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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ecke stand ei­ne bron­ze­ne Sta­tue: ein Mensch, ein Bul­le, ein Lö­we und ein Ad­ler. Von der ho­hen De­cke her­ab hing ein kost­ba­rer Leuch­ter. Bru­der Paul be­merk­te, daß die Licht­strah­len zwi­schen den Sta­tu­en und von der De­cken­lam­pe zu­sam­men den Um­riß ei­ner Py­ra­mi­de bil­de­ten: fünf Ecken, wenn man die Spit­ze mit­zähl­te.
    In der Mit­te be­fand sich ein rie­si­ger sil­ber­nen Tisch, und auf die­sem Tisch stan­den zwei Kel­che, zwei Schwer­ter, zwei Mün­zen, Zep­ter und Lam­pen. Die vier Sym­bo­le des Ta­rot mit den not­wen­di­gen Lam­pen, um in die­sem son­nen­lo­sen Raum al­les zu be­leuch­ten.
    The­ri­on wand­te sich ihm zu. „Sohn der Er­de, ich brau­che nur das Zei­chen zu ge­ben, und du wirst le­ben­dig in die un­ter­ir­di­schen Tie­fen stür­zen, um bis zum En­de dei­ner Ta­ge das Brot der Reue zu es­sen und das Was­ser des Zorns zu trin­ken. Aber wir sind nicht hart­her­zig – al­les, was wir von dir ver­lan­gen, ist dein fei­er­li­cher Eid, daß du nie­mals ir­gend je­man­dem auch nur das ge­rings­te De­tail des­sen ent­hül­len wirst, was du in die­ser Nacht ge­se­hen und ge­hört hast, und dann sollst du frei sein. Willst du die­sen Eid schwö­ren?“
    Das war wohl ver­nünf­tig. Ei­ne Ge­heim­ge­sell­schaft wür­de nicht lan­ge ge­heim blei­ben, wenn sie kei­ne der­ar­ti­gen Vor­sichts­maß­nah­men traf. Aber Bru­der Pauls Missi­on ver­lang­te von ihm, sein Wis­sen auch drau­ßen kund­zu­tun. „Ich wer­de es nicht tun“, sag­te er.
    Un­gläu­big starr­te ihn The­ri­on an. „Das war ei­gent­lich als rhe­to­ri­sche Fra­ge ge­dacht, Pos­tu­lant. Es gibt nur ei­ne Ant­wort.“
    „Nicht für mich.“ Hät­te er das al­les auf sich ge­nom­men – für nichts?
    „Vor­sicht, Pos­tu­lant! Trotz wird mit dem To­de be­straft!“ Und es er­tön­te ein be­droh­li­ches Grol­len, als die De­cken­lam­pe ver­lösch­te. Der Raum wur­de nun le­dig­lich durch die zit­tern­den Ker­zen hin­ter den Sta­tu­en be­leuch­tet.
    „Mei­ne In­for­ma­ti­on kann nie­man­dem nüt­zen, wenn sie ge­heim blei­ben muß“, sag­te Bru­der Paul un­ge­rührt.
    The­ri­on deu­te­te auf die Kel­che auf dem sil­ber­nen Tisch. „Dann mußt du dich noch die­ser Prü­fung un­ter­zie­hen“, rief er. „Ein Kelch ent­hält ein tod­brin­gen­des Gift, der an­de­re ist harm­los. Wäh­le einen aus oh­ne nach­zu­den­ken und trink ihn aus.“
    Bru­der Paul trat auf den Tisch zu, nahm den rech­ten Kelch und trank ihn in ei­nem Zug leer.
    The­ri­on lä­chel­te. „Ich ha­be dich ver­su­chen wol­len“, sag­te er. „Bei­de Ge­trän­ke wa­ren harm­los.“
    Was sich auch Bru­der Paul ge­dacht hat­te. Ein rei­ner Glücks­test wä­re sinn­los ge­we­sen – um Mut, nicht um Le­ben oder Glück ging es hier.
    „Ed­ler Su­chen­der“, sag­te The­ri­on nun. „Du hast al­le Prü­fun­gen be­stan­den. Nun bist du ge­weiht, die Weis­heit der Al­ten zu tei­len. Die Ma­gie be­steht aus zwei Ele­men­ten – dem Wis­sen und der Kraft. Oh­ne Wis­sen kann die Kraft nicht voll­stän­dig sein, und oh­ne ei­ne be­stimm­te Kraft kann nie­mand zu Wis­sen ge­lan­gen. Ler­ne lei­den, da­mit du gleich­mü­tig wirst; ler­ne ster­ben, um un­s­terb­lich zu wer­den; ler­ne dich zü­geln, um zum Ziel dei­ner Wün­sche zu ge­lan­gen: Das sind die ers­ten drei Ge­heim­nis­se, die der Ma­gus 1er­nen muß, um ein Ho­he­pries­ter der Wahr­heit zu wer­den. Zwölf Jah­re lang muß er bei uns stu­die­ren, um zu ei­nem Meis­ter zu wer­den, wie es Mo­ses der Ju­de tat und Pla­to der Grie­che …“
    „Zwölf Jah­re?“ frag­te Bru­der Paul.
    „Für den An­fang. Da­nach erst be­ginnt die rich­ti­ge Er­zie­hung.“
    „Ich kann aber kei­ne zwölf Jah­re war­ten“, pro­tes­tier­te Bru­der Paul. „Ich kann nicht ein­mal zwölf Wo­chen war­ten! Ich brau­che so­fort die Ant­wort.“ Ehe sei­ne Zeit her­an­rück­te, wenn er wie­der zu­rück zur Er­de ver­frach­tet wür­de. Die Ma­te­rie­über­tra­gung wür­de nicht we­gen ei­nes ein­zel­nen Man­nes auf­ge­scho­ben!
    „Das ist un­mög­lich“, er­wi­der­te The­ri­on be­stimmt.
    „Dann muß ich so ge­hen.“
    The­ri­on mach­te ei­ne

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