Die Virus-Waffe
Wirkung. Murphy feuerte erneut und dann noch
einmal. Die Halbautomatik lud die Waffe nach jedem
Schuss rasch durch. Der Wagen war mittlerweile fast drei-
hundertfünfzig Meter entfernt und wurde immer schnel-
ler. Doch der dritte Schuss hatte gesessen. Der Seat bockte, verlor an Geschwindigkeit und rutschte rechts von der
Straße. Er kam in einer Staubwolke zum Stehen. Entweder
hatte Murphy den geheimnisvollen Fahrer getroffen oder
einen Reifen zerschossen.
Murphy beobachtete den Wagen aufmerksam durch das
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Zielfernrohr, während er den Finger auf dem Abzug hielt.
Aber auch nach zwei Minuten gab der Fahrer kein Lebens-
zeichen von sich. Er konnte die Gestalt des Mannes hinter
dem Steuer nicht sehen, aber er wusste, dass er sich noch
im Wagen befinden musste. Murphy nickte zufrieden. Der
Kerl war entweder schwer verletzt oder tot. Nur um sicher-
zugehen zielte er sorgfältig und feuerte noch einen Schuss
durch die Fahrertür, dicht unter dem Fenster, wo die Kugel
ihn erwischen musste, falls er quer über den Vordersitzen
kauerte.
Danach konzentrierte Murphy sich auf die Stelle, zu der
Stein geflüchtet war, und suchte das Gebiet systematisch
durch das Zielfernrohr ab. Doch er konnte den amerikani-
schen Agenten nicht entdecken. Also musste er hinunter-
gehen und es auf die harte Tour erledigen.
Er ließ die Dragunov liegen. Auf kurze Distanz war sie
viel zu sperrig. Aber er entlud sie und nahm auch das Ma-
gazin heraus, das er sicherheitshalber in die Jackentasche
steckte. Dann zog er die Daewoo, lud sie durch, entsicherte
sie und marschierte den Hügel hinunter zur Straße.
Stein kauerte hinter einem kleinen Geröllhaufen. Hier war
er von dem Hügel aus nicht mehr zu sehen, von dem die
Schüsse gekommen sein mussten. Er hatte gesehen, wie ein
Projektil den Kofferraumdeckel des Seat durchschlagen
und sich in den Boden gegraben hatte. Er versuchte, mit
den Zähnen die Plastikkabel um seine Handgelenke durch-
zubeißen. Wenn er seine Hände frei bekam, war er wenigs-
tens nicht länger hilflos. Er konnte sich wehren, auch wenn
seine einzigen Waffen Stöcke und Steine waren.
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Ein scharfer Schmerz zuckte durch seine Kiefer, als sei-
ne Zähne endlich die Kabel durchtrennten. Jetzt waren
seine Hände frei. Er spähte um den Steinhaufen herum
und suchte das ganze Gelände ab. Der Seat stand zwei-
hundert Meter entfernt neben der Straße. Der Motor lief
anscheinend noch, nach dem dünnen, bläulichen Qualm
zu urteilen, der aus dem Auspuff kam. Vermutlich war der
Engländer tot oder schwer verletzt. Das bedeutete, der He-
ckenschütze würde sich erst um ihn, Stein, kümmern. Er
suchte erneut den Hügel zu seiner Linken ab, aber es war
immer noch nichts zu sehen. Allerdings konnte der He-
ckenschütze sich auch über die Straße auf der anderen Sei-
te des Hügels anschleichen.
Er sah sich hastig nach etwas um, das er als Waffe ein-
setzen konnte. Er hob einen Ast auf und wog ihn in der
Hand. Das Ende war zwar schon leicht verrottet, aber er
würde trotzdem einen tödlichen Schlag damit landen kön-
nen, falls er die Chance dazu bekam. Dann blickte er rasch
wieder zum Hügel hinauf. Dort bewegte sich noch immer
nichts, aber Stein wusste, dass der Heckenschütze ihn su-
chen würde.
In den letzten Sekunden hatte sich Stein einen verzwei-
felten Plan zurechtgelegt, doch alles hing davon ab, wie der Heckenschütze bewaffnet war. Hatte der sein Gewehr bei
sich, würde Stein sein Glück im Nahkampf suchen. Aller-
dings machte er sich keine Illusionen über seine Chancen,
wenn er gegen einen bewaffneten Mann mit einem abge-
brochenen Ast antreten musste. Hatte der Heckenschütze
jedoch nur seine Pistole dabei, würde Stein laufen. Und er
wusste auch schon genau, wohin.
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Er sah sich um, aber es gab kein besseres Versteck vor
seinem Mörder als den Ort, an dem er war. Und er musste
auf ihn warten, bevor er losrannte. Stein suchte nach Al-
ternativen, fand jedoch keine. Nördlich hinter der kleinen
Baumgruppe und dem Steinhaufen war das Gelände eben
und offen. Wenn er dort entlanglief, würde er sofort von
hinten niedergeschossen werden. Er rieb sich den Schweiß
von den Händen, packte seinen improvisierten Prügel fes-
ter und machte sich dann zwischen den Steinen und dem
Staub so gut wie möglich unsichtbar.
Murphy hielt einige Sekunden inne, als er die Straße er-
reicht hatte, und sah sich gründlich um. Es hatte ihn nur
wenige Sekunden
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