Die Virus-Waffe
unverwechselbar, und er klang
äußerst gereizt. Allerdings war er Richters Erfahrung zu-
folge fast immer gereizt, also war das nichts Besonderes.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Richter. »Ich bin ge-
rade erst aus der Offiziersmesse geholt worden. Wo stecken
Sie denn?«
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»In Italien, auch wenn Sie das nicht das Geringste an-
geht.«
»Brindisi?«
»Rom«, schnappte Simpson. »Aus Gründen, die mir
verborgen bleiben, gibt es aus Brindisi keinen Direktflug in eine auch nur annähernd zivilisierte Gegend. Deshalb bin
ich im Stationsbüro des Six in Rom und warte auf den
Nachmittagsflug der Alitalia von Fiumicino nach Heath-
row.«
»Fein«, meinte Richter. »Und was wollen Sie?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Totenstille, und
Richter fühlte fast körperlich, wie Simpsons Wut hoch-
kochte.
»Was zum Teufel glauben Sie wohl, was ich will? Ich
will über dieses Fiasko in Italien reden!«
»Was für eine Überraschung.«
»Kommen Sie mir bloß nicht so, Richter! Sie haben ver-
sucht, einen hilflosen und unbewaffneten Mann zu töten,
dem die Hände gebunden waren und der von zwei ande-
ren Männern festgehalten wurde. Und was es noch
schlimmer macht, Sie haben diese Nummer vor Zeugen
abgezogen. Dann haben Sie einen Polizeibeamten zusam-
mengeschlagen, einen Wagen und einen Hubschrauber
gestohlen und sich zu allem Überfluss auch noch auf dem
Flughafen in Brindisi den Weg freigeschossen. Dabei ha-
ben Sie einen Militärlastwagen in seine Bestandteile zer-
legt. Die Italiener sind, falls Ihnen das entgangen sein soll-te, unsere verdammten Verbündeten!«
»Ich hatte es etwas eilig«, gab Richter zurück. »Das mit
dem Polizisten tut mir Leid, aber ich hatte keine Zeit, lange 237
mit ihm zu palavern. Ich hätte ihn auch töten können, statt
ihm einfach nur Kopfschmerzen zu bereiten. Außerdem
habe ich weder den Alfa noch die Agusta gestohlen, son-
dern mir beide nur ausgeborgt.«
»Sparen Sie sich diese Haarspaltereien! Zu Ihrem Glück
wird sich der Polizist erholen. Der Wagen und der Hub-
schrauber sind unwichtig, genauso wie der Lastwagen.
Aber was Sie mit Lomas gemacht haben, ist alles andere als
unwichtig. Ich habe mithilfe hoher diplomatischer Unter-
stützung die Wogen glätten können, damit man Sie nicht
sofort verhaftet und den Italienern ausliefert, sobald Ihr
Schiff in einen Hafen einläuft. Unsere Verbündeten sind
ziemlich sauer über diesen Vorfall, Richter. Und ich auch.«
»Finden Sie sich damit ab, Simpson. Was geschehen ist,
ist geschehen, und wenn ich noch einmal die Chance be-
käme, würde ich genauso handeln. Lomas war ein Tier, ein
bösartiges, tollwütiges Gewürm, und ich bin Kammerjäger.
Er hat den Tod verdient.«
»Falsches Tempus, Richter«, konterte Simpson, »und
hüten Sie Ihre Zunge. Ich habe Ihren Auslieferungsantrag
stoppen können, aber ich kann meine Meinung jederzeit
ändern.«
»Was soll das heißen: ›falsches Tempus‹?«
»Genau das. Ihr Versuch, Lomas auszuweiden, hat nicht
funktioniert. Ein paar Minuten nachdem Sie getürmt sind,
ist zufällig ein Arzt vorbeigekommen und hat die Blutung
stillen können. Der Rettungshubschrauber traf kurz da-
nach ein, und man hat Lomas in ein Krankenhaus nach
Bari geschafft. Dort wurde er sofort operiert. Heute Mor-
gen lebte er noch. Es wird zwar lange dauern, bis er wieder
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laufen kann, aber es sieht so aus, als würde er durchkom-
men.«
»Scheiße.«
»Vermutlich«, fuhr Simpson unbeeindruckt fort, »ver-
suchen die Italiener genau deshalb nicht mit allen Kräften,
Ihrer habhaft zu werden. Sie können Lomas in aller Ruhe
befragen, sobald er außer Gefahr ist, und er dürfte sich ei-
nem ernsthaften Verhör wohl kaum widersetzen können.
Allerdings werden sie ihre Erkenntnisse sicher nicht mit
uns teilen, worüber ich ziemlich aufgebracht bin.
Außerdem sollten Sie sich vielleicht ins Gedächtnis ru-
fen, dass Lomas ausgesprochen rachsüchtig ist. Wenn er
sich von Ihrer Spezialbehandlung erholt hat, wird er nach
Ihrem Blut lechzen. Sie sollten sich den Rücken freihal-
ten.«
»Darin habe ich Übung, seit ich für Sie arbeite«, erwi-
derte Richter kühl. »Ich hoffe, dass Lomas sich an mir rä-
chen will. Ich würde den Job gern zu Ende bringen. Was
gibt’s noch?«
»Angesichts der feindseligen Atmosphäre, die Sie in
London erwarten dürfte, können Sie ruhig noch eine Wo-
che auf dem Kahn bleiben. Warten Sie, bis sich die
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