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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ent­wi­ckeln­de Ge­schich­te, sa­hen, wie die christ­li­che Kir­che die jü­di­sche Dia­spo­ra be­ein­fluß­te, die Ge­gen­den, in die die Ju­den durch De­por­ta­ti­on und ver­schie­de­ne Er­obe­rer ver­streut wor­den wa­ren. Aber wäh­rend die Missi­ons­bot­schaft von Apo­stel Pau­lus Fuß faß­te, wuchs ih­nen ei­ne zu­neh­men­de Zahl nicht jü­di­scher Chris­ten zu. Die jü­di­schen Chris­ten sa­hen dies nicht ger­ne – doch bald wa­ren die Nicht Ju­den ge­gen­über den Ju­den in der Mehr­zahl, und schließ­lich ver­schwan­den die letz­te­ren ganz.
    Je­sus schüt­tel­te den Kopf. „Ich weiß kaum, was ich da­von hal­ten soll“, sag­te er. „Ich ha­be die Hin­ge­bung des ein­zel­nen ge­pre­digt um der Zie­le wil­len, für die wir le­ben, und nicht um der Mit­tel, durch die wir le­ben. Die Ze­re­mo­nie läßt das Kern­stück der Re­li­gi­on au­ßer acht. Ich ha­be nie­mals ir­gend­wel­che fes­ten Re­geln auf­ge­stellt, aber …“
    „Wir sind weit von Ga­li­läa ent­fernt“, er­in­ner­te ihn Bru­der Paul.
    Das wa­ren sie in der Tat! Der Mit­tel­punkt des Ge­sche­hens war nun Rom, und Rom lag in ei­nem Jahr­hun­der­te wäh­ren­den Kampf mit dem Kai­ser­reich Per­si­en im Os­ten. Die Fron­ten be­weg­ten sich stän­dig, und ei­ne Zeit­lang re­gier­te Rom in Klein­asi­en, aus dem es sei­ne Skla­ven, Sol­da­ten, Ge­fan­ge­ne und Kauf­leu­te in die Kai­ser­li­che Haupt­stadt im­por­tie­re. Zu­sam­men mit die­sen Men­schen er­reich­ten die Rö­mer auch de­ren Re­li­gio­nen: Mi­th­ra­is­mus und der Glau­be der Ma­gi, den man spä­ter Ma­gie nann­te. Sie ver­ehr­ten die Er­de, das Feu­er, den Wind, die Son­ne und den Mond, und die­se Re­li­gi­on wur­de voll­stän­dig von Men­schen be­herrscht. Viel­leicht ver­brei­te­te sich der Mi­th­ra­is­mus des­we­gen nach sei­ner zwei­tau­send­jäh­ri­gen Ru­he und zeit­wei­li­ger Ver­fol­gung in Asi­en wie ein Busch­feu­er im ge­sam­ten rö­mi­schen Reich. Rom hat Per­si­en nie­mals er­obert, aber die per­si­sche Re­li­gi­on gab sich al­le Mü­he, Rom zu er­obern. Nur das Chris­ten­tum stell­te einen ernst­haf­ten Kon­kur­ren­ten dar! Bald wur­den die bei­den Re­li­gio­nen zu Ri­va­len um die geis­ti­ge Ober­herr­schaft im Reich.
    Für den Mi­th­ra­is­mus mit sei­nem Mo­no­the­is­mus und Zau­ber sprach ei­ne gan­ze Men­ge. Aber die Ein­stel­lung ge­gen die Frau schwäch­te ihn wie­der­um. Die Chris­ten be­han­del­ten die Frau­en schlecht, aber im­mer­hin ge­stat­te­ten sie ih­nen die Teil­nah­me. Da­her ver­ehr­te der Mann ei­ner Fa­mi­lie viel­leicht Mi­thra, wäh­rend sei­ne Frau sich mit der Re­li­gi­on zu­frie­den­gab, die sie ak­zep­tier­te, mit wel­chem Groll sie auch im­mer dies tat. Lang­sam und un­ter­schwel­lig ge­wann das Chris­ten­tum an Bo­den.
    Je­sus und Bru­der Paul stan­den nun ne­ben­ein­an­der in ei­nem Mi­thra­tem­pel in Rom. Es war ei­ne un­ter­ir­di­sche Höh­le, nur von ei­ner Fa­ckel be­leuch­tet. Der Haupt­schmuck be­stand aus ei­ner Schnit­ze­rei, die ei­ne Stier­kampf­sze­ne dar­stell­te und leuch­tend bunt an­ge­malt war. Es gab meh­re­re Al­tä­re, von de­nen ei­ner of­fen­sicht­lich für die Op­fe­rung von Vö­geln be­nutzt wur­de. Es gab Stein­bän­ke, auf de­nen man wäh­rend der Got­tes­diens­te kni­en konn­te. Die Kir­che war klein, aber gut aus­ge­stat­tet.
    „Das ist heid­nisch, aber ich wür­de es nicht ver­dam­men“, be­fand Je­sus. „Glau­be soll­te eher ei­ne in­ner­li­che An­ge­le­gen­heit sein denn ei­ne öf­fent­li­che Zur­schau­stel­lung, und die­se klei­ne Ka­pel­le stellt einen Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung dar. Ich wür­de ger­ne mit die­sen Men­schen re­den und ih­nen et­was von mir er­zäh­len …“
    Man hör­te ein Ge­räusch. „Ich glau­be, sie kom­men“, mein­te Bru­der Paul.
    Aber es wa­ren kei­ne Gläu­bi­gen, die da an­ka­men. Ein Trupp rö­mi­scher Sol­da­ten drang in den Raum. Sie stürz­ten die Al­tä­re um und be­gan­nen, das große Schnitz werk mit Häm­mern zu zer­stö­ren. In we­ni­gen Au­gen­bli­cken hat­ten sie die Ka­pel­le ver­wüs­tet.
    „Aber das ist … schreck­lich!“

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