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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Jah­re vor mei­ner Ge­burt.“
    „2400 v. Chr.“, mur­mel­te Bru­der Paul, fas­zi­niert von die­ser son­der­ba­ren Ge­schich­te aus dem Mun­de die­ses Phan­tomje­su. Die­se Pa­ra­bel hat­te er noch nie ge­hört! Nun flo­gen sie so hoch, daß sie un­ter sich die Erd­krüm­mung se­hen konn­ten. Sie flo­gen in öst­li­cher Rich­tung über den Rand des In­di­schen Ozeans auf die rie­si­ge Land­mas­se Asi­ens zu. Wo­hin führ­te bloß die­se Ani­ma­ti­on?
    „In Ame­ri­ka ver­mehr­ten sie sich und ge­die­hen zu ei­ner blü­hen­den Na­ti­on“, fuhr Je­sus fort. „Aber dann spal­te­ten sie sich in un­ter­ein­an­der zer­strit­te­nen Par­tei­en auf und star­ben nach et­wa acht­zehn­hun­dert Jah­ren wie­der aus. Aber un­ge­fähr zu je­ner Zeit mach­te sich ei­ne zwei­te Ex­pe­di­ti­on von Je­ru­sa­lem aus auf den Weg, sechs­hun­dert Jah­re vor mei­ner Ge­burt. An­ge­führt wur­den sie von ei­nem jü­di­schen Pro­phe­ten na­mens Le­hi aus dem Stamm der Ma­nas­ser, sei­ner Fa­mi­lie und sei­nen Freun­den. Sie zo­gen bis an das Ara­bi­sche Meer und bau­ten ein Schiff und mach­ten es be­reit. Dann se­gel­ten sie nach Os­ten zum Süd­pa­zi­fik, bis sie an der West­küs­te Ame­ri­kas lan­de­ten. Das war ihr Land der Ver­hei­ßung – aber wie bei der ers­ten Ko­lo­nie, spal­te­ten auch sie sich in zwei Stäm­me auf, die Ne­phi­ten und die La­ma­ni­ten. Die Ne­phi­ten ver­voll­komm­ne­ten die Er­run­gen­schaf­ten der Zi­vi­li­sa­ti­on und bau­ten blü­hen­de Städ­te, wäh­rend die La­ma­ni­ten im­mer mehr her­un­ter­ka­men. Sie ver­ga­ßen den Gott ih­rer Vä­ter, wur­den zu wil­den No­ma­den, san­ken her­ab im Geis­te und be­ka­men dunkle Haut wie die ver­fluch­ten Kin­der Kains.“
    „Die Kin­der Kains?“ frag­te Bru­der Paul. Sie be­fan­den sich nun mit­ten über dem Pa­zi­fik, im­mer noch auf dem Weg nach Os­ten.
    „Die Bö­sen. Die schwar­ze Ras­se“, ver­deut­lich­te Je­sus.
    Bru­der Paul war ab­so­lut er­staunt. „Meinst du die schwar­zen Ras­sen Afri­kas?“
    „Das ist das glei­che. Sie ha­ben die Macht der Hei­li­gen Pries­ter­schaft ge­leug­net und das Ge­setz Got­tes miß­ach­tet. So wur­den sie mit der schwar­zen Haut ge­straft, die ih­rem schwar­zen Her­zen ent­spricht.“
    Das soll­te Je­sus Chris­tus ge­sagt ha­ben? Das konn­te nicht stim­men! Es muß­te Lee, der Mor­mo­ne sein. Bru­der Paul hat­te nicht ge­wußt, daß die Mor­mo­nen Schwar­ze in ei­nem sol­chen Licht sa­hen. „Ge­wiß ist das ein Irr­tum. Da al­le Men­schen au­ßer No­ah und sei­ner Fa­mi­lie in der Sint­flut un­ter­gin­gen, kön­nen kei­ne Nach­kom­men Kains über­lebt ha­ben.“
    „Es durch­zog No­ahs Stamm, die­ses schlech­te Blut“, be­harr­te Lee. „Harn, der Sohn No­ahs, fürch­te­te, es wür­de nach der Flut wei­te­re Nach­kom­men ge­ben, die sich das Er­be der Er­de tei­len müß­ten, und er tat sich mit sei­nen bei­den Brü­dern Sem und Ja­phet zu­sam­men, ih­ren Va­ter zu ka­strie­ren. Doch die­se wei­ger­ten sich, denn sie wa­ren gu­te Söh­ne. So tat er es al­lein, als No­ah be­trun­ken war …“
    „In der Bi­bel steht nur, daß Harn sei­nen Va­ter nackt sah!“ pro­tes­tier­te Paul.
    „Man hat die Bi­bel zen­siert“, sag­te Lee dun­kel. „Aber trotz­dem ken­nen wir die Stra­fe: Die Kin­der Harns wur­den zu den Die­nern der Kin­der Got­tes. So er­hielt die schwar­ze Ras­se das ihr ge­mä­ße Schick­sal.
    „Ich ha­be auch schwar­zes Blut“, sag­te Bru­der Paul. „Ich dach­te, du wüß­test das.“ Aber er merk­te nun, daß Lee bei der Schimpf­ka­no­na­de, als dies zur Spra­che ge­kom­men war, nicht mit­ge­spielt hat­te, und sonst war die­ses The­ma nir­gend­wo be­rührt wor­den. „Bin ich auch ver­flucht?“
    Je­sus hielt im Flug in­ne, und aus sei­nen Au­gen blick­te der scho­ckier­te Lee. „Du hast schwar­zes Blut?“
    „Un­ge­fähr ein Ach­tel, wenn man es ge­nau nimmt. Tech­nisch ge­se­hen bin ich hell­häu­ti­ger Ne­gro­i­der.“
    Je­sus schüt­tel­te den Kopf. „Nein, nein, das kann nicht sein. Du bist ein gu­ter Mensch!“
    „Ich hof­fe, es zu sein oder es zu wer­den! Aber ich bin auch ein Schwar­zer. Dar­in se­he ich kei­nen

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