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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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auf der Jagd nach dem mensch­li­chen Glück an­deu­te­te. Lö­wen­bei­ne, die für eben­falls er­for­der­li­chen Mut und Kraft stan­den, näm­lich für den mensch­li­chen Wil­len. Und Ad­ler­flü­gel, die je­ne In­tel­li­genz, Stär­ke und Mut ver­hüll­ten, bis die Zeit zum Flie­gen käme. So bil­de­te die Sphinx als Gan­zes das Sym­bol ver­hüll­ter In­tel­li­genz, Stär­ke und Wil­len, den die Her­ren der Zeit be­sit­zen.
    Be­rühm­te Grie­chen wa­ren hier­her­ge­kom­men, um zu den Fü­ßen der Meis­ter zu stu­die­ren: Thai­es, Py­tha­go­ras, Pla­to und vie­le an­de­re.
    Thai­es war der ers­te ge­we­sen, der Was­ser als wich­tigs­te Sub­stanz des Uni­ver­sums er­kannt hat­te, wel­che so­wohl Ver­än­de­run­gen als auch Be­stän­dig­keit er­klär­te. Py­tha­go­ras, be­kannt durch sei­ne Dok­trin der See­len­wan­de­rung und den Satz des Py­tha­go­ras. Pla­to, ur­sprüng­lich be­kannt durch sei­ne Dia­lo­ge mit sei­nem Leh­rer So­kra­tes und durch die The­se, daß Wis­sen gut, Igno­ranz hin­ge­gen schlecht sei. Al­les Gi­gan­ten der Phi­lo­so­phie. Jetzt war Bru­der Paul an der Rei­he, mit je­nen Meis­tern der be­rühm­ten Grie­chen zu­sam­men­zu­tref­fen – wenn er sich trau­te.
    Es war noch Zeit. Bru­der Paul trat vor die Sphinx hin. Zwi­schen den aus­ge­streck­ten Vor­der­pfo­ten er­kann­te man in der Brust die Um­ris­se ei­ner Tür. Sie be­stand aus Bron­ze und war so ver­wit­tert, daß sie zum Stein der Sta­tue paß­te. Er ging dar­auf zu, hol­te tief Luft und streck­te ei­ne Hand aus, sie zu be­rüh­ren.
    Nichts ge­sch­ah. Das Me­tall bleib neu­tral, we­der kühl noch heiß, und es war fest. Er tas­te­te den Rand ab, ob er ei­ne Klin­ke oder einen He­bel fän­de, aber da war nichts. Er konn­te die Tür nicht öff­nen.
    Stumm seufz­te er. Er hob ei­ne Hand hoch und klopf­te ein­mal. Kei­ne Ant­wort. Woll­te er wirk­lich hier hin­ein? Wie­der poch­te er, und dann ein drit­tes Mal. Theo­re­tisch ge­se­hen, hat­ten die al­ten Meis­ter über sämt­li­ches Wis­sen ver­fügt und konn­ten sei­ne Fra­gen be­ant­wor­ten – wenn sie nur woll­ten. Aber zu­nächst muß­te er sich ih­ren Ri­ten des Ein­tritts un­ter­zie­hen. Und das konn­te, wenn man den al­ten Le­gen­den glaub­te, ge­fähr­lich sein. Aber er klopf­te wei­ter, halb in der Hoff­nung, nie­mand wür­de rea­gie­ren. Dann, beim fünf­ten Po­chen, öff­ne­te sich die Tür laut­los.
    Drin­nen stan­den zwei mit Ka­pu­zen ver­hüll­te Ge­stal­ten, de­ren Ge­sich­ter nicht er­kenn­bar wa­ren. Ei­ne schi­en durch ih­re kräf­ti­ge Ge­stalt und Hal­tung männ­lich zu sein, die an­de­re war klei­ner und zier­li­cher – of­fen­sicht­lich ei­ne Frau. „Wir sind Thes­mo­the­ten, Wäch­ter der Ri­ten“, sag­te der Mann. „Wer bist du, da du an der Tür zum Ok­kul­ten Hei­lig­tum klop­fest?“
    Bru­der Paul meis­ter­te sei­ne Ner­vo­si­tät. „Ich bin ein be­schei­de­ner Su­chen­der nach der Wahr­heit. Ich möch­te den Wah­ren Gott von Ta­rot ken­nen­ler­nen.“
    Un­ter der Ka­pu­ze glaub­te er ein Stirn­run­zeln zu er­ken­nen. „Ver­stehst du, Pos­tu­lant, daß du dich voll­stän­dig un­se­rem Ge­heim­nis hin­ge­ben mußt?“ frag­te der Thes­mo­thet. „Daß du un­se­rem Rat fol­gen mußt, als sei er ein Be­fehl, und kei­ne Fra­gen stel­len darfst?“
    Bru­der Paul schluck­te. „Ich ver­ste­he, Thes­mo­thet.“
    Der Mann trat zur Sei­te. „Dann tritt ein, Pos­tu­lant.“
    Bru­der Paul trat hin­ein. Die Frau be­rühr­te die Wand; ei­ne Fe­der schnapp­te auf und gab einen ver­bor­ge­nen Me­cha­nis­mus frei. Laut­los schloß sich die Tür – und drin­nen wur­de es voll­stän­dig dun­kel.
    Ei­ne klei­ne Hand griff nach der sei­nen. Das war ge­wiß der stum­me Thes­mo­thet, die Frau. Sie führ­te ihn hin­ein in den Bauch der Sphinx. An den Ort der Ver­dau­ung? Der Se­xual­trieb des Ka­mels … nein, nicht ein­mal dar­an den­ken durf­te er! Die Frau hieß ihn durch leich­ten Druck der Fin­ger ste­hen­zu­blei­ben. Er spür­te, wie sich ih­re Ge­stalt ein we­nig ver­klei­ner­te, und merk­te, daß sie ei­ne Stu­fe hin­ab­ge­gan­gen sein muß­te. Vor­sich­tig streck­te er den Fuß aus und

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