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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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erste englische Version des Textes zu
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    erstellen. Dieses Programm würde zwar die Worte des
    griechischen Textes exakt übertragen, doch lesbar war so
    eine wörtliche Übersetzung noch lange nicht. Mulligan
    brauchte zwanzig Minuten, bis der Text einigermaßen ver-
    ständlich war. Zufrieden speicherte er die letzte Version
    zusammen mit dem Original ab und lud dann beide als
    »Nur-Text«-Versionen in die Hauptdatenbank des Com-
    putersystems der Firma.
    Seine letzte Aktion war technisch gesehen zwar einfach,
    aber er brauchte fast immer einige Minuten, bis er damit
    fertig war. Alle Daten, einschließlich der Fotos, der Text-
    dateien, Telefonmitschnitte und sogar anonymer Gerüch-
    te, die in die Datenbank geladen wurden, erhielten einen
    Sicherheits- und einen sogenannten Prioritätskode.
    Die Sicherheitsstufe machte Mulligan keine Schwierig-
    keiten. Die Quelle der Geschichte war eine Zeitung, also
    wurde ein Exzerpt daraus nicht klassifiziert, aber der Prio-
    ritätskode bereitete ihm Kopfzerbrechen.
    Er bestand aus einem zweiziffrigen, alphanumerischen
    Kode und war einfach zu interpretieren. Der erste Buch-
    stabe bezeichnete die Region, in der sich der Zwischenfall
    ereignet hatte. »A« stand für Amerika, »B« war Südameri-
    ka, »C« meinte Canada, »D« den Ostblock, heute die Ge-
    meinschaft Unabhängiger Staaten GUS und ihre diversen
    Satellitennationen, »E« den Rest von Osteuropa. »F« stand
    für Westeuropa, »G« für den Nahen Osten, »H« für den
    Fernen Osten einschließlich Chinas und Japans, »I« für alle
    anderen Länder und Orte, zum Beispiel die Antarktis. »J«
    bezeichnete alle nicht regional zuweisbaren Orte, zum Bei-
    spiel Vorfälle in der Atmosphäre oder den Ozeanen.
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    Die Zahlen reichten von 1 bis 6. »1« bezeichnete die
    oberste Stufe und bedeutete, dass der fragliche Vorfall ver-
    mutlich direkte und dringende Bedeutung für die CIA,
    Amerika oder einen von Amerikas Verbündeten hatte. »6«
    dagegen signalisierte, dass der Vorfall zwar interessant
    war, aber keine besondere Dringlichkeit aufwies.
    Die Wahl des Buchstabens fiel Mulligan leicht – ein »F«
    für Westeuropa. Schließlich entschied er sich, dass diese
    Meldung eine »2« verdiente – »wichtig und dringend«. Er
    hängte den »F2«-Kode an den Text an, speicherte und
    schloss die Datei und rief die zweite Seite derselben Athe-
    ner Zeitung auf.

    HMS Invincible, Kretisches Meer

    Paul Richter ging nach dem Essen in die Offiziersmesse,
    schenkte sich einen Kaffee ein und zog sich dann in einen
    Stuhl in der Ecke des Raumes zurück. Dort blätterte er in
    einem Reisemagazin, das auf dem Tisch gelegen hatte.
    Richter nahm nur selten Urlaub, weil er normalerweise
    niemanden hatte, mit dem er verreisen konnte. Wenn
    Simpson ihm einmal eine Auszeit gewährte, vergrub er
    sich normalerweise in seinem winzigen Cottage auf der
    Halbinsel Lizard in Cornwall und bastelte ein paar Tage an
    seinen Motorrädern herum.
    Trotzdem hatte er fast die ganze Welt bereist, jedenfalls
    die feuchten Gegenden. Das verdankte er der Royal Navy
    Grey Funnel Line, einer »Kreuzfahrtorganisation«, mit der
    er reiste, als er noch Hubschrauber geflogen hatte und
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    auch später als regulärer Pilot bei der 800. Staffel. Jetzt genoss er es, die Fotos zu betrachten. Er hatte etwa zehn Mi-
    nuten dort gesessen, als sein Name über das Lautsprecher-
    system ausgerufen wurde. »Lieutenant Commander Rich-
    ter wird ins Kommunikationszentrum gebeten.«
    »Sie spielen Ihr Lied, Spook«, rief Moore ihm vom
    Nachbartisch zu. Richter grinste ihn an.
    »Wenn es das ist, was ich denke, wird das nicht lustig«,
    erwiderte er. »Ich stehe schon jetzt ganz oben auf der
    schwarzen Liste meines Bosses, und vermutlich will er jetzt
    einen Mistkübel über meinem Kopf auskippen.«
    »In Italien ist wohl was schief gelaufen?«, erkundigte
    sich Moore.
    »Seiner Meinung nach vielleicht«, gab Richter zurück.
    »Aber von meiner Warte aus ist es ziemlich genau so ge-
    laufen, wie ich es geplant hatte.«
    Im Kommunikationszentrum auf Deck Fünf wurde
    Richter zu einem abhörsicheren Telefon in einer Ecke des
    Raumes geschickt. Um ihn herum summten elektronische
    Geräte, klapperten die Teleprinter, und die Angehörigen
    des Kommunikationszentrums plauderten miteinander. Er
    nahm den Hörer ab und sagte nur ein Wort. »Richter.«
    »Das wurde verdammt noch mal auch Zeit. Wissen Sie,
    wie lange ich schon in der Leitung hänge?«
    Simpsons Stimme war

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