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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zu­rück, wenn du … fer­tig bist.“
    „Aber ich bin noch nicht fer­tig“, sag­te Je­sus. „Mein Le­ben und Tod bil­den nur den An­fang und wei­sen den Weg. Jetzt muß der Rest der Welt fol­gen, um er­löst zu wer­den.“
    „Ich be­zweifle, daß dies bald ge­sche­hen wird.“
    „Aber in der Schrift steht …“
    „Manch­mal brau­chen die Din­ge eben län­ger, als man vor­her­se­hen kann. Wir wis­sen nicht, wel­chem Zeit­maß Gott folgt.“
    „Dann muß ich blei­ben und es be­ob­ach­ten. Ich kann die Men­schen nicht al­lein wei­ter­trei­ben las­sen.“
    Bru­der Paul schüt­tel­te den Kopf. „Je­sus, ich fürch­te, es wird dir nicht al­les ge­fal­len, was du siehst.“
    Aber Je­sus hat­te sich ent­schie­den. „Komm, Freund Paul – du und ich, wir wer­den al­les be­ob­ach­ten. Bring dei­nen Kör­per zu­rück an sei­nen Platz, und im Geis­te wan­deln wir zu­sam­men wei­ter.“
    Bru­der Paul ver­such­te einen Pro­test, aber der Wil­le Je­su ob­sieg­te. „Gut … wir wer­den zu­sam­men zu­se­hen. Aber ich glau­be, di­rekt teil­neh­men kön­nen wir nicht, weil du phy­sisch tot bist und ich noch nicht ge­bo­ren bin.“
    „Komm“, sag­te Je­sus.
    Bru­der Pauls Kör­per zit­ter­te und lös­te sich auf. Er war in sei­ne Welt zu­rück­ge­kehrt – aber er und Je­sus stan­den im­mer noch ne­ben­ein­an­der.
    „Komm“, wie­der­hol­te Je­sus und nahm Bru­der Paul bei der äthe­ri­schen Hand. „Wir fol­gen dem lah­men Pha­ri­sä­er.“
    Sie flo­gen durch die Lüf­te wie die Geis­ter, un­sicht­bar für al­le an­de­ren au­ßer für ein­an­der. Als dies zu müh­se­lig wur­de, spran­gen sie ein­fach durch Raum und Zeit, ver­schwan­den von dem einen Ort und tauch­ten an ei­nem an­de­ren wie­der auf.
    Sie folg­ten Pau­lus von Tar­sus. Der Apo­stel Pau­lus war zwar kör­per­lich nicht sehr an­zie­hend und kein son­der­lich gu­ter Red­ner, aber er be­saß sehr wohl einen gu­ten, wenn auch ein­sei­ti­gen Ver­stand. Sei­ne Lo­gik war über­zeu­gend, und sei­ne Schrif­ten wohl­ge­setzt. Er ver­füg­te auch über be­mer­kens­wer­te Ent­schluß­kraft; ein ge­ra­de­zu per­ver­ser Mut ließ ihn auf dem ein­mal ge­faß­ten Kurs be­har­ren. In ei­ni­gen Städ­ten mach­te man sich über ihn lus­tig und ver­folg­te ihn so­gar, doch er mach­te wei­ter. Vie­le der an­de­ren christ­li­chen Füh­rer miß­trau­ten ihm und ver­such­ten, et­was ge­gen ihn zu un­ter­neh­men, doch er hin­ter­ließ über­all vie­le Be­kehr­te.
    „Aber das ist nicht mei­ne Bot­schaft!“ pro­tes­tier­te Je­sus. „Ich woll­te kei­ne neue Kir­che grün­den, son­dern nur den Weg zei­gen.“
    „Ich sag­te schon, es wird dir nicht ge­fal­len“, er­in­ner­te ihn Bru­der Paul. „Aber wenn es not­wen­dig ist, ei­ne neue Re­li­gi­on zu grün­den, um den Men­schen den Weg zur Er­lö­sung zu wei­sen …“
    Je­sus seufz­te. „Ver­mut­lich ist es das“, sag­te er zwei­felnd. „Da die Welt oh­ne­hin bald ein En­de ha­ben wird, spielt es kei­ne große Rol­le.“
    Bru­der Paul er­wi­der­te nichts. Es war of­fen­sicht­lich, die christ­li­che Kir­che ent­sprach we­der dem Wunsch Je­su noch dem sei­ner Jün­ger, die ihn per­sön­lich ge­kannt hat­ten. Da­her war es of­fen­bar not­wen­dig, daß ein Mensch, der Je­sus per­sön­lich nicht ge­kannt hat­te, ei­ne füh­ren­de Rol­le bei der Ver­brei­tung des Glau­bens ein­nahm. Wie bei ei­nem Ge­schäft, das schei­tert: Man bringt von au­ßer­halb einen pro­fes­sio­nel­len Or­ga­ni­sa­tor ein, und der ver­rich­tet sei­ne Ar­beit, oh­ne sich über­mä­ßig um die Emp­find­lich­kei­ten der be­ste­hen­den Re­geln zu be­küm­mern.
    Aber es wur­de of­fen­kun­dig, daß der Apo­stel Pau­lus den Glau­ben sei­ner ei­ge­nen Vor­stel­lung ge­mäß aus­leg­te – und die war un­glück­li­cher­wei­se recht schmal­spu­rig an­ge­legt. Je­sus, der kein Se­xual­le­ben hat­te, hat­te auch über Se­xua­li­tät kei­ner­lei Be­mer­kun­gen ge­macht. Er hat­te al­le Men­schen gleich be­han­delt und Frau­en eben­so ak­zep­tiert wie Män­ner, oh­ne Hin­blick auf ih­ren Sta­tus oder frü­he­res Be­wußt­sein. Will­kom­men wa­ren Rei­che eben­so wie Pro­sti­tu­ier­te,

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