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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Laut­spre­cher bell­ten un­ver­ständ­li­che Sil­ben. Vor den Ticket­schal­tern bil­de­ten sich kur­ze Schlan­gen. Wenn sich die Men­schen vor den mar­kier­ten Ab­fahrts­schal­tern dräng­ten, summ­ten die Ge­rä­te bei den­je­ni­gen auf, die Me­tall bei sich tru­gen. Die­se Re­pro­duk­ti­on war ab­so­lut per­fekt – kein De­tail schi­en ver­ges­sen wor­den zu sein.
    Ei­ne Hand zerr­te an sei­nem Ge­wand. „Komm, Dad­dy – sonst ver­pas­sen wir noch das Flug­zeug.“
    Er­staunt blick­te Bru­der Paul auf ein klei­nes Mäd­chen, das sich an sei­ne Hand klam­mer­te. Sie war acht oder neun Jah­re alt, hat­te blaue Au­gen und zwei blon­de Zöp­fe. „Schnell, Dad­dy!“ dräng­te sie ihn.
    „Klei­ne Da­me, du scheinst mich zu ver­wech­seln“, sag­te er und wi­der­stand ih­rem Drän­gen.
    Sie blieb hart­nä­ckig. „Du hast ge­sagt, es geht um zehn vor zehn, und nun ist es schon zwan­zig vor, und wir ha­ben noch nicht ein­mal den rich­ti­gen Flug­steig ge­fun­den.“
    „Ich bin nicht ein­mal ver­hei­ra­tet!“ pro­tes­tier­te Bru­der Paul. Er sag­te es so­wohl zu sich sel­ber als auch zu ihr. Wo war ih­re Fa­mi­lie? Er woll­te die­ses Kind nicht in die Ir­re füh­ren.
    „Oh, Dad­dy, komm doch!“ be­harr­te sie und zerr­te ihn wei­ter.
    Ent­we­der muß­te er nach­ge­ben oder ei­ne pein­li­che Sze­ne mit ei­nem frem­den Kind ris­kie­ren. Er ließ sich al­so wei­ter­zie­hen. „Aber ich ha­be gar kein Ticket“, sag­te er über­flüs­si­ger­wei­se in der Hoff­nung, sie ab­zu­len­ken. Ein Ticket für was?
    „Du hast mir doch die Tickets ge­ge­ben, weißt du nicht mehr?“ Und sie ließ sei­ne Hand lan­ge ge­nug los, um in ih­rer klei­nen bun­ten Hand­ta­sche her­um­zu­kra­men. Sie brach­te zwei Um­schlä­ge mit Ge­päck­schei­nen und Tickets zum Vor­schein, die sehr of­fi­zi­ell aus­sa­hen. „Siehst du?“
    Er fand nun die De­tail­treue bei die­ser Aus­stel­lung nicht mehr so nett. Er nahm die Tickets her­aus und über­flog sie. Das ers­te war auf den Na­men Miss Ca­ro­lyn Cenji aus­ge­stellt. Das war ein Schock für ihn, denn er be­nütz­te sei­nen Nach­na­men sel­ten und hat­te ge­dacht, kaum ei­ner der Ko­lo­nis­ten wür­de ihn ken­nen. Dann nahm er den zwei­ten Um­schlag – und dar­auf stand Pfar­rer Paul Cenji. Das Ziel lau­te­te Bo­ston.
    Das Rät­sel mit den Na­men ließ er für einen Mo­ment au­ßer acht. Es gab ein Bo­ston auf dem Pla­ne­ten Ta­rot? Ja, das war wohl mög­lich; ir­gend­ein Dörf­chen, wel­ches man nach dem ir­di­schen Ori­gi­nal be­nannt hat­te und das nun der Ähn­lich­keit hal­ber auf den Tickets stand. Cle­ver. Aber ir­gend et­was stimm­te im­mer noch nicht.
    „Flug 24C nach Bo­ston – bit­te in Ga­te 15 ein­che­cken“, sag­te der Laut­spre­cher mit plötz­li­cher, un­er­war­te­ter Deut­lich­keit.
    Bru­der Paul lä­chel­te. Die­se gan­ze per­fek­te Dar­stel­lung war ei­ne Übung in Zu­kunfts­pla­nung, die Hoff­nung ei­nes rück­stän­di­gen Pla­ne­ten, der sich ent­schlos­sen der Zu­kunft stellt. Oder viel­leicht nost­al­gisch in die jüngs­te Ver­gan­gen­heit blickt, als Tech­no­lo­gie und Ener­gie noch bil­lig wa­ren. Warum soll­ten sie sonst den Na­men ei­ner Er­den­stadt ge­nom­men ha­ben? Ko­misch, wie schwie­rig es sein konn­te, in be­stimm­ten Si­tua­tio­nen Zu­kunft und Ver­gan­gen­heit von­ein­an­der zu un­ter­schei­den. Gab es über­haupt einen Un­ter­schied?
    „Das ist er! „schrie Ca­ro­lyn mit der ty­pi­schen Auf­re­gung klei­ner Mäd­chen. „Schnell!“
    Bru­der Paul ver­such­te im­mer noch her­aus­zu­fin­den, wie man sei­nen Na­men auf das Ticket be­kom­men hat­te – ganz zu schwei­gen von der nicht­exis­ten­ten Toch­ter! –, und ließ sich auf Ga­te 15 zu­zer­ren. Es muß­te doch ein Feh­ler sein, aber was für ei­ner? Sei­ne An­we­sen­heit hier auf dem Pla­ne­ten Ta­rot war kein Ge­heim­nis, doch weit­ver­brei­te­te Pu­bli­zi­tät hat­te er wohl auch nicht ge­ra­de er­langt. Viel­leicht hät­te man ei­ne wich­ti­ge Per­sön­lich­keit mit ei­ner der­ar­ti­gen Aus­stel­lung er­freut, aber er war doch nicht …
    Sie stie­ßen auf die Schlan­ge vor der Si­cher­heits­kon­trol­le. Soll­te er einen

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