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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Stunde
    verfügte er über die gleichen Informationen, die Mulligan
    dem Zeitungsartikel entnommen hatte.
    Allerdings wartete der SIS-Beamte nicht auf die übliche
    Sammelverschlüsselung aller anfallenden E-Mails, die kurz
    vor Dienstschluss nach Vauxhall Cross gesendet wurden,
    sondern schickte eine verschlüsselte E-Mail mit hoher Pri-
    orität an den SIS in London sowie eine Kopie an seinen
    Kontaktmann auf Kreta.
    In London wurde die Mail dechiffriert, ihr Herkunftsort
    identifiziert. Danach wurde sie automatisch in den elekt-
    ronischen »Posteingang« des Chefs der Abteilung Westli-
    che Hemisphäre geleitet. Er überflog sie kurz, kopierte sie
    für seinen Stellvertreter und hängte eine deutliche Auffor-
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    derung zur sofortigen Ermittlung und Berichterstattung
    an.
    Neunzig Minuten nachdem die Mail in Vauxhall Cross
    eingetroffen war – und zehn Minuten nachdem er vom
    Flughafen Heathrow in Hammersmith angekommen war –,
    hielt Richard Simpson einen Ausdruck davon in der Hand,
    der mit einem Ermittlungsersuchen des SIS versehen war.
    Simpson hasste Computer und sperrte sich dagegen, ein
    Terminal in sein Büro zu lassen. Das bedeutete, jede Nach-
    richt an die Foreign Operations Executive musste ausge-
    druckt und ihm präsentiert werden. Das verursachte eine
    Menge zusätzlicher Arbeit und entsprechenden Unmut
    unter seinen Angestellten, aber da Simpson Direktor des
    FOE war, konnten sie nicht viel dagegen tun, außer in der
    Kantine darüber zu meckern.
    »Typisch für den verdammten Six«, knurrte Simpson
    gereizt zu niemandem im Besonderen, da sein Büro leer
    war. Er legte den Ausdruck weg, schaute auf seinen Tisch-
    kalender, nahm den Hörer ab und drückte drei Tasten für
    eine interne Nummer.
    »Simpson«, sagte er, als auf der anderen Seite jemand
    abhob. »Kommen Sie bitte hoch.«
    Der Direktor der Abteilung Aufklärung marschierte vier
    Minuten später in Simpsons Büro und setzte sich ihm ge-
    genüber auf einen Stuhl.
    »Haben Sie das schon gesehen?« Simpson schob ihm
    den Ausdruck hin.
    Der Mann warf einen kurzen Blick darauf und nickte.
    »Ja. Es könnte sich um einen schlimmen Ausbruch der
    Asiatischen Grippe handeln, aber das bezweifle ich. Ich
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    frage mich, ob es möglicherweise ein Test von biologi-
    schen Kampfstoffen sein könnte. Unsere naheliegendste
    Sorge ist, dass El Kaida oder eine andere Terroristengrup-
    pierung möglicherweise eine biologische Massenvernich-
    tungswaffe entwickelt haben könnte, mit der sie auf Kreta
    eine Art Testlauf durchführen. Das erinnert mich ein biss-
    chen an die Aktion der Aum-Sekte in Japan.«
    Simpson wirkte gereizt. Er hatte großen Respekt vor
    dem umfassenden Wissen seines Kollegen von der Aufklä-
    rung, aber dessen pedantische und häufig unvollständige
    Antworten gingen ihm auf die Nerven. Obwohl er natür-
    lich die Einzelheiten dieses Anschlags in Tokyo ebenfalls
    kannte.
    Im März 1995 verübte die Aum-Sekte einen Giftgasan-
    schlag mit Sarin auf die Tokyoter U-Bahn, am Montag-
    morgen mitten in der Rushhour. Ihr Kopf war Shoko Asa-
    hara, ein halb blinder und mehr als nur halb wahnsinniger
    Mann. Zwölf Menschen starben bei dem Anschlag, und
    mehr als fünfeinhalbtausend mussten zur ärztlichen Be-
    handlung in ein Krankenhaus. Die relativ geringe Anzahl
    an Todesopfern wurde auf die Unreinheit des Sarin-
    Nervengases zurückgeführt, das die Sekte selbst hergestellt
    hatte. Wegen des engen Raumes und dem Mangel an fri-
    scher Luft in der U-Bahn wäre die Zahl der Toten auf meh-
    rere hundert oder gar tausend gestiegen, wenn die Sekte ei-
    ne reine Variante benutzt hätte.
    »Und was genau hat der Gasangriff in Tokyo mit einer
    Virusinfektion auf Kreta zu tun?«, wollte Simpson wissen.
    »Es gibt keine direkte Verbindung, aber das Muster ist
    ähnlich. Es ist nicht allgemein bekannt, aber diese Aum-
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    Sekte hat vor ihrem Anschlag in Tokyo mit dem selbstpro-
    duzierten Saringas einen Test auf einer abgelegenen
    Schaffarm im tiefsten Outback von Australien durchge-
    führt. Es war ein recht kostspieliger Test, denn allein die
    Farm hat sie hunderttausend australische Dollar gekostet.«
    »Todesopfer?«
    »Neunundzwanzig Schafe, aber keine Menschen. Weil
    die einzigen Menschen in der Gegend Aum-Leute waren,
    die Schutzanzüge getragen haben. Trotz der Unreinheit
    des Gases bewies dieser Test in Australien die tödliche Wir-
    kung ihres selbstproduzierten Sarins. Mehr wollte Asahara
    gar nicht wissen. Die Aum-Sekte gibt es

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