Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
Vom Netzwerk:
unverwechselbar, und er klang
    äußerst gereizt. Allerdings war er Richters Erfahrung zu-
    folge fast immer gereizt, also war das nichts Besonderes.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Richter. »Ich bin ge-
    rade erst aus der Offiziersmesse geholt worden. Wo stecken
    Sie denn?«
    236
    »In Italien, auch wenn Sie das nicht das Geringste an-
    geht.«
    »Brindisi?«
    »Rom«, schnappte Simpson. »Aus Gründen, die mir
    verborgen bleiben, gibt es aus Brindisi keinen Direktflug in eine auch nur annähernd zivilisierte Gegend. Deshalb bin
    ich im Stationsbüro des Six in Rom und warte auf den
    Nachmittagsflug der Alitalia von Fiumicino nach Heath-
    row.«
    »Fein«, meinte Richter. »Und was wollen Sie?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Totenstille, und
    Richter fühlte fast körperlich, wie Simpsons Wut hoch-
    kochte.
    »Was zum Teufel glauben Sie wohl, was ich will? Ich
    will über dieses Fiasko in Italien reden!«
    »Was für eine Überraschung.«
    »Kommen Sie mir bloß nicht so, Richter! Sie haben ver-
    sucht, einen hilflosen und unbewaffneten Mann zu töten,
    dem die Hände gebunden waren und der von zwei ande-
    ren Männern festgehalten wurde. Und was es noch
    schlimmer macht, Sie haben diese Nummer vor Zeugen
    abgezogen. Dann haben Sie einen Polizeibeamten zusam-
    mengeschlagen, einen Wagen und einen Hubschrauber
    gestohlen und sich zu allem Überfluss auch noch auf dem
    Flughafen in Brindisi den Weg freigeschossen. Dabei ha-
    ben Sie einen Militärlastwagen in seine Bestandteile zer-
    legt. Die Italiener sind, falls Ihnen das entgangen sein soll-te, unsere verdammten Verbündeten!«
    »Ich hatte es etwas eilig«, gab Richter zurück. »Das mit
    dem Polizisten tut mir Leid, aber ich hatte keine Zeit, lange 237
    mit ihm zu palavern. Ich hätte ihn auch töten können, statt
    ihm einfach nur Kopfschmerzen zu bereiten. Außerdem
    habe ich weder den Alfa noch die Agusta gestohlen, son-
    dern mir beide nur ausgeborgt.«
    »Sparen Sie sich diese Haarspaltereien! Zu Ihrem Glück
    wird sich der Polizist erholen. Der Wagen und der Hub-
    schrauber sind unwichtig, genauso wie der Lastwagen.
    Aber was Sie mit Lomas gemacht haben, ist alles andere als
    unwichtig. Ich habe mithilfe hoher diplomatischer Unter-
    stützung die Wogen glätten können, damit man Sie nicht
    sofort verhaftet und den Italienern ausliefert, sobald Ihr
    Schiff in einen Hafen einläuft. Unsere Verbündeten sind
    ziemlich sauer über diesen Vorfall, Richter. Und ich auch.«
    »Finden Sie sich damit ab, Simpson. Was geschehen ist,
    ist geschehen, und wenn ich noch einmal die Chance be-
    käme, würde ich genauso handeln. Lomas war ein Tier, ein
    bösartiges, tollwütiges Gewürm, und ich bin Kammerjäger.
    Er hat den Tod verdient.«
    »Falsches Tempus, Richter«, konterte Simpson, »und
    hüten Sie Ihre Zunge. Ich habe Ihren Auslieferungsantrag
    stoppen können, aber ich kann meine Meinung jederzeit
    ändern.«
    »Was soll das heißen: ›falsches Tempus‹?«
    »Genau das. Ihr Versuch, Lomas auszuweiden, hat nicht
    funktioniert. Ein paar Minuten nachdem Sie getürmt sind,
    ist zufällig ein Arzt vorbeigekommen und hat die Blutung
    stillen können. Der Rettungshubschrauber traf kurz da-
    nach ein, und man hat Lomas in ein Krankenhaus nach
    Bari geschafft. Dort wurde er sofort operiert. Heute Mor-
    gen lebte er noch. Es wird zwar lange dauern, bis er wieder
    238
    laufen kann, aber es sieht so aus, als würde er durchkom-
    men.«
    »Scheiße.«
    »Vermutlich«, fuhr Simpson unbeeindruckt fort, »ver-
    suchen die Italiener genau deshalb nicht mit allen Kräften,
    Ihrer habhaft zu werden. Sie können Lomas in aller Ruhe
    befragen, sobald er außer Gefahr ist, und er dürfte sich ei-
    nem ernsthaften Verhör wohl kaum widersetzen können.
    Allerdings werden sie ihre Erkenntnisse sicher nicht mit
    uns teilen, worüber ich ziemlich aufgebracht bin.
    Außerdem sollten Sie sich vielleicht ins Gedächtnis ru-
    fen, dass Lomas ausgesprochen rachsüchtig ist. Wenn er
    sich von Ihrer Spezialbehandlung erholt hat, wird er nach
    Ihrem Blut lechzen. Sie sollten sich den Rücken freihal-
    ten.«
    »Darin habe ich Übung, seit ich für Sie arbeite«, erwi-
    derte Richter kühl. »Ich hoffe, dass Lomas sich an mir rä-
    chen will. Ich würde den Job gern zu Ende bringen. Was
    gibt’s noch?«
    »Angesichts der feindseligen Atmosphäre, die Sie in
    London erwarten dürfte, können Sie ruhig noch eine Wo-
    che auf dem Kahn bleiben. Warten Sie, bis sich die

Weitere Kostenlose Bücher