Die Virus-Waffe
antwortete Stein. »Er war schon
ziemlich fertig, als ich ihn in die Notaufnahme geschafft
habe, aber ich hatte keine Lust, noch einmal nach ihm zu
sehen.«
Richter ließ Stein nicht aus den Augen. Soweit er es
beurteilen konnte, sagte der Mann die Wahrheit. Damit
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bestätigte sich der nagende Verdacht, der ihn umgetrie-
ben hatte, seit Hardin ihm erklärte, wie Krywald gestor-
ben war.
»Er ist nicht an dem Virus gestorben«, fuhr Richter fort.
»Jemand hat ihm zwei Neun-Millimeter-Projektile in die
Brust gejagt. Ich dachte, das wären Sie gewesen.«
Stein wurde blass und schüttelte den Kopf. »Das war ich
nicht. Hören Sie, wenn ich ihn hätte erledigen wollen, hät-
te ich ihn irgendwo an der Straße umgelegt. Ich habe ihn
nicht zum Krankenhaus gefahren, um ihn dort zu töten.«
»Wer war es dann?«
»Keine Ahnung«, gab Stein zu, »aber ich vermute, dass
McCready einen Saubermann nach Kreta geschickt hat. Er
dürfte den Befehl haben, uns alle umzulegen, den Koffer
zu beschaffen und ihn zurück in die Staaten zu bringen.«
Noch während er das sagte, sah sich Stein nervös um. Ihm
fiel auf, wie ungeschützt sie dastanden. »Wir sollten hier
schleunigst verschwinden. Wir stehen hier förmlich auf
dem Präsentierteller.«
Richter sah sich kurz um, blickte dann wieder zu Stein
zurück und bemerkte den winzigen roten Punkt auf der
Brust des Agenten. Der konnte nur von einem Laservisier
stammen, das mit an Sicherheit grenzender Wahrschein-
lichkeit unter den Lauf eines Präzisionsgewehres montiert
war.
Richter reagierte sofort. Er trat einen Schritt zurück,
stieß Stein zur Seite und rannte zur Fahrertür des Seat.
In dem Moment, in dem Murphy abdrückte, stolperte
Stein, verlor sein Gleichgewicht und fiel mit gebundenen
Armen auf den Boden. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, bohrte
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dafür aber ein sauberes Loch in die rechte Seite des Koffer-
raumdeckels, prallte gegen einen Felsbrocken zwanzig Me-
ter entfernt und von dort in den Staub.
Richter sprang auf den Sitz, schaute in den Rückspiegel
und sah das Loch im Kofferraumdeckel. Er hatte mitbe-
kommen, wie das Geschoss in einer kleinen Steinfontäne
von dem Felsbrocken abgeprallt war, und konnte auch oh-
ne trigonometrische Messung die ungefähre Position des
Heckenschützen abschätzen. Er befand sich hinter und
über ihm.
Richter war bewaffnet. Er hatte die 9-mm-Browning aus
der Waffenkammer der Invincible und auch die SIG, die er dem bewusstlosen Stein abgenommen hatte. Aber nur ein
hoffnungsloser Optimist würde einen Scharfschützen mit
zwei Pistolen angreifen. Richter hatte nur eine Möglich-
keit: Er musste Abstand zwischen sich und den unbekann-
ten Schützen bringen. Der Motor des Seat heulte auf, als er
Vollgas gab. Im ersten Gang fegte er den Hang hoch und
ließ den Wagen dabei schlingern, damit er ein schwierige-
res Ziel bot.
Zweihundert Meter hinter ihm fluchte Murphy ausgiebig
und stellte das Zielfernrohr der Dragunov auf eine größere
Entfernung ein. Es wurde Zeit, den Job zu Ende zu brin-
gen, aber als Murphy seine Waffe eingestellt hatte und
wieder durch das Bushnell spähte, erkannte er, dass das
vielleicht nicht so einfach sein würde.
Der Seat wurde schneller, als der unbekannte Fahrer ihn
zur Straße hinaufsteuerte. Der Kofferraumdeckel stand of-
fen und verhinderte, dass Murphy durch die Heckscheibe
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sehen konnte. Außerdem fuhr der Fahrer Schlangenlinien,
um ihm das Zielen zu erschweren.
Murphy schwenkte die Dragunov etwas und suchte
nach Stein. Sein erstes Ziel hatte sich bereits wieder aufge-rappelt und lief zu der einzigen Deckung, die diese karge
Gegend bot: ein kleiner Steinhaufen und ein paar ver-
kümmerte Bäume weiter rechts. Stein konnte warten; seine
Hände waren gefesselt, also konnte Murphy ihn später ver-
folgen und in aller Ruhe erledigen. Erst musste er den Seat
aufhalten.
Murphy schwang den Gewehrlauf nach links, suchte
durch das Zielfernrohr die asphaltierte Straße und hob den
Lauf fünf Zentimeter. Der blaue Seat war seit seinem ers-
ten Schuss fast hundert Meter weit gekommen, befand sich
jedoch noch innerhalb der Reichweite seines Gewehres.
Murphy konzentrierte sich, registrierte, wie der Wagen
von rechts nach links schwenkte, und zielte dann nicht
dorthin, wo sich der Seat gerade befand, sondern dahin,
wo er in einer Sekunde sein würde. Dann drückte er ab.
Der Schuss ging vorbei, jedenfalls hatte er keine ersicht-
liche
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