzulegen, den Koffer
    zu beschaffen und ihn zurück in die Staaten zu bringen.«
    Noch während er das sagte, sah sich Stein nervös um. Ihm
    fiel auf, wie ungeschützt sie dastanden. »Wir sollten hier
    schleunigst verschwinden. Wir stehen hier förmlich auf
    dem Präsentierteller.«
    Richter sah sich kurz um, blickte dann wieder zu Stein
    zurück und bemerkte den winzigen roten Punkt auf der
    Brust des Agenten. Der konnte nur von einem Laservisier
    stammen, das mit an Sicherheit grenzender Wahrschein-
    lichkeit unter den Lauf eines Präzisionsgewehres montiert
    war.
    Richter reagierte sofort. Er trat einen Schritt zurück,
    stieß Stein zur Seite und rannte zur Fahrertür des Seat.
    In dem Moment, in dem Murphy abdrückte, stolperte
    Stein, verlor sein Gleichgewicht und fiel mit gebundenen
    Armen auf den Boden. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, bohrte
    589
    dafür aber ein sauberes Loch in die rechte Seite des Koffer-
    raumdeckels, prallte gegen einen Felsbrocken zwanzig Me-
    ter entfernt und von dort in den Staub.
    Richter sprang auf den Sitz, schaute in den Rückspiegel
    und sah das Loch im Kofferraumdeckel. Er hatte mitbe-
    kommen, wie das Geschoss in einer kleinen Steinfontäne
    von dem Felsbrocken abgeprallt war, und konnte auch oh-
    ne trigonometrische Messung die ungefähre Position des
    Heckenschützen abschätzen. Er befand sich hinter und
    über ihm.
    Richter war bewaffnet. Er hatte die 9-mm-Browning aus
    der Waffenkammer der Invincible und auch die SIG, die er dem bewusstlosen Stein abgenommen hatte. Aber nur ein
    hoffnungsloser Optimist würde einen Scharfschützen mit
    zwei Pistolen angreifen. Richter hatte nur eine Möglich-
    keit: Er musste Abstand zwischen sich und den unbekann-
    ten Schützen bringen. Der Motor des Seat heulte auf, als er
    Vollgas gab. Im ersten Gang fegte er den Hang hoch und
    ließ den Wagen dabei schlingern, damit er ein schwierige-
    res Ziel bot.

    Zweihundert Meter hinter ihm fluchte Murphy ausgiebig
    und stellte das Zielfernrohr der Dragunov auf eine größere
    Entfernung ein. Es wurde Zeit, den Job zu Ende zu brin-
    gen, aber als Murphy seine Waffe eingestellt hatte und
    wieder durch das Bushnell spähte, erkannte er, dass das
    vielleicht nicht so einfach sein würde.
    Der Seat wurde schneller, als der unbekannte Fahrer ihn
    zur Straße hinaufsteuerte. Der Kofferraumdeckel stand of-
    fen und verhinderte, dass Murphy durch die Heckscheibe
    590
    sehen konnte. Außerdem fuhr der Fahrer Schlangenlinien,
    um ihm das Zielen zu erschweren.
    Murphy schwenkte die Dragunov etwas und suchte
    nach Stein. Sein erstes Ziel hatte sich bereits wieder aufge-rappelt und lief zu der einzigen Deckung, die diese karge
    Gegend bot: ein kleiner Steinhaufen und ein paar ver-
    kümmerte Bäume weiter rechts. Stein konnte warten; seine
    Hände waren gefesselt, also konnte Murphy ihn später ver-
    folgen und in aller Ruhe erledigen. Erst musste er den Seat
    aufhalten.
    Murphy schwang den Gewehrlauf nach links, suchte
    durch das Zielfernrohr die asphaltierte Straße und hob den
    Lauf fünf Zentimeter. Der blaue Seat war seit seinem ers-
    ten Schuss fast hundert Meter weit gekommen, befand sich
    jedoch noch innerhalb der Reichweite seines Gewehres.
    Murphy konzentrierte sich, registrierte, wie der Wagen
    von rechts nach links schwenkte, und zielte dann nicht
    dorthin, wo sich der Seat gerade befand, sondern dahin,
    wo er in einer Sekunde sein würde. Dann drückte er ab.
    Der Schuss ging vorbei, jedenfalls hatte er keine ersicht-
    liche

Weitere Kostenlose Bücher