Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
of­fen­sicht­lich aus Furcht vor dem Be­ben da­von­ge­lau­fen, doch es wür­de sie nicht auf ewig fern­hal­ten.
    Schließ­lich war das Loch tief ge­nug. Er leg­te den Leich­nam hin­ein, schau­fel­te die Er­de dar­über und tram­pel­te sie gut fest. Aber das fri­sche Grab wür­de im Ta­ges­licht auf­fal­len. Um es zu tar­nen, muß­te er einen Busch ent­wur­zeln, di­rekt über das Grab pflan­zen und dann die über­schüs­si­ge Er­de so ver­tei­len, daß es kei­nen Grab­hü­gel gab. Wenn je­mand in der Gru­be, wo der Busch ge­stan­den hat­te, nachsah, wür­de er na­tür­lich nichts fin­den. Wür­de dies rei­chen, den Leich­nam zu ver­ber­gen? Die Zeit wür­de es ihm sa­gen!
    Wie­der gab es ein Ge­räusch. Die­ses Mal kam wirk­lich je­mand. Es war noch nicht Mor­gen, aber im Os­ten zeig­te sich schon ein schwa­cher Schein. Bru­der Paul eil­te von der Grab­stät­te fort und stell­te sich ne­ben das lee­re Grab, wo­bei er ver­such­te, sich den ver­rä­te­rischen Schmutz von den Hän­den zu wi­schen.
    Die Ge­stalt nä­her­te sich dem Grab … und sah, daß es leer war. Man hör­te einen lei­sen Schrei. „Ma­ria Mag­da­le­na!“ rief Je­sus Bru­der Paul zu. „Sie hät­te ich ge­hei­ra­tet, wenn …“ Man sah das geis­ti­ge Bild ei­nes Skal­pells, die Klin­ge, die Je­su Aus­sich­ten auf ein nor­ma­les Le­ben zer­stör­te hat­te, lan­ge be­vor er sich sol­cher Din­ge be­wußt sein konn­te.
    Als die Son­ne auf­ge­gan­gen war, er­schi­en Ma­ria Mag­da­le­na zu­sam­men mit zwei Jün­gern er­neut. Die Män­ner rann­ten auf das Grab zu. Sie fan­den die Lei­chen­tü­cher, die Bru­der Paul zu­rück­ge­las­sen hat­te, und eil­ten dann auf­ge­regt zu­rück in die Stadt. Nur Ma­ria blieb zu­rück und blieb ab­war­tend vor dem Grab ste­hen. Sie be­grub das Ge­sicht in den Hän­den.
    „Zur Höl­le mit der Ge­schich­te“, mein­te Bru­der Paul. „Man muß sie trös­ten.“ Er ging zu ihr. „Frau, warum wei­nest du?“ frag­te er.
    Er­staunt blick­te sie auf. Sie war ei­ne hüb­sche jun­ge Frau, und er wuß­te, wer die Rol­le spiel­te. Sie er­kann­te ihn nicht. „Mein Herr, wenn Ihr ihn fort­ge­nom­men habt, dann sagt mir, wo er ist, und ich will …“
    Nun re­de­te Je­sus mit Bru­der Pauls Lip­pen. „Ma­ria!“
    Ma­ria riß die Au­gen auf. „Mein Meis­ter!“ rief sie und trat auf ihn zu.
    „Komm mir nicht zu na­he“, sag­te Je­sus und trat zu­rück. „Denn ich bin noch nicht zu mei­nem Va­ter auf­ge­stie­gen. Geh zu mei­nen Brü­dern und er­zäh­le ih­nen, ich gin­ge zu mei­nem Va­ter und dei­nem Va­ter, mei­nem Gott und eu­rem Gott.“
    Dumpf nick­te sie. Lie­be und Hoff­nung lie­ßen ih­re Au­gen glän­zen. Dann wand­te sie sich um und lief auf die Stadt zu.
    „Aber ist das his­to­risch?“ frag­te Bru­der Paul, als sie wie­der al­lein wa­ren.
    „Ha­be Ver­trau­en“, ant­wor­te­te Je­sus. „Ge­nau wie beim Senf­sa­men.“
    Im Ver­lauf der nächs­ten Ta­ge er­schi­en Je­sus meh­re­ren Leu­ten. Dann zo­gen sie in Je­su Hei­mat nach Ga­li­läa und er er­schi­en wie­der­um vie­len. Schließ­lich kehr­te Je­sus nach Je­ru­sa­lem zu­rück. „Hier müs­sen wir uns schließ­lich tren­nen“, sag­te er zu Bru­der Paul. „Es ist an der Zeit, daß ich an Pfings­ten mei­nen Jün­gern den Geist über­tra­ge, da­mit sie mein Werk auf der Er­de fort­set­zen.“
    Aber als dies ge­sche­hen war, blieb ein klei­ner Teil der Au­ra üb­rig. „Das ver­ste­he ich nicht“, sag­te Je­sus. „Ich hat­te ge­dacht, schließ­lich wür­de ich da­von be­freit.“
    Plötz­lich schoß es Bru­der Paul in den Sinn. „Der hei­li­ge Pau­lus!“
    „Willst du ein Hei­li­ger wer­den, Freund?“
    „Nicht ich! Pau­lus von Tar­sus, der Pha­ri­sä­er. Du kennst ihn viel­leicht als Sau­lus.“
    „Ich ken­ne kei­nen Sau­lus von Tar­sus, und ich be­zweifle, daß ich den Rest des Geis­tes ei­nem Pha­ri­sä­er ge­ben wer­de.“
    „Glau­be mir“, er­wi­der­te Bru­der Paul. „Wir müs­sen nach Da­mas­kus.“
    „Freund, ich fürch­te um dei­nen Ver­stand“, sag­te Je­sus. „Aber ich se­he an dei­nen Ge­dan­ken, daß es sein muß. Ich wer­de die­sen Pha­ri­sä­er von Tar­sus ken­nen­ler­nen.“



 
IX
Wechsel Trumpf

Weitere Kostenlose Bücher