Die Visionen von Tarot
allwissend.“
„Amen“, stimmte Bruder Paul zu und entdeckte eine neue Erkenntnis. „Der Apostel Paulus hat das Christentum zu dem gemacht, was es ist, zumindest in beträchtlichem Ausmaß. Er hat es für den Bürger akzeptabel gemacht. Diese augenscheinlich kleine, wenn auch kontroverse Veränderung machte den ganzen Unterschied aus.“
„Wirklich“, stimmte Lee zu. „Vielleicht werden auch Sie Ihrem Orden und der Welt soviel Gutes tun wie der Apostel, Ihr Namensvetter.“
„Ein lächerlicher Traum“, meinte Bruder Paul. „Nur Gott allein weiß, was für eine unfertige Hülse ich bin. Wieviel von meiner Animation haben Sie mitbekommen?“ Bruder Paul merkte, daß er den Mann gut leiden konnte, und er hoffte, daß er die Schauderhaftigkeiten seiner persönlichen Animation nicht gesehen hatte. Einige Geheimnisse mußten einfach verborgen bleiben.
„Nur Bruchstücke, glaube ich. Ein Spiel, das Tarotakkordeon hieß … ich spiele nicht zum Vergnügen Karten, aber ich möchte auch kein Urteil darüber fällen.“ Er hielt inne. „Haben alle Episoden Teile aus Ihrem vergangenen Leben dargestellt oder waren einige allegorisch?“
„Einige waren real, die anderen reine Phantasie“, entgegnete Bruder Paul verlegen. Wenn Lee Teile seiner alptraumartigen Visionen gesehen hatte, so war er offensichtlich zu taktvoll, um sich dies anmerken zu lassen.
„Ich fragte nur“, sagte Lee mit einer gewissen Gleichgültigkeit, „weil mir nämlich etwas sehr Merkwürdiges passiert ist, und ich frage mich, ob Sie es mir vielleicht erklären können. Ich spürte … es war, als würde mir eine andere Persönlichkeit aufgedrängt. Ein fremdes Bewußtsein, nicht feindselig, nicht unangenehm, aber ein ungewöhnlich gutunterrichteter Geist aus einer anderen Sphäre, der sich meines Körpers und meiner Wahrnehmung bediente …“
„Antares!“ rief Bruder Paul aus.
Lee blickte ihn verdutzt an. „Woher wissen Sie das?“
„Ich … ich kann es nicht erklären. Aber ich habe ein Wesen aus der Sphäre Antares kennengelernt. Es sagte, es würde mich hier besuchen, oder zumindest bat ich es darum …“ Bruder Paul breitete die Hände aus. „Eine dumme Erwartung. Tut mir leid.“
„Dumm vielleicht. Aber es scheint eine Erfahrung zu sein, die sich auf mich übertragen hat. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, es zu begreifen, aber ich bereue es nicht; der Fremde besitzt einen kosmopolitischen Standpunkt, um den ich ihn beneide.“ Er machte eine Handbewegung. „Dort sind die anderen Beobachter.“
Und dort standen sie: Pastor Runford, Mrs. Eilend und der Swami. „Aber wo sind die anderen?“ fragte Bruder Paul. „Diejenigen, die in die Animation hineingezogen wurden wie Sie auch. Wir können sie nicht zurücklassen …“
„Nein, das können wir nicht“, stimmte Lee ihm zu, als sie zu den Beobachtern gelangten. „Beobachter, habt ihr den Charakter der Animation gespürt, in die wir hineingezogen wurden?“
Pastor Runford schüttelte den Kopf. „Nein, das haben wir nicht.“
Bruder Paul war erleichtert. „Wir haben … Dinge gesehen, die zu komplex sind, um sofort besprochen zu werden. Einige sind drinnen geblieben. Wir müssen sie herausholen, ehe sie …“
Wieder schüttelte Pastor Runford den Kopf, dieses Mal nachdrücklicher. „Wir können nicht in das Animationsgebiet hinein. Die junge Frau, die sie Amaranth nennen, ging hinein, um Sie vor dem Sturm zu warnen, und..“
„Ich verstehe“, sagte Bruder Paul. „Ich gehe zurück und suche sie.“
„Ich auch“, sagte der Swami. „Wir mußten uns während des Sturms zurückziehen, aber im Augenblick scheint der Effekt verschwunden zu sein.“
Lee befand sich
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