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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Hand­be­we­gung, und im Bo­den vor ihm glitt ei­ne Plat­te zur Sei­te. „Dort ist dein Aus­gang.“
    Aus der Gru­be er­tön­te das Ras­seln von Ket­ten, das Keu­chen und Brül­len ei­nes großen, wil­den Tie­res. Dann er­tön­te der Schrei ei­nes Men­schen in schreck­li­cher Pein – und brach un­ver­mit­telt ab.
    Bru­der Paul trat einen Schritt nach vorn, um in die Gru­be hin­ein­zu­se­hen. Ei­ne lö­wen­große Sphinx riß an ei­nem Men­schen­kör­per.
    Bru­der Paul trat um die Gru­be her­um, griff sich ei­nes der Schwer­ter vom Tisch, bog es zwei­mal, um sei­ne Span­nung zu prü­fen, und sprang dann in die Gru­be. Die letz­ten Din­ge, die er be­merk­te, wa­ren The­ri­ons un­gläu­bi­ges Star­ren und Ama­ranth’s Schrei von ir­gend­wo­her in der Fer­ne. Dann schlu­gen sei­ne Fü­ße auf dem Rücken der wil­den Sphinx auf. Er hieb mit dem Schwert zu – und die Ani­ma­ti­on ex­plo­dier­te zu ei­nem Nichts.



 
V Reflektion Trumpf 13
     
    Der Wi­der­spruch zwi­schen Po­li­tik und Mo­ral, der in so­ge­nann­ten nor­ma­len Zei­ten im­mer dicht un­ter­halb der Ober­flä­che zu fin­den ist, ver­deut­licht sich zu Zei­ten re­vo­lu­tio­närer Ver­än­de­run­gen mit be­son­de­rer Hef­tig­keit. Warum über­neh­men Re­vo­lu­tio­näre oft­mals frü­her oder spä­ter die glei­chen Grau­sam­kei­ten, ge­gen die sie an­tre­ten, und ver­stär­ken sie so­gar? Warum be­ginnt ei­ne Re­vo­lu­ti­on mit Ka­me­ra­de­rie und en­det in Bru­der­mord? Warum be­ginnt die Re­vo­lu­ti­on im­mer mit der Bot­schaft, daß al­le Men­schen Brü­der sei­en, daß das En­de von Lü­gen, Täu­schun­gen und Ge­heim­nis­tue­rei her­bei­ge­kom­men sei, und kul­mi­niert in Ty­ran­nei, de­ren Op­fer über­wie­gend die klei­nen Leu­te sind, für die die Re­vo­lu­ti­on doch ei­gent­lich ein glück­li­che­res Le­ben ver­kün­det hat­te? Wenn man die­se Fra­gen stellt, dann ver­leug­net man den­noch nicht, daß die Re­vo­lu­ti­on zu den be­deu­tends­ten Er­run­gen­schaf­ten ge­hört, mit de­nen es dem mo­der­nen Mann – und in vie­len kri­ti­schen Si­tua­tio­nen auch der mo­der­nen Frau – ge­lun­gen ist, ei­ni­ge der in­sti­tu­tio­nel­len Grün­de für mensch­li­ches Leid bei­sei­te zu fe­gen. Aber ein un­par­tei­ischer Aus­blick und die nack­te Tat­sa­che der re­vo­lu­tio­nären Ver­än­de­run­gen for­dern die­se Fra­gen ge­ra­de­zu her­aus. Nach mei­ner Ein­schät­zung liegt der Kern der Ant­wort in dem fun­da­men­ta­len Wi­der­spruch zwi­schen der Wirk­sam­keit un­mo­ra­li­scher po­li­ti­scher Me­tho­den und der Not­wen­dig­keit von Mo­ral bei je­dem ge­sell­schaft­li­chen Sys­tem. Ge­gen die­se Wi­der­sa­cher, ob es sich nun um ei­ne kon­kur­rie­ren­de re­vo­lu­tio­näre Frak­ti­on oder die Füh­rer des be­ste­hen­den Herr­schafts­sys­tems han­delt, kann ein Re­vo­lu­tio­när in der Wahl sei­ner Mit­tel nicht zim­per­lich sein, wenn er sein Ziel ernst­haft ver­folgt und nicht le­dig­lich schö­ne Il­lu­sio­nen ver­kauft. Wenn er vor unz­im­per­li­chen Mit­teln zu­rück­schreckt, könn­te der Feind sie zu­erst an­wen­den und die Re­vo­lu­ti­on sel­ber zu­nich­te ma­chen.
    Bar­ring­ton Moo­re, jr.,
    Re­flec­ti­ons on the Cau­ses of Hu­man Mi­se­ry. Bo­ston 1972.
     
    Bru­der Paul ging durch den Wald und such­te die an­de­ren. Für den Au­gen­blick er­freu­te er sich an der Land­schaft. Er be­trach­te­te die fünf Ebe­nen: Am Bo­den wuchs Gras, wel­ches am Rand des Weges in klei­ne Blatt­pflan­zen oder Ran­ken über­ging, wel­che wie­der­um Wei­den Platz mach­ten, die wie Mi­nia­tur­bäum­chen aus­sa­hen. Dann folg­ten manns­ho­he Bü­sche und schließ­lich die viel hö­he­ren Bäu­me.
    Er wuß­te im­mer noch nicht, was er den Ko­lo­nis­ten er­zäh­len soll­te. Er hat­te viel ge­se­hen und viel er­fah­ren, aber im­mer noch hat­te er kei­ne ver­nünf­ti­ge Ur­teils­ba­sis. Gott stand ent­we­der hin­ter al­lem oder nichts, aber wie soll­te er das wis­sen? Die­se Sa­che war so höchst sub­jek­tiv, daß er ein ob­jek­ti­ves Ur­teil für un­mög­lich hielt. Aber er muß­te sich stel­len, wenn er die an­de­ren wie­der­ge­fun­den

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