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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Wi­der­spruch.“
    „Nein!“ rief Je­sus. „An hei­li­gen Or­ten darf kei­ne Kor­rup­ti­on ge­dul­det wer­den. Ha­be ich viel­leicht die Geld­ver­lei­her aus dem Tem­pel ge­wor­fen, nur um durch ei­ne sol­che Si­tua­ti­on be­lei­digt zu wer­den? So darfst du nicht scher­zen, Paul!“
    Bru­der Paul brei­te­te die Hän­de aus. „Ich bin we­der gern ein Spaß­ma­cher noch ein Lüg­ner. Tut mir leid, wenn dich das be­trübt, aber ich kann und will mei­ne Ah­nen nicht ver­leug­nen.“
    Je­sus/Lee wand­te sich ihm mit son­der­ba­rem Blick zu – Un­glau­be, der sich zu Zorn ver­wan­del­te. „Das wer­den wir ein an­der­mal be­spre­chen.“ Dann wand­te er sich ab, und Bru­der Paul spür­te ein kal­tes Ge­fühl im In­nern, als ha­be sich et­was zu­rück­ge­zo­gen, als ha­be je­mand ei­ne be­reits an­ge­bo­te­ne Freund­schaft für nich­tig er­klärt. Bru­der Paul hat­te ge­dacht , ge­gen­über ei­ner der­ar­ti­gen Re­ak­ti­on ge­feit zu sein, merk­te aber, daß es weh tat. Lee war ein so in­tel­li­gen­ter, auf­rech­ter, kla­rer Cha­rak­ter – wie konn­te er nur be­wußt ein sol­cher Ras­sist sein? Wie brach­te er dies mit sei­nem Bild von Je­sus in Ein­klang, der al­len Men­schen die Er­lö­sung ver­hieß, un­ge­ach­tet ih­rer Ab­stam­mung oder frü­he­rer Sün­den?
    Dann er­kann­te er das Re­ak­ti­ons­mus­ter: Ähn­lich wie bei je­man­dem, der merkt, daß sein Tod be­vor­steht. Zu­erst Un­glau­be, dann Wut. Lees Mor­mo­nen­re­li­gi­on ver­damm­te die schwar­ze Ras­se. Die Er­kennt­nis, je­mand, der ihm na­he­stand, ha­be schwar­zes Blut, wie we­nig auch im­mer im Ver­gleich zu den wei­ßen Ah­nen – das war grund­sätz­lich un­er­träg­lich.
    Es wür­de sei­ne Zeit brau­chen, bis Lees Ge­füh­le wie­der ins rei­ne kämen, ins­be­son­de­re, weil sei­ne Rol­le als Je­sus kaum et­was an­de­res dul­de­te. Aber Bru­der Paul fürch­te­te, einen Freund ver­lo­ren zu ha­ben.
    Je­sus schoß plötz­lich nach un­ten, und Bru­der Paul kor­ri­gier­te den Kurs, um ihm zu fol­gen. Sie flo­gen hin­ab, auf die West­küs­te des Dop­pel­kon­tin­ents von Ame­ri­ka zu. Schnel­ler und schnel­ler: zehn­tau­send Ki­lo­me­ter pro Stun­de, fünf zehn­tau­send, zwan­zig­tau­send und im­mer noch schnel­ler. Je­sus dampf­te aber wirk­lich ab! Fünf­und­zwan­zig­tau­send … „He, ich glau­be, bald ha­ben wir Er­dro­ta­ti­ons­ge­schwin­dig­keit!“ warn­te Bru­der Paul. Aber Je­sus wur­de eher noch schnel­ler, mehr als drei­ßig­tau­send Ki­lo­me­ter pro Stun­de – und nun glit­ten sie auf das nur noch hun­dert Ki­lo­me­ter un­ter ih­nen lie­gen­de Land zu. Neun­zig Ki­lo­me­ter. Acht­zig. Je­de Se­kun­de ver­lo­ren sie mehr als zehn Ki­lo­me­ter. Aber Je­sus flog wei­ter.
    Sie fin­gen sich kurz über dem Meer, flo­gen waa­ge­recht wei­ter und nä­her­ten sich bald den Küs­ten­ber­gen. Plötz­lich rag­ten die Gip­fel hoch vor ih­nen auf und ras­ten be­droh­lich auf sie zu – und Zeit, die Ge­schwin­dig­keit her­ab­zu­set­zen, hat­ten sie nicht. Doch die­se For­men be­sa­ßen nur we­nig Mas­se. Bru­der Paul schoß der ver­rück­te Ge­dan­ke durch den Kopf, daß ih­re ex­tre­me Ge­schwin­dig­keit die Mas­se ver­grö­ßer­te, weil Be­schleu­ni­gung bis zur Licht­ge­schwin­dig­keit die Mas­se ei­nes Ob­jekts bis ins Un­end­li­che ver­stärkt. Je­sus schoß di­rekt auf die Ber­ge zu, oh­ne lang­sa­mer zu wer­den, und Bru­der Paul muß­te ihm fol­gen. Aber was wür­de ge­sche­hen, wenn …
    CRASH!
    „Und es er­eig­ne­te sich im vierund­drei­ßigs­ten Jahr … daß sich ein großer Sturm er­hob … und die ge­sam­te Ober­flä­che des Lan­des ver­än­der­te sich un­ter dem Sturm und den Wir­beln und dem Don­ner und Blit­zen, und ein großes Erd­be­ben er­schüt­ter­te die gan­ze Er­de … und vie­le große und be­rühm­te Städ­te ver­san­ken, und vie­le ver­brann­ten und vie­le wur­den so in Er­schüt­te­rung ge­bracht, bis die Ge­bäu­de zu Staub ver­san­ken, und die Ein­woh­ner wur­den ge­tö­tet, und die Stät­ten blie­ben leer … Und es ge­sch­ah, daß über al­lem Land sich dich­te Dun­kel­heit leg­te … und die­se dau­er­te drei

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